Champagner und Stilettos
verstanden?«
»Ich werd’s versuchen.«
»Nimm die Zeitschrift, geh ins Bett und denk dran, wie viele Frauen in Amerika jetzt gerne an deiner Stelle wären.«
Brooke lachte. »Na, ich weiß nicht.«
»Doch, bestimmt. Also, ich muss jetzt schlafen. Hör auf, dir Stress zu machen, und freu dich einfach, okay?«
»Danke, ich werd’s beherzigen. Bis dann, also.«
»Okay, bis dann.«
Brooke holte sich die Zeitschrift und sah sich das Foto noch einmal an, aber diesmal konzentrierte sie sich nur auf Julian. Es stimmte, er sah aus, als ob er sie vergötterte. Was konnte sie mehr verlangen? Und obwohl sie es niemals zugeben würde, hatte es schon etwas Berauschendes, sich in so einer Zeitschrift abgelichtet zu sehen und zu wissen, dass der eigene Mann ein Mädchenschwarm war. Nola hatte recht. Warum sollte sie sich nicht ein bisschen freuen. Konnte ja nichts schaden.
Sie griff zum Handy und schrieb schnell eine SMS an Julian: Hab gerade die neue Last Night gesehen – Wahnsinn! Bin so stolz auf dich. Danke für die irren Blumen, liebe sie, liebe dich.
So. Das war es, was Julian jetzt brauchte – Liebe und Bewunderung, kein Gezicke und Generve. Stolz, dass sie ihre anfängliche Panik überwunden hatte, schlug Brooke ihr Buch auf. Höhen und Tiefen gab es in jeder Ehe. Bei ihnen waren sie durch die ungewöhnlichen Umstände sicher etwas ausgeprägter als bei anderen, aber mit gutem Willen und stetem Bemühen würden sie auch das überstehen.
9
Einen Braten in der Röhre
und einen Drink in der Hand
Walter Alter legte das Kinn auf Brookes Fußknöchel ab und gab einen zufriedenen Seufzer von sich. »Gemütlich, oder?«, fragte sie, was er mit einem Blinzeln quittierte. Das fette Popcornteil, das sie ihm hinhielt, beschnüffelte er und zupfte es dann sacht mit der Schnauze zwischen ihren Fingerspitzen heraus.
Es war einfach himmlisch, so zusammengerollt auf der Couch zu lümmeln, in freudiger Erwartung, dass Julian kam und sie endlich einmal wieder richtig Zeit füreinander haben würden. Doch ihre Gedanken schweiften ständig zurück zu Kaylie. Beim Wiedersehen mit ihrer Patientin am Anfang des neuen Schuljahrs hatte sie zu ihrem Entsetzen festgestellt, dass Heather richtig lag: Kaylie hatte viel zu viel abgenommen, so viel, dass Brooke fast die Luft wegblieb, als das Mädchen zu ihr ins Büro kam. Sie hatte sofort ein langes Gespräch über den Unterschied zwischen einem gesunden Speiseplan und gefährlichen Radikaldiäten mit ihr geführt – gefolgt von etlichen weiteren Gesprächen im Verlauf der letzten Wochen – und schöpfte nun allmählich Hoffnung, dass ihre Worte Gehör fanden.
Ihr Handy brummte. Mit einem Ruck war sie wieder im Hier und Jetzt. Eine SMS von Julian, laut der er in zwanzig Minuten da sein würde. Sie raste ins Bad und riss sich schon auf dem Weg dahin die Kleider vom Leib. Wenigstens den Geruch nach Glasreiniger wollte sie loswerden, den ihre Haare und Hände nach einem ungewöhnlich heftigen, leicht ins Manische tendierenden Hausputzanfall immer noch verströmten. Kaum stand sie unter der Dusche, bellte Walter los wie ein Irrer. Das konnte nur eins bedeuten.
»Julian? Ich bin in zwei Minuten aus der Dusche!«, rief sie – völlig sinnlos, wusste sie doch aus Erfahrung, dass er im Wohnzimmer keinen Pieps hören konnte.
Im nächsten Augenblick spürte sie einen kalten Luftschwall. Gleich darauf nahm ihr Gatte durch den Wasserdampf hindurch Gestalt an, und obwohl er sie schon zigtausend Mal nackt gesehen hatte, überfiel Brooke ein dringendes, fast schon verzweifeltes Bedürfnis, sich zu bedecken. Hinter dem durchsichtigen Plastikvorhang fühlte sie sich wie auf dem Präsentierteller. Genauso gut hätte sie mitten auf dem Union Square duschen können.
»Hey, Rook«, sagte er, lauter als sonst, um das Wasserrauschen und Walters wildes Gekläff zu übertönen.
Sie drehte ihm instinktiv den Rücken zu und fand sich selbst albern. »Hey«, sagte sie. »Ich bin so gut wie fertig hier. Warte noch kurz … äh, hol dir ’ne Cola, ich bin gleich so weit.«
Schweigen, dann kam ein Okay von ihm. Vermutlich war er jetzt gekränkt. Wieder sagte Brooke sich, dass es ihr gutes Recht war, so zu reagieren, und sie sich nicht dafür entschuldigen oder irgendwelche Erklärungen abgeben musste.
»Tut mir leid«, rief sie, den Rücken immer noch zur Tür gewandt, obwohl sie spürte, dass er bereits draußen war. Nicht um Entschuldigung bitten, du dumme Nuss!
Sie duschte sich so schnell wie
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