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Charlotte

Charlotte

Titel: Charlotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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du bist auch der Meinung, dass wir die Geschichte nicht erwähnen sollten«, sagte sie. »Das würde die Polizei nur auf eine falsche Fährte locken.«
    Letzteres klang wie eine fadenscheinige Ausrede, doch er hatte Verständnis für Heleens Bedürfnis, ihre und Ottos Privatsphäre zu schützen. »Wir sollten zunächst einmal abwarten, ob wir noch etwas davon hören oder nicht«, sagte er. »Aber als ich mit Otto darüber sprach, war unter anderem die Rede von einem Vaterschaftstest.« Er zögerte und suchte nach der richtigen Formulierung.
    »Er wurde gestern nach Rijswijk gebracht. Meines Wissens nach werden dort im Moment die gerichtsmedizinischen Untersuchungen durchgeführt. Ich weiß aber nicht, ob automatisch ein genetisches Profil erstellt wird, ob Proben genommen und für später aufbewahrt werden. Du musst auf jeden Fall eine DNA-Analyse anfordern, das schaffst du bestimmt.«
    Sie wusste sofort, wie er das meinte. »Ich lasse mir schon etwas einfallen.«
    »Gut.«
    Sie erhob sich von der Chaiselongue. »Dann will ich mal meinen Koffer packen.«
    »Kann ich dir helfen?«
    Sie schaute ihn traurig an. »Du hilfst mir schon mehr als genug. Lily ist im Zimmer nebenan, du kannst solange unten eine Tasse Kaffee trinken.«
    »Ich warte lieber im Auto auf euch.«
    Sie lächelte.
     
    Der Mercedes stand vor dem Haus und Harry erwartete sie, als sie in Culemborg eintrafen. Als sie aus van Loons Wagen ausstiegen, kam Gwenaëlle heraus. »Ob, mada me …«, stotterte sie. »Wie furchtbar!« Die Bretonin schaute Heleen mit Tränen in den Augen an, während Lily sie spontan umarmte.
    Harry wollte Heleen kondolieren, doch diese brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen und meinte: »Sie brauchen nichts zu sagen. Ich weiß, was Sie empfinden. Wir haben ihn alle verloren.«
    Van Loon ging hinüber zum Mercedes und bedeutete Harry, ihm zu folgen. »Ich könnte mir vorstellen, dass sie sofort zur Trauerhalle wollen, sobald Jennifer eingetroffen ist«, sagte er gedämpft. »Sind Sie schon dort gewesen?«
    »Ich habe Kleider von ihm hingebracht«, antwortete Harry, ebenfalls im Flüsterton. »Er sieht furchtbar aus. Sie wollten ihn eigentlich in einen geschlossenen Sarg legen, aber ich habe gesagt, sie sollten gefälligst ein Wunder vollbringen. Nur sein Gesicht wird zu sehen sein.« Er schaute den Frauen nach, die gerade das Haus betraten, und fügte hinzu: »Die Polizei ist schon da. Gwen hat sie ins Wohnzimmer geführt.«
    »Gut, ich danke Ihnen.«
    Harry lud die Koffer aus van Loons Auto aus und sagte: »Ich weiß, die Frage ist etwas unpassend, aber was wird denn jetzt aus mir?«
    Van Loon nickte. Jeder in Harrys Situation hätte sich darüber Gedanken gemacht. »Solange es die Firma gibt, werden Sie gebraucht«, sagte er.
    Sie gingen ins Haus. Harry trug die Koffer nach oben. Van Loon betrat das Wohnzimmer.
    Zwei Männer in Zivil standen auf. Mit dem jüngeren hatte er bereits auf dem Golfplatz zu tun gehabt, sein Name war Wasman.
    »Meneer van Loon«, sagte Wasman. »Darf ich vorstellen, Inspecteur Verrips, er leitet die Ermittlungen.«
    Van Loon schüttelte beiden die Hand. »Mevrouw Runing kommt sofort«, sagte er. »Bitte nehmen Sie Rücksicht auf sie.«
    Verrips nickte. »Sie waren doch dabei«, sagte er. »Sie sind unser wichtigster Zeuge.«
    »Und die Franzosen.«
    »Wir haben ihre Aussagen schon aufgenommen«, sagte Wasman. »Ich selbst spreche ein wenig Französisch, und da die Dame Flämin ist, brauchten wir nicht erst auf einen Dolmetscher zu warten. Allerdings waren sie weiter entfernt als Sie und daher können wir mit ihren Beobachtungen nicht viel anfangen.«
    »Wieso befanden sie sich eigentlich nicht in Runings Nähe?«, fragte Verrips.
    »Ich hatte den Eindruck, dass er ein Stück vorausging, um den Franzosen die Möglichkeit zu geben, sich ungestört miteinander zu beraten«, antwortete van Loon. »So sah es zumindest aus.«
    »Also aus purer Höflichkeit?«
    »Ich würde nichts weiter dahinter vermuten.«
    »Gab es Probleme bei den Verhandlungen?«
    »Nicht mehr als sonst, und den Franzosen ist klar, dass eventuelle Entscheidungen jetzt zunächst einmal aufgeschoben werden, falls das Geschäft überhaupt zu Stande kommt.«
    Inspecteur Verrips schaute ihn unbewegt an. »Hat vielleicht irgendjemand ein Interesse daran, dass das Geschäft nicht zu Stande kommt?«
    Van Loon hatte bereits darüber nachgedacht. Der Einzige, dem wohl alles daran gelegen war, Runings Hotelimperium zu Grunde zu richten,

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