Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Champagner und Stilettos

Champagner und Stilettos

Titel: Champagner und Stilettos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger
Vom Netzwerk:
Rohrspatz: Was das bitteschön sein solle, ein Hotel ohne Parkservice, wieso man bei Hertz nur amerikanische Automodelle mieten könne, und welcher Hohlkopf ein Dinner auf halb sieben ansetze, Herrgott noch mal, da sei man ja gerade erst vom Mittagessen aufgestanden? Er fand sogar an dem spärlichen Freitagabendverkehr in Chattanooga etwas zu meckern – welche Stadt, die auf sich hielt, hatte schon freie Straßen und jede Menge ebenso freie Parkplätze vorzuweisen? Wo gab es sonst noch so elend höfliche Autofahrer, die bei jedem Stoppschild zehn Minuten anhielten und einander wild gestikulierend die Vorfahrt ließen? Das war jedenfalls kein Ort für ihn, so viel stand fest. In richtigen Städten gebe es Staus, Dreck, Menschenmassen, Schnee, Sirenen, Schlaglöcher und diverse weitere Missstände, wetterte er – die albernste Tirade, die Brooke je gehört hatte. Als die drei endlich beim Restaurant ankamen, hatte sie das Gefühl, sich schon die ganze Nacht mit ihren Schwiegereltern um die Ohren geschlagen zu haben.
    Zu ihrer enormen Erleichterung empfingen Trents Eltern sie gleich an der Tür. Wie sie wohl Elizabeths absurden Derby-Hut fanden? Trents Vater und Julians Vater, die sich als Brüder trotz des großen Altersunterschieds sehr nahestanden, verzogen sich mit den beiden Damen sofort Richtung Bar. Brooke entschuldigte sich mit dem Hinweis, sie wolle kurz Julian anrufen. Die erleichterten Blicke entgingen ihr nicht: Frauen, die ihre Männer anrufen, um nur mal eben Hallo zu sagen, drehen sich nicht auf dem Absatz um und lassen sich scheiden, nicht wahr?
    Sie sah sich im Restaurant um, konnte Trent und Fern aber nirgends entdecken. Draußen herrschten im Vergleich zu New York für Februar geradezu tropische Temperaturen, bei denen sie getrost den Mantel offen lassen konnte. Julian würde bestimmt nicht ans Handy gehen – in England war es jetzt Mitternacht, das hieß, er war gerade mit seinem Set fertig –, aber sie probierte es trotzdem und zuckte fast zusammen, als sie seine Stimme hörte.
    »Hi! Bin ich froh, dass du anrufst«, sagte er und klang dabei so aufgeregt und von den Socken, wie sie sich fühlte. Diesmal waren keine Hintergrundgeräusche zu vernehmen. »Gerade hab ich an dich gedacht.«
    »Echt?« Es nervte sie, dass ihr die Unsicherheit anzuhören war. In den vergangenen zwei Wochen hatten sie einmal pro Tag telefoniert, aber immer war es Julian gewesen, der angerufen hatte.
    »Ich find’s grauenvoll, dass du da ohne mich auf der Hochzeit bist.«
    »Tja, deine Eltern finden es auch nicht gerade prickelnd.«
    »Treiben sie dich in den Wahnsinn?«
    »Untertreibung des Jahrhunderts. Wahnsinnig gemacht haben sie mich gleich beim Einchecken. Jetzt sind wir auf dem besten Weg zur Selbstzerstörung.«
    »Tut mir leid«, sagte er leise.
    »Glaubst du immer noch, dass du die richtige Entscheidung getroffen hast, Julian? Ich hab Trent und Fern noch nicht gesehen, aber ich weiß nicht, was ich ihnen sagen soll.«
    Julian räusperte sich. »Sag ihnen einfach noch mal, dass ich aus dem schönsten Tag ihres Lebens keinen Medienzirkus machen wollte.«
    Brooke schwieg. Ihrer Einschätzung nach würde Trent lieber ein, zwei neugierige Reporter in Kauf nehmen, als ohne seinen Cousin und Freund aus Kindertagen Hochzeit zu feiern, aber sie sagte nichts.
    »Tja, äh, wie war’s denn heute so bei dir?«
    »O Mann, Rook, es war unglaublich. Einfach unglaublich. In der Nähe von dem Landgut liegt ein Städtchen mit einem irren mittelalterlichen Kern ganz oben auf einem Hügel, von dem man auf den neueren Teil sieht. Man kommt da nur mit so einer kleinen Seilbahn rauf, immer fünfzehn Mann auf einmal, und wenn man aussteigt, ist es wie in einem Labyrinth – riesenhohe Mauern mit Fackeln oben drauf, kleine, versteckte Geschäfte und Wohnhäuschen, alles total verwinkelt. Und mittendrin ein altes Amphitheater mit einem Wahnsinnsausblick auf die weite schottische Hügellandschaft, und ich hab im Dunkeln gespielt, alles war nur mit Fackeln und Kerzen erleuchtet. Sie haben da so eine Art heiße Zitrone mit Schuss serviert, und irgendwas an der ganzen Atmosphäre … die Kälte und die heißen Drinks und die gespenstische Beleuchtung und der Blick … ich kann’s nicht so richtig beschreiben, aber es war das totale Gänsehautfeeling.«
    »Klingt irre.«
    »War es auch! Und danach sind wir alle zurück in das Hotel … Resort? Landgut? Ich weiß nicht, wie ich es bezeichnen soll, aber es ist auf jeden Fall auch

Weitere Kostenlose Bücher