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Charlie + Leo

Charlie + Leo

Titel: Charlie + Leo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Till
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zurück.
    Okay, alles klar. Jetzt weiß ich, was hier abläuft. Die Mädels zahlen Schutzgeld, damit Trümmer-Tanja sie in Ruhe lässt! Hammer. Ist ja wie bei der Mafia. Aber durchaus nachvollziehbar. Wenn die mich auf dem Kieker hätte, würde ich auch zahlen, sofort.
    Uff! Ich atme erleichtert aus. Der Farblose Ritter muss nicht einschreiten, das hat alles gar nichts mit Leo zu tun. Diese Beschattungsaktion hätte ich mir sparen können. Aber okay, lieber einmal zu viel aufgepasst als zu wenig. Jetzt aber nichts wie weg hier, bevor ich auch noch Schutzgeld zahlen muss.
    Ich werfe einen letzten vorsichtigen Blick um die Ecke, um zu sehen, ob ich in Ruhe abhauen kann. Oh, fuck! Kann ich nicht! Sie kommen direkt auf mich zu! Und zwar alle vier! Scheiße, ich muss weg hier, und zwar schnell! Ich blicke mich panisch nach einem Versteck um. Rechts von mir steht eine ziemlich niedrige Brombeerhecke. Ob die reicht? Keine Zeit zum Nachdenken, ich höre schon ihre Schritte. Ich nehme drei Schritte Anlauf und springe auf die Hecke zu. Keine Sekunde später schlage ich hart der Länge nach auf dem Boden auf. Au, mein Knie! Scheiße, tut das weh, verdammt! Nicht jammern, Charlie Brown. Ja, ich weiß, bin ja nicht lebensmüde! Ich robbe ein Stück unter die Hecke, presse mich flach auf den Boden, höre auf zu atmen und schließe die Augen. Schritte, die näher kommen. Stimmen.
    »Aber du hältst uns da völlig raus, klar?«
    Das ist eindeutig Antoinettes leicht fiependes Organ.
    »Kein Wort über uns, nicht mal die kleinste Anspielung, okay?«, zischt sie.
    »Kein Problem«, antwortet ihr eine brummende Stimme.
    Und wenn das nicht Trümmer-Tanja ist, stecke ich meine Hand freiwillig in das Maul einer Bulldogge.
    »Aber übertreib’s bitte nicht, ja?«, sagt eine andere Stimme leicht besorgt. »Sie muss ja nicht gleich im Krankenhaus landen, okay?«
    »Dafür kann ich nicht garantieren«, brummt Trümmer-Tanja.
    »Hallo? Schon vergessen, was die mit meinem Auge gemacht hat? Von mir aus kann sie dieser Schlampe alle Knochen brechen.«
    »Für alle Knochen habt ihr nicht bezahlt«, brummt Trümmer-Tanja.
    »Was genau ist denn in dem Preis alles drin, den wir gezahlt haben?«, will Antoinette wissen.
    »Ein, zwei angeknackste Rippen, ein paar äußerst schmerzhafte Prellungen und eine verbeulte Fresse«, lautet die Antwort.
    »Okay, das ist doch schon mal was«, sagt Antoinette. »Könntest du sie vielleicht so ganz nebenbei noch mit dem Gesicht in einen Hundehaufen drücken?«
    »Scheiße kostet extra«, brummt es als Antwort.
    »Mist, ich hab nichts mehr«, seufzt Antoinette. »Es sei denn, du nimmst Kreditkarten?«
    »Nur mit Geheimzahl«, sagt Trümmer-Tanja.
    Das war’s, mehr verstehe ich nicht, sie sind an mir vorbeigelaufen und verschwinden Richtung Schulgebäude. Aber ich habe ja auch mehr als genug gehört. Mein Herz pocht heftig rasend gegen meine Brust. Ich kann es nicht fassen. Die haben allen Ernstes eine Auftragskillerin angeheuert! Und zwar die beste und fieseste aller Zeiten! Der Farblose Ritter muss das irgendwie verhindern. Zu dumm, dass er genauso klein und schwächlich ist wie ich. Körperlich komme ich gegen dieses Vieh nie an, so viel steht fest. Was hat mir mein Vater geraten? Falls ich mal einem wesentlich stärkeren Gegner gegenüberstehe, soll ich ihm einen kräftigen Tritt in die Eier verpassen und rennen, was das Zeug hält. Danke, Papa, Supertipp. Auch wenn Trümmer-Tanja definitiv danach aussieht, die hat leider keine Eier. Ich vielleicht bald auch nicht mehr, wenn ich mich mit ihr anlege.
    Aber irgendetwas muss ich tun. Ich kann Leo jetzt nicht im Stich lassen, das wäre absolut unritterlich. Du musst hinterher, Charlie Brown! Ja, ich weiß!
    Ich hebe vorsichtig meinen Kopf über die Hecke und sehe die Mafiabräute kurz vor der Treppe zum oberen Schulhof. Ich stehe auf, klopfe mir den Dreck von den Klamotten und laufe los. Aua, Scheiße! Mein Knie tut verdammt weh. Damit fällt nicht nur der Tritt in die nicht existenten Eier flach, sondern auch noch eine schnelle Flucht. Egal, hilft alles nichts, ich muss Leo irgendwie beschützen. Mühsam humple ich los.
    Der obere Schulhof ist der größte, die komplette Mittelstufe hängt hier ab. Ich sehe mich hektisch um und entdecke schließlich Leo. Sie steht allein etwas abseits, die Kapuze, in der zwei Kopfhörerschnüre verschwinden, tief ins Gesicht gezogen.
    Und dann sehe ich Trümmer-Tanja. Antoinette und ihre Mitverschwörerinnen sind nirgends zu

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