Chanur-Zyklus 1 - Das Schiff der Chanur
du hinausgehst, Tully. Ich möchte, dass du mit mir kommst, hinaus ins Freie, auf das Stationsdock, um dich den Mahendo‘sat zu zeigen.«
Er begriff. Am Kinn zuckte ein Muskel. »Ich gehören zu Mannschaft von dieses Schiff«. sagte er. Es schien eine Frage zu sein.
»Ja. Ich werde dich nicht hier lassen. Du bleibst bei mir.«
»Ich kommen«, sagte er.
So einfach war das. Sie starrte ihn einen Moment lang an und streckte mit Bedacht die Hand nach der Tasse aus, die er hielt. Er wirkte für einen Augenblick verwirrt, gab sie ihr dann aber. Sie trank, unterdrückte einen gewissen Schauder, und reichte ihm die Tasse zurück.
Er trank ebenfalls und warf ihr einen flüchtigen Blick zu, maß damit ihre Reaktion, trank aus.
Keine Vorurteile. Keine Überempfindlichkeit gegen eine andere Spezies. Sie nickte beifällig.
»Komme mit, Käpt‘n«, bot Chur an.
»Einverstanden«, sagte Pyanfar. »Geran, du bleibst hier; ich kann das Schiff nicht verlassen, ohne dass jemand bleibt und aufpasst, und die anderen haben alle frei. Wir gehen nur zum Stationsamt und zurück, und es sollte keine Probleme geben. Zumindest erwarte ich keine.«
»In Ordnung«, sagte Geran, konnte sich aber einen besorgten Blick nicht verkneifen.
Pyanfar legte Tully eine Hand auf die Schulter, spürte die Kälte seiner Haut, die ständig gebeugte Haltung, die er im Sitzen einnahm. Er stand auf, zitterte etwas. »Tully. Der Übersetzer funktioniert außerhalb des Schiffes nicht, verstehst du? Sobald wir aus dem Rampengang sind, können wir uns nicht mehr miteinander verständigen. Also sage ich dir gleich hier: Du bleibst bei mir; du verlässt meine Begleitung nicht; du tust alles, was ich sage!«
»Gehen zum Amt.«
»Amt, richtig.« Sie drückte eine Fingerspitze mit spitzer Kralle gegen seine Brust. »Ich werde versuchen, es dir verständlich zumachen, mein Freund: Wenn wir mit dir heimlich an Bord herumfliegen, wenn wir mit dir das Mahendo’sat-Gebiet verlassen und Anuurn anfliegen, unsere Welt - das könnte Schwierigkeiten mit sich bringen. Die Mahendo‘sat könnten denken, dass wir etwas für uns behalten, worüber sie Bescheid wissen sollten. Also machen wir dich öffentlich, lassen sie alle einen Blick auf dich werfen, die Mahendo‘sat, die Stsho, ja sogar die Kif. Du trägst Kleider, du sprichst ein paar Worte Hani, du lässt dich registrieren, mit richtigen Papieren, all den Dingen, die ein normales zivilisiertes Wesen braucht, um eine juristische Person des Paktes zu sein. Ich werde das alles für dich arrangieren. Wenn du einmal diese Papiere hast, hat niemand mehr die Möglichkeit zu behaupten, du wärest kein Intelligenzwesen. Ich registriere dich als meinen Besatzungsangehörigen. Ich gebe dir ein Papier, und wo ich es dir sage, setzt du deinen Namen darauf! Und du machst mir keine Schwierigkeiten! Kapierst du genug davon? Es ist das letzte, was ich dir sagen kann.«
»Nicht alles verstehen. Du sagen, ich machen.«
Sie gab Chur einen ungeduldigen Wink. »Komm!«
Chur kam. Auch Tully tat es, mit einem blinden Vertrauen, über das Pyanfar die Stirn runzelte. Sie ging vor den beiden her zur Schleuse und fragte sich, ob das Stationsamt über Detektoren verfügte und ob sie vielleicht mit einerversteckten Waffe durchkommen würde, dort, wohin sie ging. Sie entschied sich dagegen, welche anderen Risiken es auch geben mochte.
Ein Beobachter stand draußen vor dem Rampengang, ein Mahe-Dockarbeiter, der eilig davonhastete, als sie sich draußen zeigten, und der wahrscheinlich seine Vorgesetzten benachrichtigen würde... die Mahendo‘sat verhehlten ihre Beunruhigung und waren höflich in ihren Überwachungsmethoden. Aber sie waren da. Pyanfar und Chur sahen das; und Tully reagierte auf die plötzliche Bewegung des
Mahe
mit einem verängstigten Blick. Er redete auf sie ein, aber der Übersetzer war jetzt nutzlos, außerhalb der Reichweite der Inner-Schiff-Komkreise, und Pyanfar legte dem Außenseiter beruhigend die Hand auf die Schulter und achtete darauf, dass er weiterging. »Nur eine Vorsichtsmaßnahme«, sagte sie ruhig und blickte hinüber zur Zugangsrampe der
Mondaufgang,
wo ein weit gefährlicherer Beobachter stand, eine Hani-Schiffsfrau.
»Wir kümmern uns besser darum«, sagte Pyanfar zu Chur und schlug einen anderen Weg ein, der diagonal zwischen den Container-Wagen hindurch auf die
Mondaufgang
zu führte.
Eine weitere Hani erschien im Laufschrift draußen: eine zweite Schiffsfrau, ein Spiegelbild der anderen, derselbe
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