Change for a Kill
trotzdem ist es auffällig, dass er sein Verhaltensmuster geändert hat.“ Der Fuchswandler deutete auf die verschlungenen Ornamente, die mit einem scharfen Gegenstand in die Haut des Opfers eingeritzt waren.
„Man erkennt deutlich, dass es derselbe Täter sein muss, die Ausführung ist identisch mit der bei den anderen. Es wurde dasselbe Werkzeug benutzt. Von der Form und Tiefe der Wunden kann man eigentlich von einer Tierkralle ausgehen, in diesem Fall müsste es allerdings DNA-Spuren geben. Okay, kurz gesagt, es ist und bleibt derselbe Mörder.“
„Trotzdem gibt es Abweichungen vom gewöhnlichen Muster. Kein Regen, das Opfer ist deutlich jünger als die anderen.“ Dylan erhob sich und trat dicht an Samuel heran. „Kannst du fliegen?“, fragte er so leise, dass Samuel es ihm regelrecht von den Lippen ablesen musste. Er nickte stumm. Arme, Schultern und Rücken waren noch immer eine einzige Qual, aber er würde es schaffen. Falls nicht, konnte er sofort einpacken und nach Hause zurückkehren. Das wäre durchaus verlockend, doch seit gestern Nacht nahm er die Angelegenheit persönlich. Er konzentrierte sich, lief los, spürte die Verwandlung, die seinen gesamten Körper zerriss und umformte und schwang sich mit kräftigen Flügelschlägen in die Luft.
Er stieß einen schrillen Schrei aus, halb vor Schmerz, halb aus Erleichterung darüber, den feindlich gesonnenen Raubtierwandlern entkommen zu sein. In etwa hundert Meter Höhe glitt er kraftsparend auf den Aufwinden dahin, nah genug am Boden, um selbst winzigste Details erkennen zu können.
Es hatte seit Tagen nicht geregnet, wenn der Mörder also keine Spuren hinterlassen hatte, musste er sich auf dem See befunden haben, als er über sein Opfer hergefallen war. Gewiss war das Mädchen schwimmen gegangen. Aber warum hatte es keine Abwehrverletzungen an den Armen? Ausgeschlossen, dass es seinen Angreifer nicht bemerkt hatte, Steppenwölfe besaßen auch in menschlicher Gestalt hervorragendes Hör- und Sehvermögen.
Taucheranzug?, dachte er und zog enge Kreise über den See. Innerhalb kürzester Zeit machte er die Stelle aus, an der das Mädchen sich dem Wasser genähert hatte, etwa drei Kilometer von dem Punkt entfernt, an dem sie gefunden worden war. Man konnte ihre Fährte noch im kniehohen Gras sehen, das hier am Ufer wuchs. Samuel landete, verwandelte sich und holte sein Handy aus der Tasche.
„Drei Kilometer südöstlich, Uferbereich“, instruierte er Dylan knapp. „Sie ist aus nördlicher Richtung gekommen und offenbar aus eigenem Antrieb in den See gestiegen.“
Während er auf Dylan und die anderen wartete, zog er Handschuhe an und untersuchte die Kleidung des Mädchens, die sorgsam zusammengefaltet unter einem Busch gelegen hatte. Jeder hätte sie dort gefunden, es war kein echtes Versteck gewesen. Ihr Handy und etwa zwanzig Dollar waren unangetastet geblieben. Sie besaß Ohrlöcher, trug jedoch keine Ohrringe oder anderen Schmuck. Samuel fand keine Blutspuren oder den geringsten Hinweis, dass die Kleine nicht allein hergekommen war.
Einige Minuten später hörte er drei Fahrzeuge, die etwa zweihundert Meter entfernt geparkt wurden. Dylan kam in Raubtiergestalt zu ihm, wobei er sein Team weit hinter sich ließ.
Angeber, dachte Samuel mit einem innerlichen Lächeln. Er zeigte Dylan, was er gefunden hatte.
„Hier wurde sie nicht ermordet, aber wir sind trotzdem einen kleinen Schritt weiter“, sagte der Gepardenwandler und nickte ihm anerkennend zu. „Wir hätten bestimmt ein oder zwei Stunden gebraucht, um diese Stelle aufzuspüren.“
„Sie ist aus nördlicher Richtung gekommen, weißt du, was sie dort wollte?“, fragte Samuel den Steppenwolf, der das Team als Verbindungsperson zum heimischen Rudel begleitete. Er schien ein Anwalt zu sein, jedenfalls wirkte er mit seinem steifen grauen Anzug wie einer.
„Keine Ahnung. Ich muss ihre Eltern befragen, tut mir leid. Ihre Mutter hatte einen Nervenzusammenbruch, als wir ihr erzählten, was Keyla zugestoßen ist“, erwiderte der Wolf. „Ein sehr liebes Mädchen, ich kannte sie gut. Brav, anständig, alle mochten sie.“
Er verhielt sich von der Körpersprache her ebenso ablehnend Samuel gegenüber wie alle anderen auch, bemühte sich jedoch sichtlich, professionell zu bleiben.
„Keylas Eltern wohnen jedenfalls nicht in der Nähe. Vielleicht hatte sie eine Freundin besucht und wollte sich auf dem Rückweg etwas Abkühlung verschaffen.“
„Die Adresse bräuchten wir und alles, was sich
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