Champagner und Stilettos
dann so an?« Er nahm seine Strickmütze ab und fuhr sich durchs Haar.
»Weil ich keine Urlaubstage mehr habe und es für meine Mädchen von der Huntley mitten im Schuljahr liegt. Meinst du, wir könnten die Reise auch über Weihnachten machen? Wenn wir am dreiundzwanzigsten abfliegen, hätten wir fast –«
Julian gab ihre Hand frei und ließ sich mit einem entnervten Schnauben zurück in die Polster fallen. »Woher soll ich wissen, was im Dezember los ist, Brooke? Jetzt hätte ich Zeit. Das ist vielleicht eine einmalige Gelegenheit. Willst du dir das wirklich entgehen lassen, wegen so einem Quatsch?«
Sie starrte ihn fassungslos an. »Dieser ›Quatsch‹ ist zufällig mein Job. Julian, niemand hat sich in diesem Jahr so viele Tage freigenommen wie ich. Ich kann unmöglich da reinmarschieren und noch eine Woche Urlaub beantragen. Die würden mich auf der Stelle feuern.«
Sein Blick war stahlhart. »Wäre das wirklich so schlimm?«
»Ich tue mal so, als hätte ich das überhört.«
»Nein, im Ernst, Brooke. Wäre das der Weltuntergang? Du reibst dich doch zwischen dem Job an der Huntley und der Klinik völlig auf. Ist es denn da so schrecklich, dir vorzuschlagen, dass du mal eine Auszeit nimmst?«
Jetzt lief allmählich alles aus dem Ruder. Julian wusste besser als jeder andere, dass Brooke noch ein Jahr durchhalten musste, bevor sie hoffentlich endlich ihre eigene Praxis aufmachen konnte. Ganz zu schweigen davon, dass ihr einige der Mädchen sehr ans Herz gewachsen waren, besonders Kaylie.
Sie holte tief Luft. »Es ist nicht schrecklich, Julian, aber es geht nicht. Du weißt doch, dass ich nur noch ein Jahr brauche, und dann –«
»Na und? Du kannst ja wieder nach einer gewissen Zeit zurück«, fiel er ihr ins Wort und fuchtelte unwirsch herum. »Meine Mutter hat gemeint, vermutlich würden sie dir den Job sogar so lange freihalten, wenn dir so viel daran liegt, aber ich halte das eigentlich für unnötig. Du findest doch mit Leichtigkeit was anderes.«
»Deine Mutter? Seit wann redest du denn mit deiner Mutter über irgendwas?«
Er sah sie an. »Was weiß ich, ich hab den beiden bloß erzählt, wie hart es ist, die ganze Zeit voneinander getrennt zu sein, und ich fand, sie hatte ein paar gute Ideen dazu.«
»Dass ich meinen Job kündigen soll?«
»Nicht unbedingt kündigen, Brooke, obwohl, wenn du das willst, hast du meine volle Unterstützung. Aber vielleicht ist eine Auszeit ja die Lösung.«
Sie konnte es sich nicht vorstellen. Klar, sich nicht mehr mit Terminplänen und Schichtdiensten und den ganzen mühsam irgendwo reingezwängten Überstunden herumschlagen zu müssen, klang himmlisch – wer wollte das nicht? Aber ihre Arbeit machte ihr wirklich Freude, und sie fieberte dem Tag entgegen, ab dem sie sich selbständig machen würde. Sie hatte sich bereits einen Namen für ihre eigene Praxis ausgedacht – Gesundheit! Für Mutter und Kind – und wusste auch schon ganz genau, wie die Webseite aussehen sollte. Selbst das Logo hatte sie fix und fertig im Kopf: ein großes und ein kleines Paar Füße nebeneinander und sonst nur noch eine Hand, die von oben ins Bild ragte und sich um eine Kinderhand schloss.
»Das kann ich nicht, Julian«, sagte sie und griff nach seiner Hand, so aufgebracht sie auch über sein mangelndes Verständnis war. »Ich tue mein Bestes, um deine Karriere mitzuverfolgen und allen Trubel und allen Wahnsinn mitzumachen, aber daneben gibt es auch noch meine eigene Karriere.«
Das schien ihn nachdenklich zu stimmen, doch dann beugte er sich zu ihr und küsste sie. »Jetzt setz dich mal in aller Ruhe hin und überleg’s dir, Rook. Italien! Für eine Woche.«
»Julian, bitte, ich …«
»Kein Wort mehr«, sagte er und legte ihr die Finger auf die Lippen. »Wir lassen es sein, wenn du nicht willst« – er korrigierte sich, als er Brookes Miene sah – »wenn du es nicht einrichten kannst. Dann warte ich, bis wir gemeinsam hinfahren können, ich schwör’s. Aber versprichst du mir, dass du darüber nachdenkst?«
Brooke nickte nur. Sie traute ihrer Stimme nicht.
»Gut. Wie wär’s, wenn wir heute Abend essen gehen? Irgendwas Schlichtes und Ergreifendes. Keine Presse. Keine Freunde. Nur wir zwei. Was meinst du?«
Sie hatte eigentlich gedacht, sie würden ihren ersten gemeinsamen Abend zu Hause verbringen, aber je länger sie darüber nachdachte, desto weniger konnte sie sich erinnern, wann sie beide zuletzt miteinander ausgegangen waren. Es gab noch so viel zu
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