Change for a Kill
Andernfalls hätte er ihn schließlich hängen lassen können, statt ihn hierher zu bringen.
„Sam?“ Dylan war mittlerweile dicht an ihn herangetreten und kniete sich neben ihm zu Boden. Sehr behutsam legten sich starke Finger auf Samuels entblößten Rücken – die jungen Geparde hatten seine Anziehsachen in eine Ecke gelegt und ihm lediglich eine dünne Decke übergeworfen.
Samuel zuckte unwillkürlich unter der Berührung zusammen. Es fühlte sich viel zu gut an, Dylans Nähe zu spüren, das durfte nicht sein!
„Hab keine Angst, du hast nichts zu befürchten. Weder von mir noch von meinem Rudel.“
Die Decke wurde hochgezogen, was ihm das irrationale Empfinden von Schutz gab.
„Bin ich ein Gefangener?“, wisperte Samuel mühsam.
„Nein. Ich weiß, wie der Raum wirkt, aber du bist nicht eingesperrt, die Tür ist nicht verriegelt. Es ist der einzige Raum, in dem du für dich allein sein kannst, dieses Haus hat keine Gästeschlafzimmer.“
Die Frage, wo er ursprünglich untergebracht werden sollte, verkniff er sich. Reden war anstrengend. Denken auch.
„Wie geht es dir?“, fragte Dylan nervös nach einem langen Moment unbehaglichen Schweigens. Samuel schnaufte bloß, eine solch dumme Frage verdiente keine Antwort.
„Du … Ich gebe dir gleich etwas gegen die Schmerzen, es wird dir helfen einzuschlafen und dich zu … Na ja, zu erholen.“
Sehr langsam wandte Samuel den Kopf und blickte in das Gesicht des Gepards. Erschöpft und bleich war es, tiefe Sorge lag in den blauen Augen.
„Es tut mir leid, so wahnsinnig leid, das alles hätte nicht geschehen dürfen“, stammelte Dylan. Kein verborgener Triumph, kein Zeichen von Lüge.
Jeglicher Zorn versickerte und ließ Samuel ohne Schutz und Verteidigung zurück.
„Warum?“, flüsterte er rau.
„Ich weiß es nicht. Aber ich verspreche dir, ich werde es herausfinden. Der Schuldige wird bluten.“
Tausende Fragen brannten Samuel auf der wunden Seele, doch er war zu schwach, sie zu stellen.
„Geh!“, stieß er verzweifelt hervor. Er konnte sich nicht länger beherrschen, wollte sich aber nicht vor diesem Mann entehren. Das letzte verbliebene bisschen Stolz erlaubte es nicht.
Dylan legte ihm in einer tröstlichen Geste eine Hand auf den Kopf, was er mit einem halb erstickten Aufschluchzen abwehrte.
„Geh!“ Hastig verbarg Samuel das Gesicht in der Armbeuge, als die Tränen bereits zu fließen begannen. Nur mit angehaltenem Atem konnte er die Flut noch zurückhalten, er krümmte sich unter den Schmerzen, die das verursachte. Erbärmlich zitternd wartete er, bis Dylan den Raum verließ und die Tür schloss. Erst dann konnte er aufgeben.
Der Anfall war heftig und kurz. Die gewaltsame Reaktion seiner zerrütteten Nerven hielt vielleicht zwei Minuten vor und ging in einen erschöpften Dämmerzustand über. Dylans Rückkehr nahm er lediglich am Rande seines Bewusstseins wahr. Die Spritze, die ihm in den Oberarmmuskel gesetzt wurde, störte ihn nicht weiter. Er hörte, wie Dylan leise auf ihn einsprach, ohne ein einziges Wort zu verstehen. Als das Mittel endlich wirkte und die Schmerzen verschwanden, entspannte Samuel sich dankbar, wenig später wusste er nichts mehr.
Dylan blieb bei ihm, bis er sicher wusste, dass der Adlerwandler tief eingeschlafen war.
„Und?“, fragte Tyrell, sobald er ins Wohnzimmer zurückkehrte. Die anderen Rudelmitglieder hatte Dylan schlafen geschickt, es war eine lange Nacht gewesen.
„Er ist verletzt, aber nicht zerstört. Adler sind hart im Nehmen und nicht allzu emotional, ich denke, er wird mir zuhören, sobald er aufwacht. Ich hatte das Gefühl, dass er mir glaubt, dass es keine geplante Attacke gewesen ist.“
„Glaubst du es mir auch?“, fragte Tyrell leise.
Dylan umarmte ihn schweigend. Sie mussten zusammenhalten, sonst waren sie allesamt verloren.
Sam saß sehr steif und aufrecht an seinem Platz und fixierte Dylan, ohne zwischendurch zu blinzeln. Obwohl der Adlerwandler versichert hatte, dass er die Erklärungen akzeptierte und mit ihm einer Meinung war, dass diese technisch aufwändige Attacke mit den Morden zusammenhängen musste, wirkte er extrem angespannt.
Marc war es nicht gelungen, die gefälschte Nachricht zurückzuverfolgen. Sie waren allein, Dylan ließ sein Rudel nach der aufregenden Nacht ausschlafen und hatte sie bei ihren Arbeitgebern entschuldigt, dass sie später kommen würden. Das war bei allen Wandlergruppen nicht weiter ungewöhnlich, darum waren keine Probleme zu
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