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CHAMSA - 5 Tage bis zur Ewigkeit (German Edition)

CHAMSA - 5 Tage bis zur Ewigkeit (German Edition)

Titel: CHAMSA - 5 Tage bis zur Ewigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianca Balcaen
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das Dorf auf dem gewundenen Weg,
begleitet von den süßen, orientalischen Blumendüften der umliegenden Gärten, die
die Bewohner liebevoll bepflanzt hatten. Sie sah sich um.
    Ja, sie hatte es
geschafft. Das hier war kein Traum, sondern die hoffnungsvolle Zukunft, von der
Hakim und sie einst in den Dünen des Niemandslandes geträumt hatten. Seit einem
Jahr lebte sie jetzt schon in dem kleinen Tal der zwischen Tel Aviv und
Jerusalem gelegener Oase des Friedens.
    Dank des
jüdischstämmigen Mönchs Bruno Hussar und dem israelischen Friedensaktivisten
Reuven Moskovitz war der Traum von einem friedlichen und freundschaftlichen
Miteinander wahr geworden, zumindest hier auf diesem kleinen, friedvollen Fleck
des Landes. Inmitten uralter Bäume und Kakteen lebten mittlerweile immer mehr
Menschen in dem arabisch-jüdischen Friedensdorf Neve Shalom – Wahat al Salam.
Israelisch-palästinensische und jüdische Familien wohnten in einer gemeinsam
erschaffenen Dorfgemeinschaft, in der es niemanden interessierte, ob man
Muslime, Jude oder Christ war.
    Hier begegneten sich
alle Menschen mit gegenseitigem Respekt, wie Hakim es ihr einst beschrieben
hatte. Hier lebten alle miteinander wie eine große weit verzweigte Familie.
Niemand war sich fremd oder musste sich für seine Herkunft schämen. Die Kinder
gingen in allen Häusern ein und aus und sprachen wie selbstverständlich
jiddisch, hebräisch und arabisch durcheinander. Es war wie eine wärmende
Umarmung und ein Gefühl von Angekommensein. Der simple Begriff dafür hieß
Gemeinschaft. Und die hatte Hannah in diesem Dorf endlich gefunden. Gemächlich
ging sie weiter den Hügel hinauf.
    In einiger Entfernung
entdeckte sie Joshua, der im Schatten eines alten Maulbeerbaums mit einer Gruppe
Jugendlicher saß und ihnen vorlas. Er trug sein dunkles Haar jetzt kurz
geschnitten und nach hinten gegelt. Seine ehemals blasse Gesichtsfarbe war einem
gesunden Braunton gewichen und seine Oberarme waren muskulös geworden. Auch
seine hellgrauen Augen hatten sich verändert. Der verträumte Blick von früher
war einem ernsten und nachdenklichen Ausdruck gewichen.
    In ihrem wochenlangen
Krankensaufenthalt war Joshua der einzige gewesen, der sie jeden Tag besucht
hatte. Und als sie ihm von ihren Plänen erzählt hatte, als Lehrerin ins
Friedensdorf zu arbeiten, hatte er darauf bestanden, sie zu begleiten. Die
anderen Freunde hatten sich nach und nach zurückgezogen, jeder mit seinen
eigenen Ängsten beschäftigt, denn das Schuljahr war fast um gewesen und alle
hatten sich um einen Studienplatz weit weg von den Raketen und dem Bomben in
Sderot bemüht.
    Unerklärlicherweise
konnten sich auf Hannas Fragen weder ihre Freunde, noch Leo an einen
palästinensischen, wildschönen Jungen erinnern und auch nicht an ein Loch im
Campuszaun, durch das sie gestiegen wäre. Laut Joshua hatte er den fremden
Jungen, der ihm in der Nacht so selbstlos zur Hilfe geeilt war, noch nie zuvor
gesehen. Doch sie alle hatten sich seit dieser verhängnisvollen Nacht verändert.
    Ihre Clique bestand
nicht mehr. Joshua und sie waren hier; Talya und David studierten in Tel Aviv.
Von Judith hatte sie letzte Woche eine Karte aus Haifa bekommen. Weit weg von
ihrer Geburtsstadt Sderot versuchte sie dort mit immer neuen Männern ihre Ängste
zu ertränken.
    Manchmal dachte Hannah
auch an Leo, der seine sechsjährige Haftstrafe im Be'er Scheva-Gefängnis in der
Negev-Wüste verbüßte. Im Gegensatz zu seinem Vater, der wegen des Mordes in
lebenslanger Haft saß, wurde Leo wegen Mittäterschaft vom Jugendgericht zu einer
verhältnismäßig milden Strafe verurteilt, da er zur Tatzeit noch nicht
volljährig war. Schmerzerfüllt dachte Hannah an den Tag zurück, als Joshua ihr
von der Todesnacht und von Leos misshandelter Mutter berichtet hatte.
    Hannah wusste, dass sie
sich von den seelischen Qualen noch immer nicht erholt hatte. Nach der Festnahme
ihres Mannes und ihres Sohnes hatte sie sich in eine kleine Ein-Zimmer-Wohnung
am Stadtrand zurückgezogen, wo sie bis heute wohnte. Wahrscheinlich hoffte auch
sie, dass die Zeit irgendwann alle Wunden heilt; doch Hannah wusste aus
schmerzvoller Erfahrung, dass dem nicht so war.
    Seufzend öffnete sie
die Tür zu ihrem Bungalow. Die kleine Wohnung war frisch gestrichen und
strahlte in einem hellen, freundlichen Lavendelton. In dem gemütlich
eingerichteten Wohnzimmer hingen zahlreiche Familienfotos und auf dem
Esstisch stand ein

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