Champagner und Stilettos
Fall gewesen war –, dann vielleicht von einer Etage in so einem Townhouse geträumt hatten, an einer ruhigen Straße mit Bäumen, womöglich mit einem kleinen Garten nach hinten raus und jeder Menge traumhaftem Stuck. Etwas Warmes, Gemütliches, am liebsten noch aus der Zeit vor dem Bürgerkrieg, mit hohen Decken und Charme und Charakter. Ein Heim für eine Familie in einem richtigen, gewachsenen Viertel mit kleinen Buchläden und schnuckeligen Cafés und ein paar preiswerten, aber guten Restaurants, in denen sie Stammgäste sein würden. Kurz gesagt, exakt das Gegenteil von diesem rostfreien, kalten Tribeca-Loft auf dem Foto. Wann hatten Julians Idealvorstellungen sich so drastisch gewandelt und vor allem: wieso?
»Leo ist gerade in einen Neubau in der Duane Street gezogen, mit Whirlpool auf der Dachterrasse«, fuhr er fort. »Er sagt, er hätte in seinem ganzen Leben noch nie so viele attraktive Menschen auf einem Haufen gesehen. Und er geht ungefähr dreimal die Woche zu Nobu Next Door zum Essen, stell dir das bloß vor!«
»Willst du einen Kaffee?«, fragte sie abrupt, von dem verzweifelten Wunsch beseelt, das Thema zu wechseln. Jedes Wort von ihm regte sie nur noch mehr auf.
Er sah auf und fasste sie genauer ins Auge. »Alles okay mit dir?«
Sie ging in die Küche und löffelte Kaffee in den Filterbehälter. »Mir geht’s gut«, rief sie.
Aus dem Nebenraum hörte sie das ffft von Julians iPhone bei jeder SMS und jeder Chat-Nachricht, die er verschickte. Plötzlich überkam sie eine unerklärliche Traurigkeit; sie lehnte sich an die Arbeitsplatte und sah zu, wie der Kaffee Tröpfchen um Tröpfchen die Kanne füllte. Sie machte die Becher für Julian und sich so wie immer. Er nahm seinen Kaffee entgegen, ohne den Blick vom iPhone zu wenden.
»Hallo?« Sie versuchte vergeblich, ihre Gereiztheit zu überdecken.
»Tschuldige, bloß eine SMS von Leo. Ich soll ihn jetzt gleich anrufen.«
»Unbedingt …« Ihr Ton ließ keinen Zweifel daran, dass sie haargenau das Gegenteil sagen wollte.
Er beäugte sie und steckte zum ersten Mal, seit er da war, das Handy in die Tasche. »Nein, ich bin jetzt hier. Leo kann warten. Lass uns reden.«
Er schwieg, wie in Erwartung, dass sie etwas sagte. Sie fühlte sich seltsam zurückversetzt in die Zeit ihrer ersten Rendezvous, obwohl: Nein, so viel Unbehagen und Abstand hatte sie nie empfunden, nicht einmal zu Anfang, als sie sich eigentlich noch völlig fremd gewesen waren.
»Ich bin ganz Ohr«, sagte sie. Bittebittebitte nimm mich ganz fest in die Arme, beteure mir deine unsterbliche Liebe und schwör mir, dass das Leben auf der Stelle wieder normal wird. So ereignislos und bettelarm wie vorher. So glücklich wie vorher . Und auch wenn das unwahrscheinlich war und sie es im Grunde sowieso nicht wollte, weil es das Ende von Julians Karriere bedeuten würde, wünschte sie sich von Herzen, dass er ein ernsthaftes Gespräch anfinge – darüber, wie schwierig diese neue Situation für sie beide war und wie sie am besten damit fertig werden könnten.
»Komm her, Rook«, sagte er so liebevoll, dass ihr das Herz aufging.
Oh, dem Himmel sei Dank . Er hatte es kapiert, es ging ihm auch an die Nieren, dass sie einander so gut wie nie sahen.
»Was geht dir so durch den Kopf, hm?«, fragte sie sanft. Hoffentlich kam sie ganz offen und unverkrampft rüber. »Waren ein paar harte Wochen, oder?«
»Kann man wohl sagen«, stimmte Julian zu. Den Blick, den er ihr nun zuwarf, kannte sie. »Weshalb ich der Ansicht bin, dass wir uns einen Urlaub verdient haben.«
»Urlaub?«
»Lass uns nach Italien fliegen! Wir reden schon ewig davon, und der Oktober ist die beste Zeit dafür. Ich würde sagen, ab Ende nächster Woche kann ich mir sechs oder sieben Tage freischaufeln. Ich muss bloß vor der Today -Show wieder da sein. Wir fahren nach Rom, Florenz, Venedig – machen eine Gondelfahrt und schlagen uns den Bauch mit Pasta und Vino voll. Nur du und ich. Was hältst du davon?«
»Das klingt sagenhaft«, sagte sie – doch dann fiel ihr ein, dass um die Zeit Randys und Michelles Baby kommen sollte.
»Ich weiß doch, wie du auf Parmaschinken und Käse stehst.« Er knuffte Brooke neckisch. »Salami und Parmesan, so viel dein Herz begehrt.«
»Julian –«
»Und wenn schon, dann auch volle Kanne. Ich finde, wir sollten erster Klasse fliegen. Weiße Tischdecken, kübelweise Champagner, Liegesitze. Uns mal so richtig was gönnen.«
»Das klingt unglaublich.«
»Warum guckst du mich
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