Chancen, Risiken, Folgen 4
wirkt.
„Morgen. Hab schon gehört, du bist allein hier. Dumme Sache“, murmelt Hassan und nun hängt sein Blick eindeutig am Nebentisch, oder eher gesagt, an der Blondine mit dem tiefen Ausschnitt.
Ich habe schon oft den Verdacht gehegt, dass er nicht ausschließlich auf ein Geschlecht festgelegt ist. Allein schon, dass sein Hintern absolutes Sperrgebiet ist, hat mein Misstrauen wachsen lassen.
„Coffee? Tea?“, fragt der herangeeilte Kellner.
„Tea, please“, antwortet Matthew höflich, greift nach einer Scheibe Weißbrot und der Butter.
Nach dem Frühstück schließen wir drei uns der Gruppe an, die mit einem Glasbodenboot die Lagune besichtigen will. Die Frauen von eben sind mit von der Partie und Hassan wird von ihnen sogleich mit Beschlag belegt. Kein Wunder, bei seinem Aussehen. Er hat dunkle Augen und ebensolche Locken, ist groß, schlank und muskulös. Seine Schüchternheit muss er zu Hause gelassen haben, denn er scherzt mit den dreien, als würde er sie schon ewig kennen.
„Dein Freund flirtet ja auf Teufel komm raus“, meint Matthew grinsend.
Tut er das? Ich beobachte ihn genauer und gebe Matthew recht: Hassans Charme sprüht und seine Absichten sind eindeutig. Wow! Mich hat er nie auf diese Weise angemacht, eigentlich war ich es, der ihn angebaggert hat. Ein kleiner eifersüchtiger Splitter frisst sich in meinen Bauch.
„Hey, guck mal, ein Rochen“, lenkt Matthew mich ab und stößt mir den Ellbogen in die Seite.
Die folgenden Stunden sind wir damit beschäftigt, uns an der Unterwasserwelt zu erfreuen, sodass ich Hassan fast vergesse. Matthew ist immer an meiner Seite und unbewusst habe ich ein waches Auge auf ihn, wenn er stolpert oder angerempelt wird. Einmal bewahre ich ihn vor einem Sturz, als das Boot überraschend kippelt. Ich packe ihn am Arm, halte ihn und ein merkwürdiges Prickeln setzt ein.
Matthew wirft mir einen Blick zu, den ich nicht deuten kann, murmelt ein ‚danke‘ und macht sich schnell von mir los. Wahrscheinlich ist es ihm peinlich, sich von mir beschützen zu lassen, doch schon nach wenigen Minuten ist das vergessen.
Nach der Bootsfahrt kehren wir in ein kleines Restaurant ein, zusammen mit Hassan und den Frauen. Die Namen kann ich mir nicht merken, nur dass Vanessa die Blonde ist, bleibt bei mir haften. Die beiden anderen starten sofort Flirtversuche bei Matthew und mir, worauf wir jedoch nicht eingehen. Entmutigen lassen sich die brünetten Frauen nicht, werden aber zum Glück auch nicht zu aufdringlich.
Zurück am Hotel verabschiedet sich Matthew mit der Ausrede, er wolle sich ein wenig ausruhen. Hassan und ich laufen zu unserer Hütte, um Badehosen anzuziehen, dabei wirkt mein Ex etwas verlegen und auf unserer Veranda bekomme ich auch den Grund zu erfahren.
„Ole, zwischen uns, da ist doch nichts mehr, oder?“
Ich lehne im Türrahmen, er gegen das Geländer.
„Nein. Ich denke, wir sollten uns da nichts vormachen. Warum?“
„Ich finde diese Vanessa sehr süß und würde mich gern ein wenig mit ihr beschäftigen“, gibt Hassan zu.
„Tu, was du nicht lassen kannst. Ich bin nicht sauer oder so, schließlich kann ich mich an Matthew halten.“
„Der ist doch schwul?“ Erstaunt fliegen Hassans Augenbrauen hoch.
„Nein. Quatsch. Der ist hetero, aber allein. Ich werde mich also an ihn halten und du hast freie Bahn, okay?“
Es tut kein bisschen weh, so deutlich mit meinem Ex zu reden. Bislang haben wir das Thema ausgeschwiegen und irgendwie darauf vertraut, dass wir beide Bescheid wissen, doch so ist es besser und mir fällt ein Stein vom Herzen. Plötzlich mag ich Hassan wieder, stelle ich fest, nicht wie einen Lover, sondern wie einen guten Freund. Einen Freund, der meinen Schwanz kennt, aber das ist okay, kenne ich seinen doch auch.
„Puh, ich bin so froh“, erklärt Hassan, lächelt, tritt auf mich zu und gibt mir einen sanften Kuss auf die Lippen, einen Abschiedskuss, der unsere Trennung besiegelt.
Am Pool warten bereits die drei Frauen, als Hassan und ich eine halbe Stunde später dort ankommen. Wir haben uns noch richtig ausgesprochen und ich fühle mich so leicht, dass mir erst jetzt bewusst wird, wie schwer mir das Ganze auf dem Magen gelegen hat.
„Ich guck mal nach Matt“, murmele ich und laufe zum Hotel hinüber.
Am Empfang gibt man mir die Zimmernummer von Herrn Vandergast und ich steige in den ersten Stock hinauf, wobei ich überlege, was ich sagen soll. Vor Matthews Zimmer entscheide ich mich, ihm die
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