Change for a Kill
auf ihn ein. Samuel wollte mit aller Macht wach bleiben, doch der Sog, der ihn gnadenlos in den Abgrund riss, war zu stark …
Dylan ließ ihn behutsam zu Boden gleiten. Er war froh, dass Sam ohnmächtig geworden war, der Blick des Adlers war kaum erträglich gewesen. So viel Wut hatte darin gelegen, die Frage „Warum hast du mich verraten?“ stand überdeutlich in dem von Schlägen gezeichneten Gesicht.
„Was genau habt ihr mit ihm gemacht?“, fragte er mühsam beherrscht. Er konnte kein Sperma riechen und es gab keine sichtbaren Anzeichen dafür, dass die Jungs sich an Sam vergangen hatten, doch er musste es sicher wissen. Es gab hunderte Methoden, einen Mann zu missbrauchen! Die Haltung, in der er Sam vorgefunden hatte, war wie dafür geschaffen. „Habt ihr ihn angepackt, ja oder nein?“
„Gott, nein! Wir haben bloß mit ihm gespielt, ich schwör’s!“, rief Tyrell sofort. „Gedemütigt meine ich damit. Keiner ist seinem Hintern zu nah gekommen. Oder hat ihn sonst irgendwie … Nichts davon.“ Sein kleiner Bruder hatte sich unterwürfig am Boden zusammengekauert, und auch die anderen drückten sich in den Ecken herum. Dylan konnte keine Lüge wittern, lediglich Angst vor seinem Zorn, und Unverständnis über dessen Ausmaß.
„Ausgezogen haben wir ihn nur, damit er genau davor Panik bekommt, und blöde Sprüche haben wir gemacht. Bruder, du kennst mich, ich könnte niemals jemanden vergewaltigen!“
Dylan ignorierte Tyrells Gestammel und tastete vorsichtig über Sams Gesicht, untersuchte die Blessuren, die Fausthiebe und Ohrfeigen hinterlassen hatten. Wenigstens war nichts gebrochen und aufgrund von Nasenbluten sah es übler aus, als es war. Die Handgelenke waren stark gerötet, geschwollen und von den Fesseln blutig geschrammt. Die Schultergelenke waren anscheinend nicht ausgekugelt, trotzdem würde Sam starke Schmerzen haben und möglicherweise ein, zwei Tage flugunfähig sein, nachdem er grob geschätzt sechs Stunden in dieser Haltung zubringen musste. Ein Glück, dass die Jungs nicht aus Langeweile richtig brutal geworden waren!
Frustriert fuhr Dylan sich über die Stirn. Sein Kopf hämmerte, er war erschöpft von dem langen Einsatz. Wie hatte das hier geschehen können, verdammt?
„Dylan? Wer ist er überhaupt? Kennst du ihn?“, ließ Tyrell sich kläglich vernehmen und riss ihn damit aus seiner Lethargie zurück. Er musste handeln, irgendwie!
„Zieht ihn an, versorgt seine Wunden und bringt ihn in die Kammer“, befahl er Aaron und Cory. Die beiden jüngsten Rudelmitglieder überschlugen sich fast vor Eifer und brachten Sam eilig fort. Es war gut, nicht mehr länger auf den wohlgeformten, nackten, zerschundenen Leib des Adlerwandlers starren zu müssen. Auf jeden Fall half es ihm, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Mit möglicht knappen Sätzen erklärte er seinem zunehmend entsetzten Rudel, wer Sam war, dass er kurzfristig und ohne Vorwarnung hergeschickt wurde und warum Dylan erst so spät hatte kommen können.
„Ich konnte euch nicht vorher von ihm erzählen, da ich ja selbst erst zum Schluss erfahren habe, dass er hergeschickt wird. Verdammte Schlamperei, das Ganze!“
„Wir haben dutzende Male versucht dich zu erreichen“, murmelte Tyrell mit hängendem Kopf und gab ihm sein Handy, ohne ihn dabei anzusehen. „Schau nach. Bei mir ist weder `ne SMS noch ein Anruf eingegangen, ich schwör’s.“
Dylan vergewisserte sich mit wenigen Handgriffen, dass sein zutiefst niedergeschmetterter Bruder nicht log, obwohl dessen Witterung dies bereits deutlich erkennen ließ. Tyrell war ein stolzer, aufrichtiger Mann, der zu niederträchtigem Verhalten gar nicht fähig wäre. Und trotzdem, irgendetwas war heute Nacht gewaltig schief gegangen und irgendjemand war dafür verantwortlich.
Er zog sein eigenes Handy und legte es ihm in die Hände.
„Schau nach. Die SMS stammt von deiner Nummer“, sagte er leise. „Marc soll das überprüfen. Wer das hier angerichtet hat, wusste ganz genau, was er tut.“
Tyrell nickte und gab das Handy an Marc weiter. Ihr Technikfreak war der älteste Gepard im Rudel, vom Temperament her allerdings völlig ungeeignet, um eine Führungsposition zu übernehmen. Dylan hatte ihn vor zwei Jahren aufgenommen, nachdem Marc, der bis dahin Einzelgänger gewesen war, beinahe von einem Rudel Hyänenwandler umgebracht worden wäre.
Aaron und Cory kehrten zurück und kauerten sich mit tief gesenkten Köpfen nah bei ihm nieder. Würde er jetzt das geringste
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