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Charlie + Leo

Charlie + Leo

Titel: Charlie + Leo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Till
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blöde Auftragszertrümmerin nicht etwas klarer ausdrücken? Steht der Deal mit den hundert Euro jetzt oder nicht?
    Als es gongt, folge ich Leo ins Schulgebäude. Ich laufe hinter ihr an den Toiletten vorbei. Sie biegt gerade um die Ecke, als mich jemand von hinten am Ärmel ziept. Nicht jetzt, verdammt! Ich muss auf Leo aufpassen! Ich drehe mich um. Es ist Marie.
    »Marie«, sage ich möglichst ruhig, um sie nicht zu erschrecken. »Was ist denn?«
    Sie winkt mich mit dem Zeigefinger zu sich heran und hält ihr Gesicht dicht an mein Ohr.
    »D u … bist de r … Harmlose Ritte r … oder?«, flüstert sie.
    Was?! Sie weiß davon?! Das kann ja nur bedeuten, dass Leo es ihr erzählt hat! Und wenn Leo es ihr erzählt hat, dann hat Marie ihr vielleicht gesag t …
    »Kein e … Sorge«, sagt Marie leise. »Ich habe dic h … nicht verraten.«
    Uff! Das ist ja gerade noch mal gut gegangen. Ich war kurz davor, mir Maries Tüte auszuleihen.
    »Sie hat es dir erzählt?«, frage ich erstaunt.
    »Sie hat mich gefrag t … wer aus unserer Klass e … gut zeichnen kann«, antwortet Marie. »Da hab ic h … natürlich gleic h … an dich gedach t … aber ich wollt e … erst wisse n … warum sie da s … wissen wil l … und dann hat si e … mir alles erzählt.«
    Verdammt, das hätte echt schiefgehen können. Hoffentlich fragt sie nicht noch jemand anders aus der Klasse, dann bin ich geliefert.
    »Danke, dass du mich nicht verraten hast«, sage ich zu Marie.
    »Sie ma g … den Harmlosen Ritte r … sehr«, sagt Marie.
    Wie bitte, was?! Das klingt ja fantastisch! Wenn es denn stimmt.
    »Echt? Hat sie das gesagt?«, frage ich aufgeregt.
    »Nein«, antwortet Marie. »Gesagt hat si e … das nich t … das hab ic h … gespürt.«
    Okay, falscher Alarm. Marie hat nur etwas gespürt. Und Marie spürt verdammt viel komisches Zeug, wenn der Tag lang ist, sonst bräuchte sie ihre Tüte ja nicht.
    »Aber sie hat gesag t … dass sie de n … Harmlosen Ritte r … unbedingt kennenlerne n … will«, fährt sie fort.
    »Farblos«, stelle ich richtig. »Es ist der Farblose Ritter.«
    Wobei harmlos auch gut gepasst hätte, wenn ich an die Sache mit Trümmer-Tanja denke. Oh, apropos!
    »Sag mal, könntest du mir einen Gefallen tun?«, frage ich.
    Ihre Hand wandert in Richtung Tüte. Offenbar lösen Gefallen Stress bei ihr aus.
    »Nichts Schlimmes!«, sage ich schnell. »Wirklich nicht! Es geht um Leo.«
    Marie wird etwas ruhiger.
    »Wa s … muss ich den n … da machen?«, fragt sie zaghaft.
    »Gar nichts!«, sage ich. »Also fast gar nichts. Du müsstest einfach nur in der nächsten Pause in ihrer Nähe bleiben, sonst nichts.«
    Die Hand geht erneut zur Tüte.
    »Ich sol l … in der Paus e … nach draußen?«, fragt sie mit ängstlicher Miene.
    Oh Mist, stimmt ja, das habe ich völlig vergessen. Sie schließt sich in den Pausen ja immer auf der Toilette ein. Aber sie ist nun mal die Einzige, die ich darum bitten könnte.
    »Das ist echt wichtig«, sage ich ernst. »Du kennst doch Trümmer-Tanja oder?«
    Keine Sekunde später bläht sich die Tüte vor ihrem Mund auf.
    »Ich kann dir jetzt nicht genau erklären warum, aber es ist gut möglich, dass sie es auf Leo abgesehen hat«, fahre ich fort.
    Maries Atemfrequenz verdoppelt sich.
    »Du musst gar nichts machen«, versichere ich ihr. »Nur einfach ganz laut schreien, wenn sie Leo zu nah kommt. Du kannst doch laut schreien, oder?«
    Die Papiertüte wippt zweimal auf und ab.
    »Super, vielen Dank, das ist echt lieb von dir«, sage ich. »Damit hast du das Eis auch schon so gut wie gewonnen.«
    »Aber kei n …«
    »Erdbeer, ja ich weiß«, unterbreche ich sie grinsend.
    Der Gong ertönt und wir machen uns gemeinsam auf den Weg zu unserem Klassenzimmer.
    Ich kann mich kein bisschen auf den Unterricht und Schuberts Geschwafel konzentrieren, weil ich ständig an Trümmer-Tanja denken muss und daran, wie ich die fehlenden neunzig Euro auftreiben soll, falls die Haushaltskasse leer ist.
    Plötzlich öffnet sich die Tür. Unser Direktor, Herr Billwerder, steckt den Kopf herein.
    »Herr Schubert«, sagt er mit ernster Miene. »Würden Sie bitte mal eben kurz zu mir nach draußen kommen?«
    Was soll das denn? Der Billwerder taucht normalerweise nur in den Klassen auf, wenn es irgendwelchen Ärger gibt.
    Schubert nickt seinem Boss kurz zu und wendet sich an uns.
    »Ich bin sofort wieder da«, sagt er. »Und ich will da draußen keinen Mucks von euch hören, verstanden?«
    Schubert geht raus und

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