Change for a Kill
unterhalb der Rippen, und mitnichten harmlos.
„Einen Hauch in die falsche Richtung und es hätte dich in die Leber getroffen. Du bist sowieso schon eingeschränkt, dein Flugmanöver hätte leicht schief gehen können. Verdammt, du musst nicht den Helden spielen! Wenn du hier verreckst, bin ich mit dran!“
Mit grimmigem Ernst nahm Dylan das Verbandszeug an, das einer der Leoparden ihm anreichte. Beide wirkten recht betreten und musterten Sam unbehaglich und neugierig zugleich. Vermutlich hatten sie noch nie in ihrem Leben einen Adlerwandler von nahem gesehen, und trotzdem pflegten sie die weit verbreiteten Vorurteile und den Rassenhass.
„Wie ist es jetzt, haben Sie etwas beobachtet?“, fragte er, während er einen straffen Verband um Sams Oberkörper anlegte. Er besaß Routine in solchen Dingen, Tyrell hatte er früher ständig zusammenflicken müssen. Der Bengel war ein wilder Teenager gewesen, niemand hatte wirklich geglaubt, dass er es bis ins Erwachsenenalter schaffen könnte.
„Wir haben keine Spuren von Fremden gefunden“, erwiderte Hank zögerlich. „Oder warte – Todd, wir hatten doch mit einer kleinen Wölfin gesprochen, weißt du noch? Das war vor zwei Tagen.“
„Eine junge Steppenwölfin? Wo?“ Dylan richtete sich auf und trat einen Schritt beiseite. Er hatte Sams Geruch in der Nase, der viel zu angenehm war und ihm darum die Konzentration störte.
„Nah an der Grenze. Ein Mädchen, zwölf könnte hinkommen. Sie war vom Weg abgekommen, um Beeren zu pflücken, und dabei in unser Gebiet geraten. Süße Kleine. Braune Zöpfe, und als sie lachte, sah sie fast aus wie meine Enkelin Gina“, erzählte Todd eifrig.
„Wir haben sie zurück ins Wolfsrevier gebracht und ihr noch ein paar Bonbons geschenkt. Sie war ganz allein, wie junge Wölfe das in dem Alter gerne sind, und hatte keine Angst vor uns. Vielleicht ein bisschen zu sehr arglos, recht bedacht. Und jetzt ist sie tot, sagten Sie?“ Hank senkte bedrückt den Kopf.
„Zeigen Sie uns bitte die Stelle, wo Sie sie getroffen haben“, bat Dylan. Er nickte den beiden Leoparden zu, die fragend auf ihre Gewehre blickten – von ihnen drohte keine Gefahr, da war er sich vollkommen sicher.
„Es ist nicht weit von hier, vielleicht drei Kilometer. Können Sie fliegen? Dann wären wir schneller.“ Todds Stimme wurde leise und verlegen, als er sich an Sam wandte. „Es tut mir leid, das war meine Kugel, die Sie getroffen hat. Ich … Wir haben … das war ein Reflex, okay? Unser Vater hat uns eingeprügelt, immer sofort zu schießen oder in Deckung zu gehen, sobald wir einen Raubvogelwandler erblicken. Da es in unserer Gegend schon seit Jahrhunderten keine natürlichen Adler mehr gibt …“
„Ich verstehe vollkommen. Sie haben mich verletzt, ich habe Sie verletzt. Wir sind quitt, würde ich sagen“, erwiderte Sam würdevoll. Dylan betrachtete verstohlen die Kratzer, die Todd erlitten hatte – soweit er es bei dem grünen, ausgeleierten T-Shirt, das der Leopard trug, beurteilen konnte, hatten diese Abschürfungen größtenteils nicht einmal geblutet; Sam hatte sich gut unter Kontrolle gehabt. Ein einzelner Adlerwandler musste schon sehr entschlossen sein, um einen gesunden, erwachsenen Menschen zu töten. Auch mit ihren bedrohlichen Klauen waren sie schlicht zu klein und zu leicht, solange der Mensch mit den Armen um sich schlagen konnte. Todd war vermutlich vor lauter Schreck umgefallen, als der Adler sich auf ihn stürzte und hatte es vor Angst nicht geschafft, sich zu verteidigen. Traurig zu sehen, was aus einst stolzen, gefährlichen Leoparden werden konnte … Und trotzdem, das Raubtier steckte noch immer in ihnen.
„Hatte das Mädchen irgendetwas bei sich? Ausrüstung, einen Korb, eine Angel …?“, fragte er, um sich von den trüben Gedanken abzulenken.
„Nein, gar nichts. Nicht einmal ein Messer oder einen Rucksack. Merkwürdig …“, erwiderte Hank nachdenklich.
„Können Sie ihre Kleidung beschreiben?“
„Ja, eine etwa knielange Jeans und ein Holzfällerhemd. Rot-schwarze Karos. Es war ihr zu weit, es sah aus, als hätte sie es ihrem Dad geklaut. Und sie hatte gute Wanderschuhe an, solche zum Schnüren, die über den Knöchel gehen. Nun denn, wollen wir?“ Hank und Todd wandten sich zu Sam um.
„Gibst du mir Starthilfe?“, fragte Sam leise, ohne Dylan anzuschauen. „Wenn du mich als Adler hochwirfst, muss ich weniger hart arbeiten.“
„Klar. Aber pass mit deinen Krallen auf, ich mag es nicht, wenn sich lange,
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