Chancen, Risiken, Folgen 2
erklärt Joshua gerade, als ich wieder an Deck komme.
Daniel verdreht die Augen und grinst mich an. Ich zwinkere zurück und wir lassen unseren Freund weiterspinnen, während Daniel mir seine Pläne erörtert.
„Ich werde morgen mit dem Fallschirm über der Insel abspringen. Ihr werdet wohl zehn Tage brauchen, wenn ihr auf direktem Weg und bei gutem Wind segelt.“
„Klingt gut. Gibt es auch einen Knebel an Bord?“, frage ich mit Seitenblick zu Joshua, der sich gerade verliebt auf das Holzdeck gekniet hat.
„Du weißt doch, wie er ist“, meint Daniel gutmütig. „Sag ihm einfach, er soll den Mund halten, dann schmollt er stundenlang.“
Oh ja, daran kann ich mich erinnern. Auch der Grund für unseren Streit fällt mir wieder ein und ich würde Daniel nur zu gern ausfragen, doch dieser wirkt irgendwie unruhig und scheint es eilig zu haben, uns loszuwerden.
„Die Liegegebühr ist bis morgen bezahlt, und wenn ihr Fragen habt, könnt ihr euch an den Hafenaufseher wenden, er ist inzwischen ein guter Freund von mir. Lasst uns mal das Navigationszeug gemeinsam ansehen, ich muss nämlich bald los und noch einiges vorbereiten“, sagt Daniel und wir gehen gemeinsam runter in die Kabine.
„Ich kann’s immer noch nicht fassen“, meint Joshua, während wir unserem Freund hinterherwinken.
„Ich auch nicht. So ein geiles Schiff nur für uns“, stimme ich zu.
„Ich meine, dass Daniel schwul ist.“ Er schüttelt den Kopf und zieht die Mundwinkel nach unten.
„Ja, sag mal, wieso reitest du immer wieder darauf herum?“ Jetzt schüttele ich den Kopf und fixiere meinen Freund unter zusammengezogenen Brauen. „Ist doch genauso normal, wie Hetero zu sein, oder nicht? Ich meine, die lieben sich eben und haben – klar – sicher auch Sex miteinander. Das ist doch nichts Schlimmes.“
Joshua schweigt eine Sekunde, dann grinst er breit.
„Könntest du dir vorstellen, mit mir zu ficken?“, fragt er ironisch.
„Wieso nicht? Hässlich bist du ja nicht gerade und Loch ist Loch“, behaupte ich leichthin.
„Spinner“, murmelt Joshua und errötet etwas.
Nachdem wir das Schiff ausreichend beschnüffelt und erkundet haben, fahren wir mit einem Taxi zurück ins Hotel, wo eine Klimaanlage für eine angenehme Temperatur sorgt. Es dämmert schon und bald wird sich die Nacht über die Stadt senken. Da nicht zu erwarten ist, dass damit auch die Hitze nachlässt, beschließen wir, im Hoteleigenen Restaurant etwas zu essen und danach in der Bar den Tag ausklingen zu lassen.
Müde sind wir beide, denn die Reise war anstrengend. Erst von Hamburg nach Frankfurt, dann vierzehn Stunden bis hier. Wir waren praktisch fast zwei Tage nur unterwegs.
Während Joshua gähnt und sich an einem Bier festhält, von dem er behauptet, es wäre genießbar, trinke ich einen doppelten Scotch, um eventuelle Bakterien, die im Essen gewesen sein könnten, zu töten.
„Sag mal, Winston“, sinniert mein Freund, „wie das wohl ist – so – mit einem Mann. Ohne Titten und Loch…“
„Oh Mann, das mit dem Loch hatten wir doch schon.“ Ich verdrehe genervt die Augen.
„Klar, also – ehrlich gesagt, ich hab schon mal …“, nuschelt Joshua und mein Kopf fährt herum.
„Du hast mit einem Mann?“
Seine Wangen werden heiß und er schnaubt empört.
„Nein, ich meine, ich hab mal mit einer Frau – anal und so …“
„Ach so. Ja, das hab ich auch mal gemacht, als ich noch jung war“, beschwichtige ich meinen Freund.
„Jung!“ Er lacht und zwinkert mir zu. „Du bist immer noch jung. Sogar jünger als ich. Hey, ich werde nächstes Jahr dreißig und bin noch immer unverheiratet.“
„Stimmt.“ Ich mustere meinen Freund und plötzlich fällt mir auf, dass er wirklich nicht übel aussieht. Normalerweise nehmen sich Männer gegenseitig nicht wirklich wahr, doch nun entdecke ich seine langen, braunen Haare, die er mit einem Zopfgummi im Nacken manifestiert hat. Joshuas blaue Augen sind jetzt blutunterlaufen, doch die langen Wimpern mildern das ab. Sein Mund, gern mal zu einem kritischen Strich verzogen, ist nun weich und verformt sich zu einem Grinsen. Ja, mein Freund ist wirklich attraktiv. Wie Frauen ihn wohl sehen?
„Sag mal, angenommen, du wärst eine Frau, würdest du mich heiraten wollen?“ Er blinzelt und trinkt aus der Bierflasche, wobei er mich nicht aus den Augen lässt.
„Ehrlich gesagt: Du quasselst mir zu viel. Hab aber gehört, dass Frauen das mögen“, antworte ich ehrlich, enthemmt durch den
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