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Chaos Erde

Chaos Erde

Titel: Chaos Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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haben… Was sagen Sie, Harry?«
    »Ich bin der Ansicht, der Pöbel wird ungeduldig«, entgegnete der Pilot. Er startete den Motor neu. »Fertig?«
    »Oder wie wär’s«, meinte Quaddel, »Sie drehen mit mir ‘ne Neuverfilmung von Während du schliefst?« Aber Gus hörte nicht mehr zu.
    »Jawoll! Fix un feddich. Wo is der Megafon? Ach da. Hoch ey! Nu äwwer ab zum Drehort, äwwer flott.«
    Augenblicke später schritt der gefeierte Regisseur Gunther von Schwartenkracht inmitten aufgestobenen Staubs und verwirbelten Smogs zu seinen Schauspielern. Allem Anschein nach hatte er Quaddel schon vergessen, und auch Harry zeigte an ihm keine Anteilnahme mehr: er schaltete den Hubschraubermotor ab, schob sich einen Streifen Kaugummi in den Mund, lehnte sich zurück, schloß die Augen und schmatzte von da an nur noch vor sich hin.
    Mit einer Andeutung von Erleichterung – unvermeidlich nur andeutungsweise – hüpfte Quaddel aus der Maschine und schlich sich fort. Mittlerweile gab es so vieles, über das er erst einmal nachdenken mußte, doch vermutlich dieselben Chemikalien, die seine Emotionen unterdrückten, verlangsamten auch seine Denkprozesse; darum brauchte er als nächstes unbedingt ein stilles Eckchen, in das er sich zurückziehen konnte, um all das, was er erfahren hatte, gründlich zu durchdenken. Aber ehe es ihm gelang, sich ungesehen abzusetzen, erregte er den Unwillen eines der Führer oder Ordner, die die Touristen begleiteten: barsch maulte der Mann ihn an, fuchtelte mit seiner Fahnenstange.
    »He, Sie! Ja, Sie meine ich. Wieso laufen Sie hier in solchen Sachen nun? Einige Besucher haben Millionenbeträge geblecht, um in unserem Film zu erscheinen. Wollen Sie etwa alles verderben?!«
    »Verzeihung«, rief Quaddel. »Ich habe mich verirrt.«
    Er flüchtete um die nächste Ecke, bemerkte im Vorübereilen, daß irgendwer die Pferde aktiviert hatte: sie scharrten mit den Hufen auf dem Boden und wieherten.
     
    Einige Hundert Meter weiter betrat er einen betonierten Gehweg, dem man Fuß- und Handabdrücke sowie Abdrücke von Extremitäten eingedrückt hatte, die er sich nicht einmal vorzustellen wagte. Jeden Abdruck, der sichtlich menschlichen Ursprungs war, hatte man mit einer Namensangabe versehen, die ihm nichts besagte: Lazarus Long, Phoebe Zeitgeist, John Carter, Gilbert Gosseyn, Kommissar X, Perry Rhodan…
    Inzwischen brachte der Smog ihm die Augen zum Tränen. Er mußte irgendwo hinein; er schaute sich um und erspähte einen verwaschen-undeutlichen, grellhellen Lichtklecks, bei dem es sich möglicherweise um eine Neonreklame handelte. Nachdem er sich die Nässe aus den Augen gezwinkert hatte, konnte er den Text entziffern: MIEZES KÖRBCHEN – DIE BAR FÜR DEN STAR – AUTHENTISCHE ALT-HOLYROOD-ATMO-SPHÄRE – OBEN-OHNE-BEDIENUNG – ABENDLICH PROHIBITIONS-ALKOHOLKONTROLLEN -HAPPY HOUR 0800-0600.
    Darunter stand in kleineren Buchstaben: Aliens willkommen. Fluoratmer: 24-Std.-Voranmeldung.
    Hocherfreut öffnete Quaddel die Eingangstür.
    Er gelangte in einen großen, düsteren, niedrigen Raum, in dem Tische und Stühle angeordnet standen. Am hinteren Ende befand sich eine Theke, und dahinter ragten Regale voller Flaschen empor. Die Beleuchtung war tieftrübe, aber die Luft kühl und rein. Niemand hielt sich in dem Lokal auf. Es konnte kaum später als neun Uhr sein, also hatte es vielleicht noch geschlossen. Verunsichert näherte er sich der Theke, nahm mit minimalster Beiläufigkeit einige der Flaschenetiketten zur Kenntnis: Metaxa, Jack Daniels…
    Einen Moment. Er sah genauer hin. Eingefleischte Wahrnehmungsmuster hatten ihn getäuscht. Mr. Taxi? Jack Dann?
    Während er sich noch die Flaschen besah, raschelte hinter der Theke ein Vorhang. Ein Mädchen mit langem Gesicht, einem unordentlichen Schopf brauner Locken und glänzenden, grabsteingroßen Zähnen lugte hervor, verkniff sich ein Gähnen. Unsicher tappte Quaddel längs des Tresens auf das Mädchen zu: plötzlich war ihm eingefallen, daß er kein Geld hatte. Vielleicht duldete man ihn wenigstens so lange in dem Lokal, bis seine Augen zu brennen aufgehört hatten.
    Doch bevor er den Mund aufklappen konnte, sprach das Mädchen ihn an.
    »Hallo, Fremder. Was darf’s denn sein, ‘n Schlüpferstürmer?«
    Quaddel sackte das Kinn nach unten.
    »Nein? Bestimmt nicht? Lieber einen Memmenstipper?«
    Das Kinn sank Quaddel noch tiefer, dieses Mal bis zum Anschlag.
    Mit einem Ausdruck der Entmutigung auf dem Pferdegesicht kam das Mädchen hinter der Theke zum

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