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Charlotte

Charlotte

Titel: Charlotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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»Außerdem war ja sofort klar, wer es gewesen ist.«
    »Sie haben Runing also öfter zum Golfplatz gefahren?«
    »O ja. Er spielte immer dort. Man hätte ihn eher auf einem Luxusplatz erwartet wie in Bosch oder Duin, aber sein Club war Heelsum.«
    »Wie kam es, dass Sie an diesem Tag nicht dabei waren?«
    »Tja. So war er nun mal, mein Chef. Ich hatte am Samstag davor gearbeitet, und ich glaube, dass er das mit einem freien Tag kompensieren wollte. Vor allem weil es wieder spät werden konnte, denn er hatte nach dem Golfen noch einen anderen Termin.«
    »Wissen Sie, mit wem?«
    Harry schüttelte den Kopf. »Er sagte, es sei privat.«
    Leonoor Brasma im Hotel Arnheim. »Warum mussten Sie an diesem Samstag arbeiten?«
    »Es kamen Hoteliers aus Dänemark, ich habe sie in Schiphol abgeholt und abends mit van Loon zu einem Restaurant gebracht.«
    »Haben Sie Ihren Chef je zum Hotel Fuga in Amersfoort gefahren?«
    »Nein, aber ein paarmal zu dieser Baugesellschaft in Utrecht, die da jetzt das Einkaufszentrum baut.«
    »Aber Sie kannten Stef Molenaar?«
    Er zögerte einen kurzen Augenblick. »Bei dieser Geschichte im Parkhaus bin ich ihm zum ersten Mal begegnet.«
    »Wo spielte sich das genau ab?«
    »Ich holte das Auto, Meneer Runing folgte mir, und da tauchte plötzlich dieser Mann auf und begann, auf ihn einzuschlagen. Als ich dazustieß, hatte er dem Chef schon ein paar Ohrfeigen verpasst und die Nase blutig geschlagen. Ich musste mich anstrengen, ihn zu Boden zu ringen. Damals wusste ich nicht, wer er war.«
    »Hat er irgendetwas gesagt?«
    Seine Augen schienen noch enger zusammenzurücken. »Ich dachte, Sie würden Ermittlungen in dieser Erbangelegenheit durchführen? Was hat Stef Molenaar damit zu tun?«
    »Ich dachte, der Chef hätte gesagt, Sie sollten mir meine Fragen beantworten.«
    Es war eine unangenehme Situation. Schließlich zuckte Harry die Achseln. »Er rief irgendetwas von seiner Mutter und dass er Runing ermorden würde.«
    »Hat er das wörtlich gesagt?«
    »Na ja, es war ein ziemliches Durcheinander. Ich hatte ihn am Wickel und er schrie irgendetwas wie: Ich kriege dich noch, du mieser Dreckskerl, ich mach dich fertig. Ich habe ihn gegen einen Pfeiler gedonnert.«
    »Und dann?«
    »Habe ich dem Chef ins Auto geholfen und wir sind weggefahren.«
    »Ohne die Polizei zu benachrichtigen?«
    »Meneer Runing hielt das nicht für nötig. Er sagte, der würde sich schon wieder beruhigen.« Harry biss sich auf die Lippen und warf einen Blick auf die Uhr im Armaturenbrett. »Meneer van Loon erwartet mich. Ich dachte, Sie wollten etwas über dieses Mädchen wissen.«
    »Haben Sie ihre Mutter gekannt, Elisabeth Bonnette?«
    Der mürrische Zug blieb auf seinem Gesicht. »Nein, habe ich doch schon gesagt, das war alles vor meiner Zeit.«
    »Was für einen Eindruck hatten Sie von Charlotte? Sie haben sie doch nach Oosterbeek gefahren?«
    »Wäre ich doch nur beim Chef geblieben!«
    »Wusste sie, dass Runing nachmittags zum Golfspielen ging?«
    »Nicht von mir. Ich glaube nicht, sonst hätten wir uns sicher darüber unterhalten.«
    »Also haben Sie mit ihr geredet?«
    »Ja, natürlich, sie saß vorn bei mir.« Harry ließ den Mercedes an. »Wir haben uns über alles Mögliche unterhalten. Sie erzählte, dass ihre Mutter Sekretärin bei Meneer Runing gewesen war und sie seine Tochter sei. Ich bin ein bisschen voreingenommen, dagegen kann ich nun mal nichts tun. Aber sie war ein nettes Mädchen. Ich war im Nachhinein enttäuscht von ihr, dass sie sofort hinter dem Erbe her war, das hätte ich nie erwartet. Aber nun ja, wenn die Menschen Geld riechen, enttäuschen sie einen oft.«

 

9
    Der Wind flüsterte in den Pappeln. Ich ließ den Blick über den Golfplatz schweifen, auf dem Otto Runing sich selbst zu einem leichten Ziel gemacht hatte, indem er stehen blieb und auf van Loon wartete.
    Es war ein merkwürdiger Platz, angelegt auf einem Komplex von durch Hecken getrennten Fußballfeldern, sogar mit Toren.
    Am Rand standen zwei niedrige Clubhäuschen, gegenüber lagen unbefestigte Parkplätze im Schatten von Tannen. Das linke gehörte unverkennbar zum Golfclub. Es sah einfach aus und im Inneren ähnelte es mehr einem Fußballvereinsheim: schlichte Einrichtung, Holzfußboden, eine Bar. Der Unterschied bestand in den Trophäen und einem kleinen angrenzenden Laden, in dem Golfzubehör, Hemden und Bücher verkauft wurden. Eine Dame mit kurzem blondem Haar und einem freundlichen Gesicht servierte drei Spielern Kaffee, die

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