Champagnerkuesschen
gesehen.“ Andreas mustert mich.
„Nee. Alles in bester Ordnung. Ich dachte nur ...“
In diesem Moment verschwindet der Gast aus meinem Blickfeld und ich habe wieder freie Sicht auf Bennis Begleitung. Wusste ich es doch! Annika.
Sie trägt ein hellblaues Kostüm und sieht absolut hinreißend aus. Ihre Haare fallen ihr schimmernd wie Gold über die Schultern. Den Mund leicht geöffnet, hört sie Benni andächtig zu. Wahrscheinlich erzählt Benni eine seiner Anekdoten aus seiner Zeit als Fotograf, denn Annika lacht glockenhell.
Ich knabbere an meiner Unterlippe. Diese alte Mistkuh ist gerade dabei, mir meinen Benni wegzuschnappen.
Die Bedienung kommt zu uns und fängt an, die Scherben vom Boden aufzusammeln. Ich starre immer noch wie gebannt zu Benni rüber, der sich gerade vorbeugt und Annika etwas zuflüstert. Annika wirft ihren Kopf in den Nacken und lacht erneut laut auf. Die beiden wirken vertraut miteinander – zu vertraut!
„Wo waren wir stehen geblieben?“, fragt Andreas, als die Bedienung wieder verschwunden ist.
„Beim Küssen“, antworte ich beiläufig, während ich die Geschehnisse an Bennis und Annikas Tisch beobachte.
Annika nimmt einen Schluck aus ihrem Glas. Aperol Sprizz . Boah! Die Sonne ist ja noch nicht einmal untergegangen! Ich werfe einen Blick auf meine leere Cappuccinotasse.
„Julia?“ Andreas sieht mich verwundert an. „Soll ich dir noch einen Cappuccino bestellen?“
„Ich hätte gerne einen Aperol Sprizz “, antworte ich wie aus der Pistole geschossen.
Andreas gibt der Bedienung ein Zeichen.
Ich verdrehe mir den Hals, da sich wieder irgendein Idiot genau vor Bennis Tisch gestellt hat.
Was macht Benni denn da?
Warum beugt der sich schon wieder so weit nach vorne? Ich meine, um sich zu unterhalten, reicht es doch, wenn man etwas lauter spricht. Hallo! Annika nimmt Bennis Hand. Ich bin kurz davor, aufzuspringen und dazwischenzugehen. Benni beugt sich wieder nach vorne. Meine Güte, die kleben ja förmlich aneinander.
Wie lange die Sache zwischen den beiden wohl schon läuft? Hey! Was soll das?! Eine Touristengruppe steht auf und verdeckt mir wieder die Sicht.
„Julia?!“, holt mich Andreas´ Stimme zurück.
„Äh ... entschuldigung“, stottere ich leicht verärgert. Ich muss wissen, was da vorne passiert. Ich kann mich jetzt nicht mit Andreas unterhalten.
„Langweile ich dich derart, dass du dich nach anderen Tischen für mehr Unterhaltung umschauen musst?“, nölt Andreas.
„Nein, ich dachte nur, da wäre ein Bekannter von mir“, sage ich ganz beiläufig. „Muss mich getäuscht haben. Entschuldigung.“ Ich schenke ihm ein Lächeln.
Die Bedienung kommt und stellt die zwei Gläser vor uns ab. Ich reiße das Glas quasi an mich.
„Prost!“, rufe ich lauter als normal und nehme einen tiefen Schluck. Ahhh, das tut gut. Okay, außergewöhnliche Situationen erfordern außergewöhnliche Maßnahmen. Was Benni und diese Annika-Schlampe können, kann ich auch! Ich werde wilden, ungezügelten Sex mit Andreas haben! Und ich werde dafür sorgen, dass Benni davon erfährt!
„Na, du hast es ja eilig“, staunt Andreas. Er hat lediglich einen kleinen Schluck genommen, während in meinem Glas schon ein beachtlicher Teil fehlt.
Los geht´s! Ich beuge mich zu Andreas rüber. „Habe ich dir schon gesagt, dass mich deine Augen an einen klaren Bergsee erinnern, in dem sich der Himmel spiegelt?“ Wow! Das klingt gut. Ich hätte nicht gedacht, dass ich einem Mann mal so etwas sagen würde.
„Hä?!“ Andreas scheint aufrichtig verwirrt über mein verändertes Verhalten. Gut so, Julia. Du kannst es noch. Gib alles!
„Als ich dich das erste Mal im Studio gesehen habe, dachte ich gleich: Wow, was hat der Mann tolle Augen.“ Ich schürze meine Lippen.
„Danke!“ Geschmeichelt nimmt Andreas meine Hand. „Deine Augen sind auch nicht von schlechten Eltern.“ Er führt meine Hand zu seinen Lippen. Ich nutze die Gelegenheit und checke derweil, was Benni und Annika gerade so treiben. Salat essen! Gut! Wer isst, kann nicht küssen. Ich entspanne mich ein wenig. Andreas´ Hand streichelt meine sanft.
„Du hast wunderbare weiche Haut“, flüstert Andreas heiser.
Ich schenke ihm ein Lächeln. Dabei öffne ich leicht meinen Mund. Ich habe mal gelesen, dass das auf Männer verführerisch und sinnlich wirkt. Andreas lächelt zurück. Scheint zu klappen.
Männer sind ja so leicht zu beeinflussen. Ein paar Gesten und zweideutige Andeutungen, die ihnen Paarungsbereitschaft
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