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Champagner und Stilettos

Champagner und Stilettos

Titel: Champagner und Stilettos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger
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an ihm vorbeiquetschte, und rief dann: »Hey, Mom, gibt’s irgendwo noch Cola? Dylan hat alles ausgetrunken.« Das war das Letzte, was sie auf ihrem Weg über das Basketballfeld hörte. Sie nahm die Treppe statt des Aufzugs, und dann war sie draußen, die eisige Nachtluft schlug ihr entgegen, und sie konnte wieder atmen.
    Ein freies Taxi fuhr vorbei, und noch eins, doch obwohl die Temperatur deutlich unter dem Gefrierpunkt lag, ignorierte Brooke sie alle und marschierte fast schon im Laufschritt los, Richtung Heimat. Die eben gehörten Geschichten schwirrten ihr durch den Kopf, sie verwarf, verdrängte eine nach der anderen, suchte nach den Punkten, in denen sie nicht mit ihrer eigenen Situation übereinstimmten. Nie und nimmer würden Julian und sie so enden, nur wegen eines einzigen Ausrutschers, eines einmaligen Fehlers. Sie liebten sich doch. Nur weil es gerade nicht rundlief, hieß das doch nicht, dass sie keine Chance mehr hatten. Oder?
    Sie überquerte die Sixth Avenue, die Seventh und die Eighth. Ihre Wangen und Finger wurden allmählich taub, aber das kümmerte sie nicht weiter. Sie war raus aus dieser Wohnung, weg von all den grausigen Geschichten, weg von den Prophezeiungen zu ihrer Ehe, die nichts, aber auch gar nichts zu bedeuten hatten. Diese Frauen kannten Julian und sie nicht. Langsam beruhigte sie sich, drosselte das Tempo, holte tief Luft und sagte sich, dass alles gut werden würde.
    Wenn da bloß nicht immer noch die kleine, bohrende Frage in ihrem Hinterkopf gewesen wäre: Und wenn sie recht haben?

18
Zum Wahnsinnigwerden
    Das Telefon auf dem Nachttisch klingelte, und Brooke fragte sich zum x-ten Mal, warum es in Hotels keine Anrufererkennung gab. Die allerdings in diesem Fall nicht nötig war. Es konnten nur ihre Schwiegereltern sein, weil jedermann sonst sie auf dem Handy angerufen hätte. Also angelte sie sich den Hörer und schnaufte noch einmal tief durch.
    »Hallo Brooke. Hast du etwas von Julian gehört?« Dr. Alters Stimme drang durch die Leitung, als wäre er gleich nebenan, was er trotz eifrigster Bemühungen seitens Brooke auch tatsächlich war.
    Sie zwang sich in die Sprechmuschel zu lächeln, damit ihr nichts allzu Patziges herausrutschte. »Oh, hi!«, zwitscherte sie. Wer sie gut kannte, hätte das sofort als ihren aufgesetzt freundlich-geschäftsmäßigen Ton identifiziert. Eine Anrede verkniff sie sich, wie schon seit fünf Jahren, so auch diesmal. »Dr. Alter« war zu förmlich für einen Schwiegervater, »William« wirkte irgendwie zu vertraulich, und ihn »Dad« zu nennen, dazu hatte er sie wahrhaftig niemals ermuntert.
    »Habe ich«, sagte Brooke geduldig zum hundertsten Mal. »Er ist immer noch in London und bleibt da vermutlich noch bis Anfang nächster Woche.« Das wussten ihre Schwiegereltern genauso gut wie sie. Sie hatte es ihnen gesagt, sobald sie sich an der Hotelrezeption auf sie gestürzt hatten. Und von ihnen wiederum erfahren, dass sie darauf bestanden hatten, nicht am anderen Ende des Zweihundert-Zimmer-Hotels untergebracht zu werden (wie es Brookes Wunsch gewesen war), sondern in benachbarten Räumen, »aus Gründen der Zweckmäßigkeit«.
    Ihr Schwiegervater schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Es ist doch nicht zu glauben, dass er nicht zur Hochzeit kommt! Die zwei sind weniger als einen Monat auseinander. Sie sind praktisch zusammen aufgewachsen. Trent hat so eine rührende Rede bei eurer Hochzeit gehalten, und jetzt wird Julian bei seiner nicht einmal dabei sein.«
    Die Ironie des Ganzen brachte sie zum Lächeln. Was hatte sie auf Julian herumgehackt, weil er die Hochzeit schwänzte, mit fast denselben Worten, die eben sein Vater gebraucht hatte, aber kaum kamen sie aus Dr. Alters Mund, fühlte sie sich genötigt, für Julian in die Bresche zu springen.
    »Na ja, es ist schon eine ziemlich große Sache. Er tritt vor einem äußerst illustren Publikum auf, unter anderem vor dem britischen Premierminister.« Dass Julian für die vierstündige Veranstaltung zweihunderttausend Dollar bekam, ließ sie vorsichtshalber aus. »Und er wollte der Braut und dem Bräutigam auch nicht die Schau stehlen, in Anbetracht all dessen, äh, was vorgefallen ist.«
    Das war schon die konkreteste Formulierung zur aktuellen Lage. Julians Vater tat einfach so, als sei alles in bester Ordnung, als habe er die berüchtigten Bilder nie gesehen und keine Zeile über die zunehmend desolate Ehe seines Sohnes gelesen. Und nun weigerte er sich zur Kenntnis zu nehmen, dass Julian nicht

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