Champagnerkuesschen
schlendern zum Tisch der beiden. Für Außenstehende müssen wir wie ein Liebespärchen wirken, so, wie mich Andreas an sich gepresst hält.
Bennis Kopf schnellt nach oben, als er uns kommen sieht. Seine Augen wandern erst zu Andreas, dann zu mir. Angestachelt durch meinen Erfolg kuschele ich mich noch enger an Andreas.
„Wir gehen jetzt“, zwitschere ich mit Piepsstimme. „Ich wollte euch nur noch einen schönen Abend wünschen.“ Ich zwinkere Benni zu.
Benni sieht aus, als wolle er sich jeden Moment auf Andreas stürzen. Fast hätte ich laut losgejubelt! Benni ist eifersüchtig! Ha!
„Schade“, antwortet Annika. Sie wirft die Haare zurück wie in einem Werbespot für Haarspray. „Ich wollte gerade fragen, ob ihr euch nicht zu uns setzen möchtet?“
Waaas? Für diese Reaktion gibt es nur zwei Erklärungen: Erstens – Benni hat ihr nicht erzählt, wer ich bin, oder zweitens – Annika ist blond und blöd. Oder ... vielleicht ist das auch so eine Art Taktik, um mich zu verunsichern?!
„Äh, nein. Wir wollten euch nicht stören“, antworte ich perplex.
„Ach was. Ben, was meinst du?“ Annika lächelt zuckersüß. Mir wird gleich schlecht. Ben – so nennt ihn nur seine Mutter und Arianne. Am liebsten würde ich laut schreien: Hey, für dich heißt der Typ immer noch Benjamin. Ben oder Benni darf nur ich ihn nennen.
„Willst du uns nicht vorstellen“, fragt Annika. Tatsächlich, wie ich vermutet habe: Benni, der alte Feigling, hat nicht einmal die Größe gehabt, Annika zu erzählen, wer ich bin.
„Entschuldige. Natürlich. Äh ... gerne.“ Heuchler!
„Benjamin Wagner, und die charmante Frau an meiner Seite ist Annika Jansen. Sehr erfreut, Sie kennenzulernen.“ Benni nickt. Er sitzt auf seinem Stuhl, steif wie ein Stockfisch.
„Andreas Neumann.“ Andreas reicht Annika mit einem Lächeln die Hand. „Nett, Sie kennenzulernen.“
„Hallo“, zwitschert die Sylvie-Annika und streicht sich kokett eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ich bin ein großer Fan Ihrer Sendung. Der Bericht letzte Woche über die Elbphilharmonie hat mich wirklich beeindruckt. Sie müssen mir unbedingt erzählen, was Sie als nächstes Projekt planen.“
Das Miststück! Erst schnappt sie mir meinem Kerl vor der Nase weg, und jetzt flirtet sie auch noch mit Andreas.
„Ich habe letztes Jahr meinen Doktor in Medien- und Kommunikationswissenschaften gemacht und hätte da einige interessante Ideen. Vielleicht möchten Sie sich mal darüber austauschen?“
Oje, schlau ist sie auch noch: Doktor Annika Jansen. Mein eben noch dagewesenes Selbstbewusstsein verlässt mich.
„Gerne. Ich bin immer offen für Neues. Aber ich möchte Sie nicht mit Beruflichem langweilen. Sie sind schließlich hier, um einen romantischen Abend zu zweit zu genießen. Aber ...“ Andreas kramt in seiner Jackentasche und zieht eine Visitenkarte hervor. „Wenn Sie Lust haben, können Sie mich gerne anrufen, und dann treffen wir uns auf einen Kaffee.“
„Prima.“ Annika lächelt und sieht dabei prinzessinnenhaft und blond und zart aus. Die Visitenkarte liegt wie ein Kleinod in ihren Händen.
„Tja, dann wollen wir mal“, stupse ich Andreas in die Seite. „Wir haben nämlich noch eine Kleinigkeit vor!“ Ich kichere hysterisch. Bennis Augenbrauen schnellen nach oben. Sonst wird das hier noch eine große Verbrüderung. Würg!
„Ja, natürlich“, stimmt Andreas mir zu. Sein Lächeln ist absolut entwaffnend. Benni hält mich mit seinen Augen gefangen. Im Gegensatz zu Andreas lächelt er nicht.
„Viel Spaß noch“, sage ich und lege meinen Kopf auf Andreas´ Schulter. „Und tut nichts, was wir nicht auch tun würden“, schiebe ich noch hinterher. Benni zuckt bei meinen Worten zusammen. Ha! Es ist ihm also doch nicht so egal, wie er tut. Ein Hochgefühl beschleicht mich.
„Ja, euch auch“, ruft uns Annika hinterher. Verdammt! Damit ist mein Hochgefühl wieder futsch.
Andreas´ Wohnung ist, wie ich es erwartet habe, sehr stylish eingerichtet. Mit ein paar Lichterketten und einer kleinen Auswahl Kissen könnte ich mich hier wohlfühlen. Im Moment allerdings fühle ich mich ganz und gar nicht wohl in meiner Haut.
Andreas´ Hand liegt auf meinem Po und ist somit kurz davor, zu meiner Bauch-weg-Hose vorzudringen. Dass ich meine Bauch-weg-Hose trage, ist momentan allerdings mein kleinstes Problem. Wir küssen uns. Es sind keine unschuldigen Küsse, sondern die Art von Küssen, die unweigerlich zum Sex führen.
Wobei – der
Weitere Kostenlose Bücher