Champagner und Stilettos
schlicht unglaublich. Stell dir ein uraltes Gutshaus inmitten von endlosen, sanft geschwungenen Hügeln vor, aber mit Flachbildschirmen und Fußbodenheizung im Bad und dem abgefahrensten Riesenpool, den du je gesehen hast. Die Zimmer kosten so was wie zweitausend pro Nacht, sie haben alle einen Kamin und eine eigene kleine Bibliothek, und zu jedem gehört ein eigener Butler.« Er schwieg und sagte dann, sehr liebevoll: »Es wäre absolut perfekt, wenn du mit dabei wärst.«
Es war schön – doch, ganz ehrlich –, ihn so fröhlich und gesprächig zu erleben. Er wollte sie offensichtlich an allem teilhaben lassen; vielleicht plagten ihn ja tatsächlich Gewissensbisse wegen ihrer in letzter Zeit stark gestörten Kommunikation. Doch so ganz leicht zu verdauen war es trotzdem nicht, angesichts der Umstände, mit denen Brooke sich momentan herumschlagen musste: in Gesellschaft ihrer Schwiegereltern und nicht etwa irgendwelcher Staatsoberhäupter oder internationaler Supermodels, vor der Tür öde Einkaufsmeilen statt malerischer Felder, und ein sehr, sehr überschaubares Hotelzimmer im Sheraton von Chattanooga ohne auch nur einen einzigen Butler weit und breit. Und zur Krönung des Ganzen ging sie zur Hochzeit seines Cousins – allein. So gern sie auch hörte, wie gut er es sich gehen ließ, auf ein paar Details seines derzeitigen Luxuslebens hätte sie mit Freuden verzichten können.
»Du, ich muss los. Gleich fängt das Dinner an.«
Ein Pärchen in ihrem Alter ging an ihr vorbei zum Restauranteingang. Brooke erwiderte ihr Lächeln.
»Jetzt mal im Ernst, wie geht’s meinen Eltern?«
»Keine Ahnung, aber sie machen einen guten Eindruck.«
»Benehmen sie sich?«
»Sie geben sich Mühe, schätze ich mal. Dein Dad spuckt Gift und Galle wegen dem Mietwagen – frag nicht –, und deine Mutter scheint das hier mit einer Kostümparty zu verwechseln, aber sonst, ja, doch, alles im grünen Bereich.«
»Du bist eine Heldin, Brooke«, sagte er leise. »Was du da alles auf dich nimmst. Trent und Fern sind dir bestimmt bis in alle Ewigkeit dankbar.«
»Es ist eben das Richtige so.«
»Trotzdem hätten viele es nicht so gemacht. Ich hoffe, ich tue auch das Richtige.«
»Es geht nicht um uns und um das, was wir durchstehen«, sagte sie ruhig. »Jetzt geht es darum, ein fröhliches Gesicht zu machen und die beiden zu feiern. Und das werde ich versuchen.«
Ein weiteres Pärchen ging an ihr vorbei. Sie sahen zu ihr her und erkannten sie offensichtlich. Sicher würde es Mutmaßungen darüber geben, warum sie allein hier war.
»Brooke? Es tut mir leid, ganz ehrlich. Aber du fehlst mir, und ich kann’s kaum erwarten, dich wiederzusehen. Ich glaube wirklich, dass –«
»Ich muss jetzt echt los«, sagte sie. Es war unverkennbar, dass die anderen sie belauschten. »Ich meld mich später wieder, okay?«
»Okay«, sagte er, hörbar gekränkt. »Grüß alle von mir und versuch dich ein bisschen zu amüsieren. Ich vermisse dich und hab dich furchtbar lieb.«
»Mhm. Ich dich auch. Bye.« Sie beendete das Gespräch und hätte sich am liebsten wieder mal in Heulkrämpfen auf dem Boden gewunden, doch zum Glück kam in ebendiesem Moment Trent nach draußen. Er trug das, was Brooke als modische Internatskluft bezeichnete: weißes Hemd, blauer Blazer, preiselbeerfarbene Krawatte, Loafers von Gucci und – als Zugeständnis an den Zeitenwandel – geradezu verwegene Khakihosen (ohne Bügelfalte vorn). Selbst jetzt noch, nach all den Jahren, stand ihr sofort wieder das Date mit ihm in dem faden italienischen Restaurant vor Augen, und sie erinnerte sich an die Schmetterlinge in ihrem Bauch, als sie Julian in der Bar entdeckte, in die Trent sie danach mitgenommen hatte.
»Hey, mir wurde schon zugetragen, dass du da bist«, sagte er und gab ihr einen Kuss auf die Wange. »War das Julian?« Er wies mit dem Kopf auf das Handy.
»Ja, er ist in Schottland. Und wäre lieber auch hier«, sagte sie matt.
Trent lächelte. »Na, dann hätte er es möglich gemacht. Ich hab tausend Mal versucht ihm zu erklären, dass das hier ein Privatanwesen ist und wir ohne Weiteres Sicherheitskräfte anmieten würden, um irgendwelche Paparazzi fernzuhalten, aber er hat immer bloß gesagt, er wolle keinen Zirkus veranstalten. Ich konnte ihn mit nichts überzeugen. Also …«
Sie nahm Trents Hand. »Es tut mir so unendlich leid, dass das ausgerechnet jetzt so hochgekocht ist«, sagte sie. »Und ihr müsst es ausbaden.«
»Komm, lass uns reingehen und
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