Champagnernaechte sind gefaehrlich
nicht verantwortlich machen, denn er hatte jenen alles entscheidenden Spieleinsatz nicht vorgeschlagen.
Andererseits hatte er vorher nicht erwähnt, daß Scott an der Geburtstagsparty teilnehmen würde. Als Susan durch die Wohnungstür getreten war, hätte sie beinahe die Pizzaschachtel fallen lassen. Eine umwerfende Wirkung hatte Scott schon immer auf sie ausgeübt. Wenn er in der Nähe war, verlor sie ihre normalerweise so mühelos gewahrte Fassung. Lange genug hatte sie sich seinetwegen zum Narren gemacht - bis sie sechzehn geworden war. Nach jenem schrecklichen Abend hatte sie aufgehört, nach Vorwänden zu suchen, um zur Rocking M fahren und den geliebten Mann sehen zu können.
Die Erinnerung an die katastrophale Szene trieb Susan immer noch das Blut in die Wangen. Sie war zutiefst gedemütigt worden. Aber dabei hatte sie etwas Nützliches gelernt - daß man vor Verlegenheit nicht starb, nicht einmal, wenn man es wollte.
Sie war von der Ranch geflohen, hatte sich einzureden versucht, sie würde Scott hassen, und nicht daran geglaubt. Aber es war ihr sehnlichster Wunsch gewesen.
Seit damals bemühte sie sich erfolglos, ihn aus ihren Gedanken zu verbannen. Jedesmal, wenn sie mit einem Jungen ausging, vermißte sie Scott. Und je heftiger sie sich anstrengte, um andere Männer attraktiv zu finden, desto heller strahlte Scotts Bild in ihrer Phantasie.
Kein Mann kann so was Besonderes sein, sagte sich Susan wütend. Meine Erinnerungen sind unzuverlässig. Wenn ich in den nächsten Monaten ständig mit Scott zusammen bin, wird er mir gar nicht mehr so großartig erscheinen. Vertrautheit bringt Geringschätzung mit sich. Deshalb war ich auch bereit, diesen Job anzunehmen. Ich will ihn so gut kennenlernen, daß ich ihn verachten kann, nahm sie sich vor.
Dieser Vorsatz - oder hoffnungsloser Wahnsinn - war die einzige Erklärung für die Ereignisse an ihrem achtzehnten Geburtstag, wo sie eigentlich vernünftiger hätte sein müssen, so wie man es von einem erwachsenen Mädchen erwartete.
Du mußt auch die Vorteile dieses Arrangements sehen, überlegte sie. Ein Sommer auf der Rocking M würde sicher erholsamer verlaufen als ein Aufenthalt in dem Archäologencamp, den sie" ursprünglich geplant hatte, um sich auf den Studienbeginn im Herbst vorzubereiten.
Susans Gedanken beschäftigten sich immer noch mit unbeantworteten Fragen, als sie ihren Wagen in den Hof der Rocking M steuerte. Sie trat auf die Bremse, stieg langsam aus und streckte sich. Nun war sie knapp dreieinhalb Autostunden von den hellen Lichtern in Cortez entfernt, vorausgesetzt, das Wetter blieb weiterhin schön. Bei Regen würde sie mindestens sechs Stunden brauchen, um in die „Zivilisation" zurückzukehren.
Die Isolation störte sie nicht. Sie fühlte sich sogar hingezogen zu der weiträumigen Wildnis. Nach ihrem sechzehnten Geburtstag hatte sie nur dann ernsthaft mit ihrem Bruder gestritten, wenn er ihre Gewohnheit anprangerte, mit einer Feldflasche, einem Kompaß und einem Rucksack aus einem Camp zu wandern und nur eine knappe schriftliche Nachricht und einen Pfeil aus Kieselstein zurückzulassen, der die Richtung ihrer Expedition anzeigte. Die Tatsache, daß Cash genau das gleiche zu tun pflegte, milderte seine Wut auf Susan nicht. Was für ihn recht war, mußte nach seiner Ansicht für sie noch lange nicht billig sein. Als sie zu Scott gegangen war, um Unterstützung zu finden, hatte er mit ruhiger Stimme erklärt, er wünsche nicht, daß sie sich allein von der Ranch entferne, und das gelte auch für die große Weide jenseits der Straße.
Bei dieser Entfernung lächelte sie schwach. Sie war entrüstet gewesen, weil die beiden Männer sich gegen sie verbündet hatten. Auf ihren Vorwurf, er sei unvernünftig, hatte Scott geantwortet, so lange sie auf der Rocking M sei, habe sie seine Anweisungen zu befolgen. Und damit basta. Ende der Diskussion.
Sie hatte nicht widersprochen. Als sie das nächste Mal nach West Fork gefahren war, um Vorräte zu kaufen, hatte sie Arbeit gesucht und auch gefunden, als Köchin und Haushälterin im „OK Corral", einem kleinen Motel am Stadtrand. Bei ihrer Rückkehr auf die Rocking M hatte sie die Einkäufe aus dem Wagen geladen und ihre Sachen gepackt. Kurz vor ihrem Aufbruch ging sie zu Ten, Scotts Verwalter. Sie trug ihm ihr Anliegen vor, und nachdem er erfahren hatte, wo sie arbeiten würde, machte er sich auf die Suche nach Scott. Dieser weigerte sich, ihr ein Ranchfahrzeug zur Verfügung zu stellen. Und so
Weitere Kostenlose Bücher