Charlotte
war Stef Molenaar. »Nicht dass ich wüsste«, sagte er.
»Das klingt nicht sehr überzeugend«, bemerkte Wasman.
»Ich überlege noch. Durieux ist an einer schnellen Abwicklung interessiert und wird sich gewiss schwarz ärgern.«
Verrips sagte: »Ich habe Ihre Aussage gelesen, die mein Kollege zu Protokoll genommen hat, doch inzwischen ist ja ein Tag vergangen und vielleicht sind Ihnen noch weitere Einzelheiten eingefallen. Können Sie uns den Hergang bitte noch einmal genau schildern, von dem Moment an, als Sie auf dem Golfplatz ankamen?«
Van Loon nickte. »Der Platz war so gut wie leer, außer einigen Japanern am letzten Loch.«
Verrips schaute Wasman an. »Sind die vernommen worden?«
»Nein, sie waren zur Tatzeit schon im Clubhaus.« Wasman nickte van Loon zu.
»Ich sah, wie sich die Franzosen miteinander unterhielten, während Meneer Runing unterwegs zu dem Loch am Waldrand war. Dort blieb er stehen und wartete. Er sah mich kommen und ich winkte ihm zu.«
»Wie weit waren Sie von ihm entfernt?«
»Dreißig Meter, höchstens. Er winkte zurück und dann hörte ich den Schuss.«
»Woher wussten Sie, dass es ein Schuss war?«
»Ich hörte einen Knall und mein bester Freund fiel zu Boden«, antwortete van Loon verärgert.
»Ich frage das nicht ohne Grund«, sagte Verrips. »Wir versuchen zu ermitteln, was für eine Waffe es war. Haben Sie Erfahrung mit Handfeuerwaffen?«
»Ich glaube, dass mein Wehrpflichtigen-Jahrgang so ungefähr der letzte war, der noch mit Garands geschult wurde. So ähnlich hörte es sich an, oder wie eine Lee Enfield.« Er schaute Verrips geradeheraus an. »Die Garands hatten eine Neun-Millimeter-Parabellum-Munition. Wur de die Kugel gefunden?«
»Haben Sie in die Richtung geschaut, aus der der Knall kam?«
»Das Geschoss ist schneller als der Schall«, erwiderte van Loon. »Runing brach zusammen, meine ganze Auf merksamkeit galt ihm.«
»Sie waren Soldat, Sie wissen, was peripherere Sicht ist«, sagte Verrips ruhig.
»Ja, natürlich. Aber ich habe nichts Langes, Dünnes durch den Zaun ragen sehen. Falls überhaupt etwas zu sehen war.«
»Wieso nicht?«
»Der Zaun war dort an einigen Stellen von Sträuchern völlig zugewuchert. Der Schütze hatte dahinter volle Deckung und brauchte den Lauf nur fünf Zentimeter weit durch das Gitter zu schieben. Zum leichteren Zielen konnte er ihn außerdem auf dem Zaundraht abstützen. Er muss ihn etwa auf Schulterhöhe gehalten haben, sollten Sie also Kratzer am Draht finden, haben Sie gleichzeitig auch die Größe des Schützen.«
Die beiden gingen nicht darauf ein. »Wir haben noch eine andere Frage«, sagte Wasman. »Wer wusste alles von der Golfpartie?«
Van Loon seufzte. »Ziemlich viele Leute. In der Firma Runings Sekretärin, der Steuerberater, Leute von der Planungsabteilung. Unser Betrieb ist wie eine große Familie, jeder wusste von dem Geschäft mit den Franzosen, mehrere Mitarbeiter beschäftigen sich damit. Runing kann auch Außenstehenden davon erzählt haben, es war ja kein Geheimnis. Und natürlich die Franzosen, die können mit allen möglichen Leuten darüber geredet haben, obwohl ich glaube, dass sie es lieber für sich behalten haben.«
»Warum?«
»Gerüchte über einen solchen Deal können den Aktienkurs beeinflussen. Stiege ihr Kurs an, würden wir uns zurückziehen, weil der Preis zu hoch würde. Stiegen unsere Aktien, würden sie weniger bekommen. Ihnen ist es lieber, wenn sie mehr und dazu billigere Anteile erhalten, dann profitieren sie später davon, und außerdem gibt es die üblichen Aufhebungsklauseln für den Fall des Missbrauchs von Insiderwissen.«
»Das müssen Sie mir später noch einmal in Ruhe erklären«, sagte Verrips. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich und er stand aus seinem Sessel auf, als Heleen das Wohnzimmer betrat. Auch die beiden anderen erhoben sich.
Verrips stellte sich und seinen Kollegen vor. »Herzliches Beileid«, sagte er. »Ich weiß, dass Sie eine schwere Zeit durchmachen. Wir werden alles daransetzen, den Täter so schnell wie möglich zu finden.«
Heleen schüttelte ihnen die Hand und nickte. Sie hatte sich zurechtgemacht. »Ich hoffe, es dauert nicht lange«, sagte sie. »Meine Töchter und ich möchten gleich zu ihm.« Steif setzte sie sich auf den Rand des Sofas, um zu demonstrieren, dass sie der Unterhaltung keine Sekunde länger zu widmen beabsichtigte als unbedingt nötig.
Verrips nickte van Loon zu und sagte: »Wir brauchen Sie vorläufig nicht mehr.«
Van Loon
Weitere Kostenlose Bücher