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Charles

Charles

Titel: Charles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Macomber
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jemand einen Schlag in die Magengrube versetzt?“
    „Ja.“ Bens Beschreibung traf am ehesten, wie es ihm, Charles, an dem Abend ergangen war, als er Lanni und Duke begegnet war. Es hatte keine Rolle gespielt, dass ein anderer Mann bei ihr gewesen war. Genauso wenig hatte es eine Rolle gespielt, dass Lanni und er kaum ein Wort miteinander gesprochen hatten. Es hatte ihn wie ein Blitz getroffen.
    „Mir ist es einmal passiert.“ Ben umklammerte seinen Becher mit beiden Händen und blickte ins Leere.
    „Dann weißt du also, was ich meine.“
    „Ich glaube schon, aber es ist verdammt lange her.“ Nun schaute Ben angelegentlich in seinen Kaffee, als würde es ihm dabei helfen, die Vergangenheit zu verstehen. „Ich war noch ein richtiges Kind und habe eine Weile am College rumgehangen. Dann bin ich zum Militär gegangen, und nachdem ich die Grundausbildung beendet hatte, habe ich in San Francisco darauf gewartet, nach Vietnam eingezogen zu werden. Ich bin Marilyn im Golden Gate Park begegnet. Sie hatte langes blondes Haar und war so hübsch, dass ich den Blick nicht von ihr wenden konnte. Damals war sie im zweiten Studienjahr. Wir hatten sechs Wochen zusammen.“
    „Du meinst, bevor du dann eingezogen wurdest?“ fragte Charles.
    „Ja. Sie wollte nicht, dass ich gehe, als hätte ich die Wahl gehabt. Marilyn war Pazifistin. Aber welcher Student war das zu der Zeit nicht? Anscheinend glaubte sie, dass ich einen Weg finden würde, bei ihr zu bleiben, wenn ich sie wirklich liebte. Wir haben uns gestritten, und ich habe Dinge gesagt, die ich später bereut habe. Ich hoffe, ihr ist es genauso gegangen, aber das werde ich natürlich nie erfahren.“
    „Und was ist passiert, nachdem du eingezogen wurdest?“
    „Gar nichts. Ich war der Meinung, dass sie im Unrecht war, und habe mich über ihre Engstirnigkeit geärgert. Schließlich war ich ein eingefleischter Patriot. Ihr haben diese Werte nichts bedeutet. Ich war der Ansicht, dass wir keine Gemeinsamkeiten hatten.“
    „Dann hast du es also beendet.“
    „Ja.“ Ben schien darüber alles andere als glücklich zu sein. „Sie hat mir ein paar Mal geschrieben, aber ich habe die Briefe zurückgeschickt, ohne sie zu öffnen.“
    „Und hast du sie nach dem Krieg wiedergesehen?“ Wenn Ben nach all den Jahren noch immer etwas für sie empfand, hatte er doch sicher versucht, sich mit ihr zu versöhnen.
    „Ein Jahr danach habe ich mir einen Ruck gegeben und sie angerufen, sobald ich wieder in den Staaten war. Von ihrer Mutter habe ich erfahren, dass sie geheiratet hatte, und zwar Hals über Kopf. Vier Monate nachdem ich abgereist war, hatte sie sich verlobt. Für mich war das natürlich ein schwerer Schock. Wir hatten zwar nur sechs Wochen zusammen, aber es war die glücklichste Zeit meines Lebens. Ich habe sie damals geliebt, und sogar jetzt hat sie noch einen Platz in meinem Herzen.“
    Charles wusste nicht, was er sagen sollte. Er hatte den Eindruck, dass Marilyn Bens Gefühle nicht im gleichen Maße erwidert hatte, sonst hätte sie nie einen anderen Mann geheiratet.
    „Ich habe sie über alles geliebt. Der Gedanke an sie hat mir dabei geholfen, die Hölle in Vietnam zu überstehen. Ich habe im Leben vieles getan, was ich bedaure, aber das war mein größter Fehler. Ich war ein Narr.“
    Charles konnte das gut verstehen, denn auch er hatte Dinge getan, die er im Nachhinein bedauerte.
    „Wir waren beide zu jung und zu idealistisch“, fuhr Ben fort. „Dafür habe ich einen hohen Preis bezahlt.“
    Bens Geschichte überraschte Charles und machte ihn gleichzeitig traurig. Obwohl Ben ein guter Freund von ihm war, sprach er nur selten über sein früheres Leben.
    „Kannst du mir vielleicht einen Rat geben?“ erkundigte sich Charles.
    Ben dachte einen Augenblick nach. „Du musst auf deine Gefühle vertrauen“, sagte er schließlich.
    „Auf meine Gefühle?“ Charles wusste kaum, was er fühlte.
    „Ja. Du magst Lanni, und sie mag dich. Das ist großartig. Es bedeutet nicht, dass du von der nächsten Brücke springen oder Hals über Kopf heiraten musst.“
    Als Charles an seinen Bruder dachte, wurde ihm ganz anders. Knapp einen Monat nachdem er Abbey kennen gelernt hatte, bekam Sawyer eine Familie. Wenn das kein Einschnitt in sein Leben war …
    „Ehrlich gesagt, überraschst du mich“, erklärte Ben.
    „Warum? Weil ich mich so über Sawyers und Christians Schnapsidee aufgeregt habe?“
    „Nein“, erwiderte Ben nachdenklich. „Bist jetzt dachte ich immer, wir

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