Champagner und Stilettos
widerlichen Geschmacks im Mund. Julian hatte ein halbes Dutzend Mal angerufen und ihre diverse SMS geschickt, wo sie denn sei und warum sie nicht ans Handy gehe – er war auf dem Weg zum Flughafen und schon so gut wie zu Hause, er vermisste sie und liebte sie und starb vor Ungeduld, sie in New York endlich wiederzusehen. Es war nett, den Spieß einmal umzudrehen, und sei es auch nur für eine Nacht. Endlich war sie es mal gewesen, die es hatte krachen lassen, mit Trinken und Feiern bis zum Morgengrauen.
Nach dem Duschen trieb der Kaffeedurst sie ins Foyer. Hoffentlich liefen ihr dort nicht die Alters über den Weg. Die wollten nämlich früh los und den Tag mit Trents Eltern verbringen. Die Frauen hatten Friseur- und Kosmetiktermine ausgemacht, die Männer gingen Squash spielen. Elizabeth hatte Brooke dabeihaben wollen, was diese mit der dreisten Lüge abgeschmettert hatte, sie würde zu Fern fahren und mit ihr und den Brautjungfern zu Mittag essen. Eben hatte sie es sich mit der Zeitung und einem XXL -Latte gemütlich gemacht, da hörte sie ihren Namen. Neben ihrem Tischchen stand Isaac, der schnuckelige angehende Facharzt, mit dem sie die halbe Nacht geflirtet hatte.
»Brooke? Hey! Wie geht’s? Ich hatte gehofft, dass wir uns sehen!«
Wer würde sich da nicht geschmeichelt fühlen?
»Hey, Isaac. Schön, dich zu sehen.«
»Ich weiß ja nicht, wie’s dir geht, aber ich bin noch ziemlich angeschlagen.«
Sie lächelte. »Ja, war ganz schön heftig gestern Abend. Aber es hat einen Riesenspaß gemacht.«
Nur für den Fall, dass das nicht ganz so harmlos klang, wie es gemeint war – Flirt hin, Flirt her, sie war schließlich verheiratet –, fügte sie ungefragt an: »Mein Mann wird sich schwarzärgern, dass er das verpasst hat.«
Ein seltsamer Ausdruck machte sich auf seinem Gesicht breit. Nicht etwa Überraschung, sondern eher Erleichterung, dass sie endlich damit herausgerückt war. Dann begriff sie.
»Du bist also wirklich die Frau von Julian Alter, ja?«, fragte er und setzte sich neben sie. »Gestern Abend haben alle davon gesprochen, aber ich wusste nicht so genau, ob es auch stimmt.«
»Von ebendem«, sagte Brooke.
»Da wird ja der Hund in der Pfanne verrückt! Ich sag’s dir, ich verfolge seine Karriere schon, seit er damals immer im Nick’s auf der Upper East Side gespielt hat. Und auf einmal war der Kerl überall! Brauchtest nur eine Zeitschrift aufzuschlagen oder den Fernseher anzumachen – Julian Alter, so sicher wie das Amen in der Kirche. Wow. Das muss doch mordsspannend sein.«
»Total aufregend«, sagte sie mechanisch, während ihr nach und nach ein unschönes Licht aufging. Wie lange musste sie wohl noch abwarten, bis sie aufstehen konnte, ohne grob unhöflich zu wirken? Mindestens drei Minuten. Eine Ewigkeit.
»Also, ich hoffe, du bist mir nicht böse, aber ich würde gern fragen …«
O nein! Er wollte sie nach den Bildern fragen, unter Garantie. Achtzehn himmlische Stunden lang hatte kein Mensch sie erwähnt, und jetzt kam dieser Isaac daher und machte alles kaputt.
»Willst du nicht auch einen Kaffee?«, stieß sie in letzter Verzweiflung hervor.
Er stutzte kurz und schüttelte dann den Kopf, zog einen braunen Umschlag aus der leinenen Umhängetasche vor seinen Füßen und sagte: »Ich wollte fragen, ob du das vielleicht Julian geben könntest, von mir? Ich meine, ich will mir gar nicht vorstellen, was er alles um die Ohren hat und so weiter – und damit das klar ist, ich bin nicht annähernd so talentiert wie er –, aber ich hab mich in meinem bisschen Freizeit immer der Musik gewidmet, und, na ja … ich wüsste gern, was er davon hält.« Damit griff er in den Umschlag, holte eine CD heraus und hielt sie Brooke hin.
Sie wusste nicht, ob sie lachen oder losheulen sollte.
»Äh, klar, ich – also, ich könnte dir ja auch einfach seine Studioadresse geben? Dann kannst du sie ihm selber schicken.«
Isaac strahlte. »Echt? Das wär ja super. Ich hab mir bloß gedacht, bei, äh, alldem, was da so los ist, ob er überhaupt –«
»O ja. Er ist da immer noch ständig und arbeitet an seinem nächsten Album. Du, Isaac, ich muss jetzt schnell rauf und einen Anruf erledigen. Bis heute Abend, okay?«
»Aber sicher doch, klingt gut. Ach, Brooke? Eins noch. Meine Freundin – sie kommt erst heute Abend – also, die hat ein Blog. Da geht’s um Promis und schicke Partys und so Zeug. Jedenfalls, sie würde dich wahnsinnig gern interviewen. Sie hat mich gebeten, dich zu
Weitere Kostenlose Bücher