Champagnerkuesschen
gründlich versaut“, sage ich. „Du hast völlig recht.“ Ich mache eine Pause. „Mit allem!“
Andreas nickt.
„Aber warum hast du ... das ganze Theater hier mitgespielt, wenn du wusstest, dass Benni und ich ...?“
Andreas zuckt mit den Schultern.
„Hey, ich bin schließlich auch nur ein Mann. Wer würde schon Nein sagen, wenn sich die Gelegenheit bietet, mit einer schönen Frau einen Abend zu verbringen. Ich war gespannt, wie weit du gehen würdest ...“
„Du Mistkerl“, empöre ich mich und versetzte ihm einen Stoß in die Seite. „Du hast die Situation mit mir ausgenutzt.“
Andreas nickt und lacht. „Könnte man so sagen. Aber – Strafe muss sein. Schließlich hast du mich zuerst benutzt.“
„Ich bin so ein schlechter Mensch ...“ Ich schlage die Hände vors Gesicht. Mit einem Mal fühle ich mich klein, winzig klein und hilflos.
„Halt!“ Andreas hebt die Hand. „Bevor du dich in Selbstvorwürfen zerfleischst.“
Ich sehe ihn erstaunt an. Andreas lächelt. „Was hältst du davon, wenn ich uns eine Flasche Rotwein aufmache, und du mir ganz in Ruhe erzählst, was eigentlich mit dir los ist?“
Jetzt fühle ich mich richtig schlecht. Der Mann sieht nicht nur gut aus, sondern ist auch noch richtig nett.
„Gerne“, seufze ich. Was für ein Dilemma!
„Also, du rührst dich nicht vom Platz. Ich bin gleich wieder da“, befiehlt Andreas. Ich nicke artig. Andreas steht auf. Während er sich in der Küche zu schaffen macht, kämpfe ich verlegen mit meinem BH, der immer noch verloren um meine Schultern baumelt. Mit der Gesichtsfarbe eines unter Bluthochdruck leidenden Patienten versuche ich, den Verschluss in die richtige Position zu drehen.
Andreas kommt mit einer Flasche Rotwein und zwei Gläsern zurück. Als er mich sieht – meine Arme stehen in einem komischen Winkel nach hinten ab –, fängt er zu lachen an.
„Lass mal den Meister ran“, grinst Andreas. „Schließlich habe ich dich in diese Lage gebracht.“ Er zwinkert mir zu.
„Na also ...“, sagt Andreas, „... geht doch!“ Mit wenigen Handgriffen sitzt mein BH wieder da, wo er saß, bevor ihn Andreas geöffnet hat.
„Danke.“
„Da nicht für“, lautet seine typisch hamburgerische Antwort.
„Andreas!“
Er dreht sich um. „Was denn noch?“
Ich hole tief Luft. „Mir ist durch dich etwas klar geworden – etwas, das ich schon vor langer Zeit hätte wissen müssen. Weißt du, du bist bestimmt ein toller Mann. Na ja, und hübsch bist du auch. Ich habe mich am Anfang auch ein kleines bisschen in dich verliebt. Wäre da nicht Benni, dann hätte ich mich bestimmt noch mehr in dich verliebt ...“ Ich sehe ihm direkt in die Augen. „Wirklich!“
Andreas nickt. „Verstehe. Aber leider gibt es Benni.“ Er reibt sich übers Kinn. „Wobei ich immer noch nicht verstehe, warum du dann nicht bei ihm, sondern hier bei mir bist.“
„Ja. Das ist eine lange Geschichte und schrecklich kompliziert.“ Ich schluchze leise. „Es tut mir jedenfalls sehr leid – die Sache mit dir und so.“
Andreas reicht mir wortlos ein Taschentuch. Wo hat er das denn auf einmal hergezaubert?
Ich schnäuze lautstark. „Ich glaube, ich muss mich jetzt gepflegt volllaufen lassen.“
„Na, das trifft sich gut – dann sind wir schon zwei“, antwortet Andreas fröhlich und reicht mir mein Glas. „Schließlich hat mein ansonsten prächtig entwickeltes Ego heute dank dir einen mächtigen Kratzer abbekommen. Das passiert einem Mann wie mir auch nicht alle Tage.“
Wir prosten uns zu.
18. Julias Facebook-Status: Der Tag ist nicht mein Freund!
Mein Schädel fühlt sich an, als würde er bei der kleinsten Bewegung zerplatzen. Ich schmatze leise. Bäh! Mein Mund schmeckt wie ein Mülleimer. Auf meiner Zunge ist über Nacht ein Pelz gewachsen. Blinzelnd öffne ich die Augen. Alles ist verschwommen. Was ist überhaupt los mit mir? Wo bin ich?
Als ich die Augen erneut öffne, sehe ich meine Umgebung zumindest scharf. Langsam nehme ich die Einzelheiten um mich herum wahr. Der Raum, in dem ich mich befinde, ist sehr weiß und sehr stylish eingerichtet. Ich drehe mich vorsichtig zur Seite. Autsch!
In meinem Kopf hat jemand einen Presslufthammer eingeschaltet, der mir höllische Kopfschmerzen verursacht. Das Bett unter mir bewegt sich mit. Mein Magen ebenfalls. Wenn das Geschaukel nicht gleich aufhört, muss ich mich übergeben. Vorsichtshalber drehe ich meinen Kopf zur Seite. Das Bett schlingert erneut. Ich fühle mich wie auf einem
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