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Charlotte

Charlotte

Titel: Charlotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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irgendeinen Mann als Vater aus der Lostonne gezogen. Du hattest doch ein Verhältnis mit ihr?«
    »Das war schon lange vorbei. Und außerdem habe ich …« Er unterbrach sich, weil er wusste, dass Bemerkungen über Kondome und Safersex die Sache nur noch realistischer und schmerzhafter für sie machen würden. Seltsamerweise hatte er mit Jennifer offen darüber reden können, bei einem Glas Cognac. Seine Tochter reagierte jetzt schon so klinisch wie eine Ärztin und war mehr als erwachsen genug. Es hatte ihn erleichtert, mit jemandem darüber reden zu können. Doch Heleen war seine Frau, zu nah, zu verletzlich. »Abgesehen davon, dass es unmöglich gewesen wäre, hätte sie über ein Jahr lang schwanger sein müssen«, fügte er dennoch hinzu.
    Heleen schwieg eine Weile, sodass er schon glaubte, sie habe das Telefon losgelassen und es läge neben ihr auf dem Kissen wie ein nicht beendetes Gespräch. Dann hörte er sie tief seufzen. »Otto«, sagte sie geduldig. »Ich glaube dir ja, aber was stellst du dir eigentlich vor? Ich bin angeblich die einzige Frau in deinem Leben, aber du hattest ein Verhältnis mit einer anderen, als Jennifer zwei Jahre alt und ich mit Lily schwanger war. Das würde dir keine Frau der Welt verzeihen.«
    Heleen war die Spezialistin, in seiner weniger prinzipientreuen Welt dagegen konnten Fehler vergeben und vergessen werden, gewiss nach zwanzig Jahren. »Ich würde alles tun, um es ungeschehen zu machen«, sagte Runing. »Aber es ist nun mal passiert, ich kann es nicht ändern. Ich möchte nur, dass du weißt, dass mein Leben und mein Glück von dir abhängen und dass ich dich nie loslassen könnte.«
    Das Letzte, was er von ihr hörte, war ein Seufzer. Dann unterbrach sie die Verbindung.

 

3
    Charlotte saß am gedeckten Küchentisch und unterhielt sich mit Gwenaëlle, die aufstand, als er hereinkam.
    »Guten Morgen«, sagte er. »Hast du gut geschlafen?«
    Charlotte lächelte fröhlich. »Ich hab noch eine Stunde lang wach gelegen, aber dann bin ich eingeschlafen. Um sieben bin ich aufgewacht, wie jeden Tag. Ich dachte mir, ich brauche ja nicht sofort zur Arbeit, also habe ich in aller Ruhe geduscht, mein Bett gemacht und bin dann noch ein bisschen im Garten spazieren gegangen. Ich hoffe, das durfte ich. Er ist wunderschön.«
    Runing nickte und trank seinen frisch gepressten Orangensaft. Gwenaëlle schenkte ihm Tee ein.
    »Danke, Gwenaëlle«, sagte er. »Wir kommen schon zurecht.«
    »Bon appétit«, sagte Gwenaëlle und ließ sie allein.
    Charlotte belegte ihr Brot mit Schinken. »Eine nette Frau«, sagte sie. »Sie stammt aus der Bretagne.«
    »Ich weiß.«
    Das Mädchen errötete. »Ja, natürlich.« Und mit einem Blick auf die Wanduhr: »Darf ich gleich mal bei mir auf der Arbeit anrufen und Bescheid sagen, dass ich später komme?«
    »Selbstverständlich.«
    »Wann fahren Sie zur Arbeit?«
    »Ich bin meistens so gegen neun Uhr da«, antwortete er.
    »Leonoor hat erzählt, dass Ihnen eine Menge Hotels gehörten. Auch im Ausland?«
    Er nickte, trank von seinem Tee und schaute ihr beim Essen zu. »Erzähl mir von Leonoor«, sagte er.
    »Was soll ich von ihr erzählen?« Ihr Gesicht wurde ausdruckslos.
    »Was ist sie für ein Mensch?«
    »Sie ist einundfünfzig Jahre alt, sechs Jahre älter als meine Mutter. Auf ihre Art ist sie schon nett.« Sie zögerte. »Ein bisschen herrisch vielleicht.«
    »War sie immer schon da, ich meine, auch schon vor deiner Geburt?«
    »Jedenfalls war sie bei meiner Geburt dabei. Eis hat mir erzählt, wie Leonoor sie ins Krankenhaus gebracht und ihre Hand gehalten hat.«
    »Hat Leonoor dich beim Standesamt angemeldet?«
    »Ich weiß nicht. Warum?«
    Er sah ihr bedrücktes Gesicht. »Ich habe mich mit ihr verabredet.«
    »Oh. Gut.« Es erleichterte sie, obwohl das Messer in ihrer Hand kurz zitterte. Ihr Blick wurde ein wenig wehmütig. »Ich hätte es lieber von meiner Mutter erfahren. Gestern Abend im Bett habe ich mir vorgestellt, wie es gewesen wäre, wenn Eis und ich Sie zusammen besucht hätten. Ich verstehe immer noch nicht, warum sie es mir verschwiegen hat.«
    »Vielleicht wollte sie es so«, sagte er.
    »Nein, bestimmt nicht«, erwiderte sie trotzig. »Eines Tages hätte sie es mir sicherlich erzählt.«
    »Dann wollte Leonoor es vielleicht nicht?«
    »Aber sie hat es mir doch gesagt.«
    »Ja, aber erst jetzt, wo du achtzehn bist und ausziehen willst. Hat sie versucht, dich daran zu hindern?«
    Charlotte dachte nach und schüttelte den Kopf. »Ich

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