Chancen, Risiken, Folgen 2
ganz gern mal probieren, rein aus Neugier und zu Forschungszwecken, natürlich“, redet mein Freund weiter, „nur um zu prüfen, ob es ekelhaft ist oder so, abstoßend, widerlich.“
„Wir können auch jederzeit aufhören, einfach nur mal testen und es ist ja nur halb so schlimm wie das andere. Du weißt schon, unser Geheimnis.“ Joshua zwinkert mir zu.
Für mich ist Küssen schlimmer – oder besser. Es ist jedenfalls ganz anders als die Wichserei, irgendwie – intimer. Zum Küssen gehören Gefühle, fürs Runterholen reicht Geilheit.
„Müssen wir aber auch nicht machen …“, kommt jetzt von Joshua.
„Oh doch“, fahre ich viel zu euphorisch dazwischen.
Er schweigt und im Schein des Feuers wirken seine Augen nahezu schwarz. Ich begebe mich auf alle Viere und krabble näher zu ihm. Aufmerksam beobachtet er jede meiner Bewegungen, und als sich unsere Nasen fast berühren, kommt er mir ein wenig entgegen.
Seine Lippen sind kalt und weich. Mein Herz trommelt in wildem Stakkato und mein Schwanz wippt im Takt mit. Es fällt mir unendlich schwer, mich nach einer kurzen Berührung zu lösen, anstatt mich auf ihn zu stürzen.
„Ist doch gar nicht übel“, murmelt Joshua, packt mich überraschend im Nacken und jetzt ist es mehr als nur ein kurzes Treffen.
Mein Freund küsst mir das Hirn weich und den Schwanz hart. Seine Zunge ist fordernd, mal spielerisch, dann wieder wild mit meiner zugange. Ich stöhne, kann es nicht verhindern und löse mich schließlich widerwillig von Joshuas Mund. Wenn wir so weitermachen, werde ich mich verraten.
„Nicht – schlecht“, bringe ich nach tiefen Atemzügen heraus.
„Mhm“, macht Joshua und ich kann seinen Gesichtsausdruck nicht deuten.
„Das – hatte ich mir schlimmer vorgestellt“, setze ich etwas sicherer hinzu.
Nun verzieht mein Freund die Miene, und zwar eindeutig verletzt.
Logbuch Tag 28:
Im Laufe des Tages werden Daniel und Tomaso ankommen. Ich habe alles gepackt und gleich – gleich werde ich ein letztes Mal Joshua … Ob seine Hand wirklich noch schmerzt? Ich habe hier keine Chance, das herauszufinden, ganz ohne Internet. Er wird mich doch nicht belügen – oder?
Noch liegt die zehntägige Rückfahrt vor uns, doch danach … Was wird aus uns werden? Zwei Kumpel, die sich gelegentlich auf ein Bier treffen und miteinander plaudern, als wäre nie etwas gewesen? Kann ich das? Früher habe ich oft über diese Schnulzen gelacht, in denen ein Mädchen noch vor dem Ende einer Beziehung in Liebeskummer aufging, jetzt bin ich selbst an der Stelle und könnte nur noch heulen. Mir ist kreuzelend.
Mit einem tiefen Seufzer trenne ich mich von dem Buch und verstecke es in der Tasche. Ich will gerade aufstehen und zum Fluss gehen, als Joshua von dort herbeigetrottet kommt. Er wirkt in sich gekehrt und unglücklich. Ich springe auf.
„Joshua, ich wollte gerade …“, beginne ich, doch er winkt ab.
„Tut nicht not, bin eh nicht in Stimmung“, sagt er und geht zum Bett, wo sein Koffer geöffnet liegt.
Mit hängenden Schultern gucke ich ihm zu, wie er ein paar Sachen hineinpackt und schließlich den Deckel zuklappen lässt. Mit einem Mal begreife ich, dass die vergangenen Wochen die schönsten meines Lebens gewesen sind und eine Freundschaft mit Joshua für mich unmöglich sein wird. Wie kann ich je wieder mit ihm reden, ohne an den Kuss zu denken – den wir nicht wiederholt haben – oder an unsere Begegnungen unten am Fluss?
Sobald wir an Bord der Yacht sind, müssen wir klare Verhältnisse schaffen, sonst halte ich den Druck nicht mehr aus. Lieber ein Ende mit Schrecken …
Gegen Mittag wird am Horizont das Schiff sichtbar. Ich habe mich mit dem Fernglas an den Strand verzogen, während Joshua das Lager einmottet. Irgendwann werden wir bestimmt wieder herkommen können, hat er gesagt und dabei traurig gelächelt. Ich weiß, dass ich nie wieder hierherkomme, denn ich würde die Erinnerungen nicht aushalten. Es ist jetzt schon kaum zu ertragen.
Eine Stunde später ist der Segler nahe genug, dass ich Daniel und Tomaso an Bord erkennen kann. Die beiden winken und strahlen dabei so verliebt, dass es einen neuen Splitter in mein Herz treibt. Wenn doch nur Joshua und ich dort stünden, verliebt, winkend…
Eine weitere halbe Stunde dauert es, bis die Yacht wendet und der Anker ausgeworfen ist. Ich stehe auf und trotte zu der Stelle, an der voraussichtlich das Schlauchboot landen wird.
„Wie ist es euch ergangen?“, ist die erste
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