Champagnerkuesschen
Boot. Ich lege die Hand flach auf die Unterlage und taste sie ab. Tatsächlich! Ich liege auf einem Wasserbett. Definitiv nicht meines!
Mit einem Ruck richte ich mich auf und schaue hektisch zur anderen Seite. Gott sei Dank! Ich bin alleine. Für einen klitzekleinen Moment hatte ich die Befürchtung, Andreas könnte neben mir liegen. Erleichtert lasse ich mich zurück auf das Kissen fallen. Im selben Augenblick geht die Tür auf. Erschrocken richte ich mich erneut auf. Die Wassermelone auf meinem Hals droht augenblicklich zu zerplatzen.
Ein ziemlich nackter Mann kommt durch die Tür spaziert. Ziemlich, weil er nichts anhat und nur ein Tablett in der Hand hält. Ich schließe ganz schnell die Augen und hoffe, dass er verschwunden ist, wenn ich sie wieder öffne. Oh nein! Er ist immer noch da!
„Guten Morgen, Schlafmütze“, begrüßt mich Andreas mit der Lautstärke einer Bahnhofsansage.
„Aua! Nicht so laut“, stöhne ich. Ich schließe meine Augen. Erstens tut mein Kopf dann nicht so weh, und zweitens ist der Anblick von Andreas‘ nacktem Körper in meinem augenblicklichen Zustand einfach zu viel für mich.
„Gut geschlafen?“, flüstert er.
Ich nicke und stöhne. Was habe ich getan? Habe ich etwa mit Andreas geschlafen? Oh nein. Bitte, bitte, lieber Gott! Mach, dass das nicht wahr ist.
„Hier!“ Andreas setzt sich an den Bettrand und gibt mir einen Kuss auf die Stirn.
„Äh ...“ Ich richte mich erneut mühsam auf. „Könntest du dir ...“ Ich drehe meinen Kopf zu Seite. Parallel deutet mein Zeigefinger auf seinen nackten Unterkörper. „... bitte eine Hose anziehen.“
„Ach, stört dich das?“ Er lächelt scheinheilig. „Letzte Nacht fandst du es ganz okay!“
Das Blut weicht aus meinem Kopf. Ich meine, das ist nicht fair. Ich kann mich an nichts erinnern. In meinem Kopf ist nur Leere – absolute Leere.
„Du siehst ein bisschen blass um die Nase herum aus“, säuselt der Mistkerl. Er legt den Kopf leicht schräg. Um seinen Mund spielt ein Lächeln.
„Sag mal ...“, krächze ich. „Haben wir beide ... du und ich ...“ Ich fuchtele etwas hilflos mit meinen Händen durch die Luft.
„Was denn? Was meinst du?“ Er streichelt meine Hand.
„Na ja, ich meine, haben wir beide miteinander ...“ Das Wort geschlafen will einfach nicht über meine Lippen kommen. „... du weißt schon ...“
„Du meinst gevögelt?“ Andreas grinst.
Ich nicke schwach. Mein Magen fühlt sich an wie ein kalter Klumpen.
„Du kannst dich wohl an nichts erinnern?“ Andreas‘ Mundwinkel zucken verdächtig.
Ich schüttele, soweit es mir möglich ist, den Kopf.
„Ich kann dich beruhigen. Wir haben nicht miteinander geschlafen. Du warst voll wie eine Strandhaubitze und hast mir die ganze Zeit von deinem Super-Benni vorgeschwärmt!“
Ich sacke vor Erleichterung in mich zusammen. „Gott sei Dank!“, entweicht es mir. Der Mistkerl hat mich mit Absicht schmoren lassen.
„Na ja, du brauchst ja deswegen nicht gleich vor Freude in die Luft gehen. Bisher hat sich noch keine Frau bei mir beschwert“, antwortet Andreas beleidigt.
„So war es nicht gemeint. Nur, ich bin ...“
„In Benni verliebt! Ich weiß“, vollendet Andreas meinen Satz. Er steht auf und geht an seinen Schrank, um kurz darauf eine Boxershorts hervorzuziehen. „Ich wollte dich nicht wecken. Deshalb habe ich nur geduscht und mit dem Anziehen gewartet, bis du wach wirst.“
„Wie überaus rücksichtsvoll von dir“, murmele ich und nippe an dem heißen Kaffee. Sofort breitet sich ein angenehmes, warmes Gefühl in meinem Magen aus. „Mmh, das tut gut!“
Andreas nickt. „Es geht nichts über einen heißen Kaffee nach einer durchzechten Nacht.“
„Danke!“
„Kein Problem. Schönen Frauen in Not helfe ich immer gerne.“ Er sieht mir tief in die Augen. „Wenn ich dir einen Rat geben darf, Julia?“
Ich nicke.
„Dann fahr zu deinem Benni und sag ihm, was du mir die ganze Nacht erzählt hast. Der Typ wäre ein Idiot, wenn er dich dann nicht nimmt.“ Ein leises Piepen ertönt aus dem Nebenzimmer.
„Warte, ich muss nur schnell die Croissants aus dem Ofen holen.“ Andreas eilt nach draußen.
Ich starre an die Decke. So langsam kehrt meine Erinnerung an die vergangene Nacht zurück. An die endlosen Gespräche, den Rotwein und wie mich Andreas ins Bett getragen hat. Oh Mann! Das letzte Mal, das mir so etwas passiert ist, war mit Benni – damals im Zug.
Mein Handy klingelt. Ich stelle den Becher zur Seite und suche nach
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