Chanur-Zyklus 1 - Das Schiff der Chanur
über Misshandlung beschwerte. Ihr Nackenfell sträubte sich, nicht wegen der Gegenwart von Kif, sondern der eines Feindes, der näher an der Heimat lag.
Götter. Etwas von den Tahar erbitten?
Von einem Haus, das während Kohans ganzer Regierungszeit eine ungeheure Bedrohung für Chanur bedeutet hatte? Die Befriedigung in der Stimme des Tahar-Balgs überraschte sie kaum. Es war ein Spektakel; die
Stolz
mit fehlenden Eingeweiden und versengtem Schwanz. In Tahar würde es zischelndes Gelächter geben, das Videobild nach Hause gebracht für die Erbauung von Kahi Tahar und seinen Gattinnen und Töchtern.
Und von Tahar würde es über ganz Anuurn hinausgehen, so dass Kohan mit Sicherheit davon erfuhr. Das würde zu Herausforderungen führen, ganz ohne Zweifel. Irgendein Tahar- Balg würde sich das Genick brechen, bevor sich der Staub wieder setzte, in der Tat; junge Männer waren stets Optimisten, stets bereit, beim Geruch eines Vorteils in der Luft aufzubrechen, sogar wenn die Situation ihnen nur die winzigste Überlegenheit bot.
Sie würden es versuchen. So. Sie hatten das zuvor schon getan.
Das war es, was sich Dur Tahar versprach.
»Es geht ihr recht gut«, berichtete Haral an der Tür zum Mannschaftsquartier auf dem Unterdeck. Pyanfar blickte an ihr vorbei und sah Tirun schlafend ins Bett gekuschelt. »Das Bein ist unter der Spannung etwas geschwollen, aber es besteht kein Grund zur Sorge.«
Pyanfar runzelte die Stirn. »Diese Station besitzt gute medizinische Einrichtungen, aber es könnte sein, dass wir plötzlich ablegen müssen; ich möchte nicht riskieren, eine von uns für eine Fahrtunterbrechung hier zulassen, nicht - unter diesen Umständen.«
»Ja«, stimmte Haral zu. »Das muss nicht sein. Aber wir machen langsam schlapp, Käpt‘n.«
»Ich weiß«, sagte sie.
»Du auch, mit deiner Erlaubnis.«
»Huch.« Sie legte Haral eine Hand auf die Schulter, ging dann zum Lift, blieb dort stehen und lauschte in Richtung von Churs und Gerans Posten. Sie ging diesen Weg zurück und beugte sich zur Tür des Op hinein, wo Geran Wache saß, gewaschen und in sauberen blauen Hosen, aber mit einem stumpfen Blick, wie er bei jemandem zu erwarten war, der ohne Schlaf mehr als eine Schicht durchgemacht hatte. »Okay«, sagte Pyanfar, die sich daran erinnerte, dass hier ihre Befehle befolgt wurden, und stützte einen Arm gegen den Türrahmen. »Tully hat seine Sache hier unten gut gemacht, oder?«
»Keine Schwierigkeiten von seiner Seite.«
»Ich werde sein Arbeitsangebot annehmen müssen. Du und Chur wechselt einander bei ihm ab. Tirun geht es nicht gut.«
»Schlimm?«
»Die wechselnde Beschleunigung hat dem Bein nicht gerade gut getan. Wir werden uns hier soviel ausruhen, wie es eben geht. Ich werde mal schauen, wie viel Wohltätigkeit ich den Tahar entlocken kann. Aber als erstes müssen wir herausfinden, welche Schäden das Schiff hat.«
»Habe ein Fernbild davon«, sagte Geran, drehte sich um und ließ es auf dem nächsten Schirm erscheinen. Pyanfar ging in den Raum hinein und betrachtete das Bild von der Außenkamera der Beobachtungsblase, und sie erlitt einen körperlichen Schmerz durch den Anblick. Die Hauptdüse hatte eine losgerissene Verankerung und schwebte, angetrieben durch die Rotation der Station, umher, und auch Platten fehlten, dunkle Flecken auf der langen Silberstange. »Daran lag der Schwund«, stellte Pyanfar mit verspätetem Frösteln fest. »Götter! Damit hätte alles verloren sein können. Wir werden eine Gleitermannschaft brauchen, die diese Verankerung wieder festmacht. Wir sechs können das unmöglich schaffen.«
»Geld«, meinte Geran düster. »Müssen vielleicht letzten Endes doch einen von uns an die Kif verkaufen.«
»Schlechter Witz«, sagte Pyanfar und ging hinaus.
Tully,
war ihr in den Sinn gekommen, mit einem Impuls, dessen sie sich herzlich schämte.
Aber sie dachte weiterhin daran, den ganzen Weg bis in ihr Quartier.
Sie zog sich aus und duschte, verlor dabei einen Haufen Haare in den Abfluss; dann trocknete, kämmte und frisierte sie Mähne und Bart. Diesmal zog sie die rote Seidenkniehose an, das goldene Armband und den Perlenanhänger. Sie begutachtete sich anschließend mit einer Befriedigung, die ihre Geister belebte. Schließlich bedeutete das Äußere etwas. Die Mahendo‘sat hatten genauso viel Sinn dafür wie die Stsho. Die beleidigte Wohlhabende zu spielen, das war im Moment die richtige Vorgehensweise ihnen gegenüber. Sie kannten die
Stolz.
Solange der
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