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Chaos Erde

Chaos Erde

Titel: Chaos Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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Wurzel allen Ärgers. Sie mögen sich nichts sagen lassen. Nehmen sie zum Beispiel nur mal den Schriftzug dort oben, Sie wissen, daß er falsch ist, ich weiß, daß er falsch ist, und die Yelignesen wissen, daß er falsch ist, oder sie müßten’s wenigstens inzwischen wissen, auch wenn Typen wie Gus sich lange nicht getraut haben, den Mund aufzumachen. Ich habe mich nicht nur einmal, ich habe mich ein dutzendmal beschwert, und das gleiche haben Hunderte von anderen Menschen getan, die ein Neuron von einem Neutron unterscheiden können. Aber berichtigen die Yelignesen den Fehler? Nicht die Bohne.«
    Gerade setzte Quaddel zu der Frage an, warum Gus und Harry nicht ein paar Freunde zusammentrommelten und die Richtigstellung selbst durchführten, da lenkte etwas anderes ihn ab.
    Typen wie Gus? Ach so.
    »Harry, wollen Sie damit sagen«, fragte er leicht benebelt im Kopf, »Sie… Sie… Sie sind Gefrierfleisch? Genau wie ich?«
    »Was glauben Sie denn, woher sie hier sonst jemanden haben könnten, der ‘ne dermaßen antiquierte Mühle zu fliegen versteht? Natürlich.«
    »Aber Gus nicht?« Quaddel drehte sich und betrachtete den Mann an seiner Seite.
    »Warum mußte ich bloß mein loses Maul aufmachen?« meinte der Mann bitter. »Wenn sie merken, daß ich in Wahrheit gar nicht der berühmte Filmregisseur Gunther von Schwartenkracht bin, der in der Zeit des Stummfilms ungezählte Meisterwerke aufs Zelluloid gebannt hat, ist die Kacke am Dampfen. Selbstverständlich bedeutet’s überhaupt keinen Unterschied, wer meine Arbeit macht. Ich verdiene damit meinen Unterhalt, aber es ist kein richtiger Beruf. Ich spiele eine Rolle, mehr nicht. Und obendrein ist sie langweilig… todlangweilig bis zur x-ten Potenz.«
    »Ist denen denn nicht klar, daß Sie, hätten Sie in der Stummfilmära Filme gedreht, unmöglich lange genug gelebt haben könnten, um eingefroren zu werden?«
    »Ach, von so was haben die Exoplanetaren doch keine Ahnung«, antwortete Harry. Als er Quaddel ansah, bemerkte er in seiner Miene wohl Ratlosigkeit. »Sie sind wie Emigranten, kapiert?« erläuterte er. »Nur daß sie auf anderen Planeten wohnen. Was sie betrifft, könnte sich die gesamte irdische Geschichte an ein und demselben Ort und zur gleichen Zeit ereignet haben. Und den Yelignesen ist es egal. Weshalb sollten sie sich darüber den Kopf zerbrechen? Die Erde ist ja nicht ihr Planet. Wollen Sie wissen, wie schauderhaft es hier zugehen kann? Sie brauchen keine Fragen zu stellen, gucken Sie bloß gut hin.«
    Er brachte den Hubschrauber mitten in der Luft zum Stillstand. »Zeit haben Sie genug«, ergänzte er seine Erklärungen. »Natürlich sind sie noch nicht soweit, wie jedesmal, aber die Landung des Regisseurs gehört mit zur Schau, also…«
    Woher der Pilot so genau informiert war, blieb Quaddel unersichtlich, denn er konnte in der Kanzel kein Funkgerät sehen. Vielleicht unterhielt er telepathischen Kontakt. Schon der Gedanke an eine derartige Möglichkeit hätte bei Quaddel ehrfürchtiges Staunen hervorrufen sollen; doch er empfand keine Spur des obligatorischen Schauderns innerer Aufgewühltheit, deshalb spähte er fortgesetzt nach unten, so wie auch in den vorangegangenen Minuten. Aus der gegenwärtigen Höhe ließ der Smog sich nur noch als dünner, durchsichtiger Schleier erkennen.
    Die Stadtviertel, die sie bisher überflogen hatten, zeichneten sich durch geradezu unwahrscheinliche Ähnlichkeit mit den baulichen Verhältnissen aus, die er zu seinen früheren Lebzeiten kannte, wenngleich sie schäbiger waren und es zu seiner Überraschung (verhaltenen Überraschung, so wie alle seine Reaktionen gedämpft ausfielen) keinerlei Hochhäuser gab, als ob das Stadtzentrum sich in Nichts aufgelöst hätte, oder mangels Pflege, Wartung und Reparaturen völlig verfallen wäre, ähnlich wie die Gebäude, die er an der Autobahn gesehen hatte.
    Das hiesige Viertel jedoch bildete dazu einen vollkommenen Kontrast. Quaddel blickte auf eine große, freie, mit unregelmäßigen Steinplatten gepflasterte Fläche hinab. An drei Seiten säumten rekonstruierte Wohnhäuser altmodischen Baustils den Platz. Geschwärzte Holzbalken äderten weißgetünchtes Mauerwerk und bleiverglaste Fenster, und Strohdächer krönten wie Wollmützen sämtliche Häuser. Einen schroffen Gegensatz dazu ergab die vierte Seite, an der man unter einem Sonnendach eine steil geschrägte Zuschauertribüne mit reihenweise Holzsitzen errichtet hatte. Vor der Mitte der länglichen Tribüne

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