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Chaos über Diamantia

Chaos über Diamantia

Titel: Chaos über Diamantia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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sich nicht wohl?«
    Bray sackte ein wenig zusammen, aber er sagte mit seiner gewohnten festen Stimme: »Ich hatte vor, heute mit Ihnen darüber zu sprechen, Sir. Da die Intensität dieses Zustands nicht immer gleich ist, wartete ich auf ein ernstes Wiederauftreten. Und das haben Sie eben gesehen.«
    »Zustand?« sagte Morton in einem neutralen Ton.
    »Irgend etwas kommt periodisch über mich«, sagte Bray nach einer Pause.
    »Können Sie es genau beschreiben?« fragte Morton.
    »Nun, es ist – es ist …« Bray zögerte.
    »Ist es wie eine – Dunkelheit?« fragte Morton.
    »Das ist es! Es ist, als ob etwas, eine andere Wesenheit, in mein Bewußtsein einzudringen versuchte.« Er verstummte in neuer Ungewißheit.
    Morton dachte an seine eigenen Erfahrungen mit dem Phänomen, und er betrachtete es im Licht des Wortes, das Bray verwendet hatte. Wesenheit. Konnte es sein?
    Es war ein Augenblick plötzlicher Angst, und seine unwillkürliche Reaktion war, umherzublicken und sich zu orientieren. Sie waren immer noch in der Via Roma, und links neben ihnen brauste der verrückte Autoverkehr vorbei.
    Mortons abrupte Panik verflog; er begann sich besser zu fühlen. Sein hämmernder Herzschlag beruhigte sich. Er sah die Wesenheit – wenn es eine war – nicht als ein neues Unheil, sondern als ein altes Problem, in das er einige zusätzliche Einsichten gewonnen hatte.
    »Ich dachte schon daran«, sagte Bray, »mich für eine psychiatrische Untersuchung anzumelden. Aber dann denke ich, wie zum Teufel wird sich das in meiner Personalakte ausnehmen? Und ich bringe es nicht über mich.«
    Morton, der selbst einige flüchtige Impulse in der Richtung gehabt hatte, nickte verständnisvoll. Tatsächlich war die Situation schlimmer, als Bray fürchtete. Aus seiner Erfahrung als ranghöherer und dienstälterer Offizier wußte er, daß solche Angelegenheiten mit unnachsichtiger Routine gehandhabt wurden. Die Psychiater, die auf entlegenen Planeten Dienst taten, waren gewöhnlich junge Leute, frisch von der Universität; und man hatte sie gelehrt, daß sie nicht versuchen sollten, aus falschem Ehrgeiz jemanden zu heilen und so ihren Ruf und ihre künftige Karriere aufs Spiel zu setzen. Darum war es die Regel, daß die ahnungslosen Opfer nach der ersten Untersuchung und Diagnose zu einem psychiatrischen Krankenhaus auf einer anderen Welt geschafft wurden. Was dort aus ihnen und ihrer Laufbahn wurde, erfuhr man – wenn überhaupt – erst viel später, und solche Informationen waren selten ermutigend.
    Er war geneigt, zu glauben, daß Bray – und vielleicht sogar er selbst – in der militärischen Hierarchie nicht hoch genug standen, um einem solchen Schicksal zu entgehen.
    Die Überlegung war ernüchternd. Plötzlich war er sich nicht nur des Verkehrs, sondern auch ihres Standorts in der Via Roma bewußt. »Einen Block weiter ist das Museum«, sagte er. »Halten Sie davor und lassen sie mich aussteigen. Ich werde den Rest des Weges zu Fuß gehen.«
    Als Bray den Wagen wieder in Bewegung setzte, sagte Morton zu ihm: »Und erwähnen Sie Ihren Zustand vor niemandem, bis Sie noch einmal mit mir darüber gesprochen haben. Gehen Sie jedem Psychiater aus dem Weg.«
    Bray nickte stumm, während er den Verkehr beobachtete. Aber ein paar Minuten später, als er vor dem Museum anhielt, sagte er mit beunruhigter Stimme: »Sind Sie sicher, daß Sie diese Person allein aufsuchen sollten? Diese Diamantier sind die verdammtesten Gewalttäter und Terroristen, von denen man je gehört hat.«
    »Wir sind ihre einzige Hoffnung«, antwortete Morton. »Uns zu überreden, daß wir bleiben, ist alles, was sie tun können. Jeder weiß, daß man eine halbe Milliarde Menschen nicht mit Schiffen von einem Planeten abtransportieren kann. Also muß ihnen daran gelegen sein, uns nicht zu verärgern.«
    »Darf ich trotzdem fragen, Sir, welchen Sinn Sie darin finden, überhaupt mit dieser Bande des Generals Ferraris in Verbindung zu treten?«
    »Nun …«, begann Morton.
    Und dann verstummte er in momentaner Verlegenheit. Was ihn verlegen machte, war die Erinnerung, daß er tatsächlich keine genauen Instruktionen hatte. Paul Laurent, der Leiter der Verhandlungsdelegation, hatte einfach zu ihm gesagt: »Im Grunde, mein Heber Morton, können wir gar nichts tun. Unser Name ist eine Fehlbezeichnung. Das Wort ›Verhandlung‹ ist ganz irrelevant, denn wir sind hier, um die Streitkräfte der Erdföderation von diesem Planeten fortzuschaffen, und das werden wir tun, ob

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