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Charlie + Leo

Charlie + Leo

Titel: Charlie + Leo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Till
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kommt nach ein paar Minuten wieder rein, direkt hinter ihm Direktor Billwerder, der seinen Arm um jemanden gelegt hat. Ach du Scheiße! Nie im Leben! Was wird das denn jetzt?! Die Person, um die Billwerder seinen Arm gelegt hat und die er nun vor das Pult von Schubert führt, ist keine geringere als Trümmer-Tanja! Ich fass es nicht! Und kapieren tue ich es schon gar nicht. Ich meine, klar, wahrscheinlich hat sie wieder irgendwas angestellt, irgendjemandem etwas zertrümmert. Aber warum führt Billwerder sie dann in unserer Klasse vor? Als abschreckendes Beispiel oder wie?
    Alle starren gebannt nach vorn. Billwerder und Schubert tauschen einen kurzen Blick aus, Schubert nickt.
    »Alle mal herhören, bitte!«, wendet sich Billwerder an die Klasse. »Dieses Mädchen hier kam gerade in der Pause in mein Büro und hat mir etwas über alle Maßen Ungeheuerliches berichtet.«
    Er tätschelt Trümmer-Tanja aufmunternd die Schulter.
    »Wirklich absolut ungeheuerlich!«, wiederholt er und fährt fort. »Sie hat mir erzählt, dass drei Mädchen aus dieser Klasse ihr in der Pause Geld gegeben haben, damit sie einem anderen Mädchen aus dieser Klasse alle Knochen bricht.«
    Wie bitte, was?! Sie hat die Mädels verpfiffen?! Muss ich das verstehen?
    Mein Blick wandert natürlich sofort zu Antoinette, die es offensichtlich ebenso wenig fassen kann wie ich. Sie ist ganz tief in ihren Stuhl gerutscht und starrt mit offenem Mund Viola an, die bis auf ihr Veilchen kreidebleich geworden ist. Nicole hält sich die Hand vor die Stirn und schüttelt langsam und lautlos fluchend den Kopf.
    »Das haben sie doch gesagt, nicht wahr?«, wendet sich Billwerder mit fürsorglicher Stimme an Trümmer-Tanja.
    Trümmer-Tanja steht da, die Hände vor dem immensen Bauch gefaltet, den Blick verlegen nach unten gesenkt. Wenn man es nicht besser wüsste, würde man denken, sie ist ein braver, zu dick geratener Unschuldsengel.
    »Ja«, sagt sie mit leiser Stimme, ohne dabei aufzublicken. »Das haben sie gesagt. Alle Knochen.«
    Ein Raunen geht durch die Klasse.
    »Mir fehlen die Worte«, schüttelt Billwerder fassungslos den Kopf. »Und würdest du uns jetzt bitte verraten, wer diese drei Mädchen sind, die diese Abscheulichkeit von dir verlangt haben?«
    Trümmer-Tanja hebt langsam den Kopf. Ihr Blick streift durch die Klasse. Antoinette rutscht noch tiefer in ihren Stuhl, was aber natürlich nicht hilft. Trümmer-Tanjas Blick bleibt auf ihr haften. Sie hebt ihren speckigen Arm, fährt ihren Zeigefinger aus und richtet ihn auf Antoinette.
    »Die hat mir das Geld gegeben«, sagt sie und lässt ihren Zeigefinger nach links und rechts schweifen. »Und die beiden waren dabei.«
    Ungläubiges Kopfschütteln und entsetztes Flüstern reihum. Ich bin mir sicher, die drei Mädels würden jetzt am liebsten auf der Stelle explodieren, nur um nicht mehr hier zu sein.
    »Los, aufstehen!«, knurrt Billwerder die drei an.
    Antoinette, Viola und Nicole erheben sich widerwillig von ihren Stühlen.
    »Tanja, kannst du uns auch noch sagen, wer das Opfer werden sollte?«, fragt Billwerder.
    Trümmer-Tanja zeigt sofort auf Leo. Alle drehen sich zu ihr um. Sie verzieht keine Miene.
    »Leonie König«, sagt Schubert erklärend zu Billwerder. »Sie ist neu in der Klasse.«
    »Würdest du bitte auch aufstehen, Leonie«, sagt Billwerder zu ihr und sie erhebt sich von ihrem Stuhl.
    »Begrüßt man so etwa heutzutage eine neue Schülerin?«, wendet sich Billwerder wieder an die drei Angeklagten. »Indem man sie brutal zusammenschlagen lässt? Könnt ihr mir bitte mal verraten, was ihr euch dabei gedacht habt?!«
    Schweigen. Die drei stehen bloß da und sagen keinen Ton.
    »Ja, genau das dachte ich mir!«, brüllt Billwerder sie an. »Ihr habt euch überhaupt nichts dabei gedacht! Und an die Konsequenzen erst recht nicht! Was hat Leonie euch denn getan?«
    »Die blöde Schlampe hat Hundescheiße auf meine Bürste geschmiert!«, kreischt Antoinette plötzlich hysterisch los und zeigt auf Leo. »Un d …«
    »Hey!«, unterbricht sie Billwerder barsch. »Nicht in dem Ton!«
    »Abe r …«, versucht sie sich zu wehren.
    »Nichts aber!«, fährt Billwerder ihr über den Mund und wendet sich an Leo. »Stimmt das, was Antoinette da gerade behauptet hat?«
    »Nein«, sagt Leo. »Damit habe ich absolut nichts zu tun. Das schwöre ich.«
    »Die lügt doch, die Scheißschlampe!«, kreischt Antoinette wieder. »Natürlich war die das! Wer soll’s denn sonst gewesen sein?!«
    Der Farblose

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