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Chaos über Diamantia

Chaos über Diamantia

Titel: Chaos über Diamantia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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menschlicher Skrupellosigkeit und Gründlichkeit ausnutzten. Die ersten Beobachter waren mit besorgtem Kopfschütteln wieder abgereist. Später war jedoch eine Regierungskommission erschienen und hatte das lästige Menschheitsgewissen beruhigt, indem sie dekretiert hatte, daß die Irsk nicht als Tiere, sondern als gleichwertige intelligente Wesen anzusehen seien, die nicht zu unbezahlter Zwangsarbeit herangezogen werden dürften und für gleiche Arbeit Anspruch auf gleichen Lohn hätten.
    Die Durchsetzung dieser Gleichberechtigung hatte dann zu erstaunlichen Resultaten geführt. Zuerst wußten die Eingeborenen nicht, was sie mit dem Geld anfangen sollten. Dann begannen sie die Nahrung der Diamantier zu essen. Früher war nie beobachtet worden, daß sie Nahrung in fester oder flüssiger Form zu sich nahmen, aber nun aßen sie plötzlich Pizza, Wiener Würstchen, Makkaroni, Käse und Frikadellen. Das Gastgewerbe blühte auf. Und wenn sie aßen, zeigten ihre seltsamen langen Gesichter jene typische Grimasse, die – wie man glaubte – ihre Art zu lächeln war.
    Auch die beiden Irsk, die Bray geholfen hatten, zeigten jetzt dieses Lächeln. Aber nicht alle Irsk waren heutzutage vertrauenswürdig; nicht einmal ein nennenswerter Prozentsatz von jenen, die die grün gestreiften Hemden trugen, dachte Bray. Und so entsprach es nur seiner Logik, daß er keinem Irsk vertraute.
    Immerhin mochte es sein, daß die Irsk geneigt waren, die Verhandlungsdelegation zu unterstützen, weil sie sich von ihrem Wirken Vorteile versprachen –
    Bray sagte höflich: »Ich danke Ihnen sehr, aber mein Freund und ich werden allein zurechtkommen. Mit dem Wagen hier ist es kein Problem.«
    Die beiden Irsk machten höfliche Geräusche mit ihren weichen Stimmen und gingen dann weiter. Sie blickten noch mehrere Male lächelnd zurück. Bray kam endlich zu einem Entschluß und setzte sich hinter das Steuer.
    Er fuhr nicht zum Lazarett oder zu einem der anderen Krankenhäuser.
    Er war kein Dummkopf. Schon vor mehr als einer Woche hatte er zum ersten Mal bemerkt, daß Morton krampfhaft mit den Augen gezwinkert hatte. Während der folgenden Tage hatte er diese Beobachtung häufiger gemacht, obwohl sein Vorgesetzter immer versuchte, sich im Moment des Augenzudrückens abzuwenden. Bray hatte sogar entdeckt, daß diese Anwandlungen sich in einem Viertelstundenrhythmus wiederholten. Irgendein präziser Automatismus zwang Morton zu periodischem Augenzwinkern.
    Aber dieser letzte Anfall schockierte Bray. Mortons Zwinkerperiode hatte sich nicht nur nach wenigen Minuten wiederholt und so den üblichen Rhythmus unterbrochen, diesmal hatte sie ihm auch das Bewußtsein geraubt. Die Frage war, was er unter diesen veränderten Umständen für Morton tun konnte?
    Er hatte keine Ahnung. Er mußte einfach abwarten, wenigstens für eine Weile. Aber wie lange? Das war nicht klar. Bray zuckte philosophisch mit der Schulter und hoffte, daß der Vorfall ihm Gelegenheit bieten würde, mehr über diese merkwürdige Sache zu lernen. Dann setzte er den Wagen in Bewegung und war bald ein weiterer wahnsinniger Fahrer im verrückten Verkehr Neu Neapels.
    Nachdem er wie durch ein Wunder wohlbehalten in Capodichino angekommen war, parkte Bray den Wagen in der Nähe des Militärpostens der Erdföderation. Worauf er sämtliche Wagenfenster opakisierte, so daß niemand ins Innere sehen und Morton entdecken konnte. Der abgeschlossene Wagen war ein relativ sicherer Ort für einen Bewußtlosen. Außerdem war er durch besondere Vorrichtungen zusätzlich gesichert.
    Die Sonne stand bereits ziemlich tief am Westhimmel, als Bray den Wagen stehenließ und die schmale, gewundene Straße hinunterging. Sein Ziel war ein Gebäude, das er bisher nur flüchtig angesehen hatte, um das Schild auszumachen, das es als Militärstation der Erdföderation kennzeichnete.
    Im Näherkommen sah er sich nun einem bunkerähnlichen einstöckigen Bau gegenüber, der nicht mit der altmodischen, verschachtelten Architektur des Städtchens harmonierte. Die einheimischen Kulturexperten mußten entsetzt und entrüstet gewesen sein, als man ihnen dieses Ding hingestellt hatte. Aber natürlich hatte es Gründe gegeben, den Bau so und nicht anders zu errichten. Bray hatte von derartigen Gebäuden gehört, daß sie aus besonderen Materialien bestanden, daß sie ihre ungewöhnlichen Qualitäten durch die Art und Weise zeigten, wie sie auf Bedrohung reagierten, und daß sie normalerweise nur auf Planeten standen, wo maximale

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