Chaos über Diamantia
benehmen, und das wirkte; es wurde still.
Morton krabbelte auf die Füße, eilte zu Bray und befreite ihn von seinen Fesseln. Während sie gemeinsam David Kirks Fesseln lösten, erzählte Bray hastig von seiner Begegnung mit dem Mahala-Duplikat und wiederholte, was es gesagt hatte.
Er war noch nicht fertig, als von der Frau ein stöhnender Schrei kam: »Helft mir, ich bin getroffen.«
Die drei Männer und Gerhardt eilten zu ihr. Isolina Ferraris lag stöhnend in einer Blutlache. Ihre Augen, beinahe so groß und feucht wie die eines Irsk, starrten Morton an. »Charles«, wimmerte sie, »was soll nun werden?«
Morton konnte nicht antworten. Er sah in einem Zustand von Benommenheit, wie Dr. Gerhardt die Wunde untersuchte und mit hilflosem Schulterzucken zu ihm aufblickte.
Tot! Morton fühlte es.
»Sie hat einen Bauchschuß«, murmelte Gerhardt in sein Ohr. »Wahrscheinlich ein Querschläger.« Dann wandte er sich um und rief: »Wo sind die beiden Ambulanzhelfer?«
»Ich werde sie suchen«, sagte Leutnant Bray und stürzte hinaus.
Eine Minute verging. Zwei. Drei. Sie standen hilflos um die stöhnende Frau. Morton war erfüllt von unvernünftiger Wut, weil es so unnötig gewesen war … Aber er bemerkte seinen Zustand, und die Wut verging.
Nach einer weiteren halben Minute kam Bray mit einem der Ambulanzhelfer zurück. Der Irsk kniete neben Isolina nieder und begann sie mit Gerhardts Hilfe zu verbinden. Morton nahm Bray beiseite und sagte: »Ich werde versuchen, eine Geistesverbrüderung mit diesem Mahala-Duplikat zu machen. Wünschen Sie mir Glück!«
Abrupt fühlte er sich gedrängt, eine weitere Person zu retten, oder es wenigstens zu versuchen. Zuerst beugte er sich über Isolina Ferraris’ fahles Gesicht und sagte eindringlich: »Vergiß nicht, daß du Mrs. Charles Morton bist!« Und dann schrie er Gerhardt zu: »Von diesem Moment an sind Sie Oberst Charles Morton …«
Auf einmal war ein funkelnder, leuchtender Nebel um ihn in der Luft.
33.
Bald nach dem Aufflammen der Kämpfe um die Gyuma-Schlucht hatte eine teilweise Abwanderung des einheimischen Tierlebens begonnen. Am ersten Abend hatte das Feuer nur Unruhe und Anspannung bewirkt. Einige Wildtauben, die ihre Erfahrungen mit Jägern hatten, waren kurz vor Sonnenuntergang nach Westen fortgeflogen. Und zwei Kranichpaare hatten ihre Baumhorste verlassen und Kurs nach Norden genommen.
Entnervend war für die meisten Vögel erst der Schuß, den Joaquin mitten in der Nacht auf das Krokodil abgefeuert hatte. Er riß sie aus dem Schlaf und machte sie unruhig und gespannt. Mehrere Bekassinen flogen sofort davon, aber die nächste Gruppe von Wildtauben verließ ihr Revier erst nach Sonnenaufgang, als ein erster Ausbruch von Gewehrfeuer die Morgenstille zerriß.
Die Fasane flogen nicht auf. Sie schlüpften verstohlen durch das Unterholz nach Süden, wo es ruhig war, oder suchten Zuflucht in der hügeligen Savanne des Westens.
Eine Fasanenhenne traf unerwartet auf einen diamantischen Fallschirmjäger, der bewegungslos hinter einem Felsblock kauerte. Ihr wurde der Hals umgedreht, bevor sie ihren Warnruf ausstoßen konnte.
Als die ersten Schüsse durch die Morgenluft echoten, wurden die zwei Leoparden, die sich nach durchjagter Nacht müde im hohen Gras niedergetan hatten, unruhig. Sie erhoben sich und schlichen nach Süden. Beide waren wütend.
Die kleineren Wildkatzen, die Eichhörnchen, Biber und Otter begnügten sich damit, die unmittelbare Nachbarschaft der lauten, scharfen Geräusche zu verlassen. Ein Katzenbär, der während der Nacht in die Schlucht abgestiegen war, kletterte wieder heraus und machte sich nach Osten davon.
Während des Tages mieden die meisten Tiere nur jene Gegenden, wo das scharfe Peitschen diamantischen Gewehrfeuers am lautesten war. Die Schlucht war ihre Heimat, und sie hatten einfach keinen anderen Ort, wohin sie gehen konnten. Und so verkrochen sie sich in ihre kleinen Behausungen – unter einem gefallenen Baum, in einer natürlichen Höhle oder in einem Erdbau –, wenn der Gefechtslärm allzu nahe rückte.
Die diamantischen Fallschirmjäger feuerten nach Menschenart auf jedes Tier, das sie sahen, und so blieb es nicht aus, daß eine gewisse Zahl von Tieren getötet oder – was schlimmer war – angeschossen wurde.
Nach der zweiten, und noch mehr nach der dritten Nacht, als Artillerie und andere schwere Waffen eingesetzt wurden und das Feuer fast ohne Unterbrechung andauerte, war die Tierwelt in einem Zustand
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