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Charlotte

Charlotte

Titel: Charlotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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spendierten einen teuren Champagner dazu. Einige Klauseln im Vertrag hatte ich nicht richtig verstanden, aber ich wollte Elise die Feier nicht verderben.«
    »Welche Klauseln?«
    »An den genauen Text kann ich mich nicht mehr erinnern – in etwa, dass die Investitionen und die Verwaltungsbeschlüsse sich nach den Grundsätzen der Runing Hotelverwaltung sowie den wirtschaftlichen Umständen richten würden. Ich fragte die Sekretärin, was das bedeutete. Sie reagierte verlegen, aber Runing erklärte, es sei eine gebräuchliche Klausel, die für Extremfälle vorgesehen sei. Er hat uns sogar noch ein Beispiel gegeben: Vorausgesetzt die Wirtschaftskrise der Dreißigerjahre würde sich wiederholen, niemand hätte Geld und kein Mensch käme ins Hotel. Dann wäre es doch logisch, kostspielige Umbaupläne um ein Jahr hinauszuschieben? Nun, aber darüber brauche sich das Fuga keine Gedanken zu machen.«
    Er kippte seinen Jenever hinunter und winkte dem Wirt zu, ihm einen dritten zu bringen. Ein alter Mann mit einer großen Liebe im Leben, bei der er nichts weiter als ein Statist gewesen war. Ein bisschen wie sein Hund.
    »Sie haben ein gutes Gedächtnis«, sagte ich, Goverts starrte die braune Plüschtischdecke an. »Wenn um dich herum die Welt zusammenbricht, weißt du genau, wie es angefangen hat. Ich bin nicht mit gewesen beim Notar. Ich verstehe nichts von solchen Dingen, aber später habe ich mich mit einer Kopie des Vertrags an einen Juristen hier in der Stadt gewandt. Der hat mir erklärt, dass zwar nichts ungesetzlich daran war, Runing sich aber rundum abgesichert hatte und den Laden schließen konnte, wenn die wirtschaftliche Lage schlecht war oder der Betrieb zum Beispiel durch starke Konkurrenz in Schwierigkeiten geriet. Und genau das geschah. Diese Schurken!«
    Der Wirt stellte ein Glas vor ihn hin und klopfte ihm auf die Schulter. »Ganz ruhig, Frank. Für Sie noch etwas, Meneer?«
    Frank biss sich auf die Lippen. »Für die starke Konkurrenz hatte er selbst schon gesorgt.«
    »Geschäft ist Geschäft«, sagte der Wirt. »Und Schnaps ist Schnaps. Es ist noch nicht mal fünf Uhr, Frank.«
    »Hau ab«, entgegnete Goverts. »Du weiß ja gar nicht, worum es geht.«
    Der Wirt schaute mich an. »Wir mögen ihn alle gern, aber für Frank gibt es nur ein einziges Gesprächsthema: das Hotel Fuga. Die Palcom zieht da ein Kongresszentrum mit Luxusappartements, Büros und einer Tiefgarage hoch. Die Stadt kann das gut gebrauchen und niemand wird es mehr verhindern, auch Stef nicht.«
    Ich sah, wie Goverts die Zähne zusammenbiss. »Ich habe nichts gegen Neubauten«, sagte er. »Außer wenn dabei über Leichen gegangen wird.«
    »Eines Tages bringst du dich mit deinem Gerede noch mal in Teufels Küche.« Der Wirt seufzte, warf die Hände in die Luft und ging, ohne auf meine eventuelle Bestellung zu warten.
    Goverts saß eine Weile schweigend da, atmete ein und aus. Dann trank er einen Schluck Jenever. »Vielleicht ist es eine zu lange Geschichte«, sagte er.
    »Ich habe Zeit genug.«
    Er musste es sich von der Seele reden und hörte mir nicht einmal zu. »Ich bin mir so gut wie sicher, dass es Runing schon damals um das Grundstück ging, nicht um das Hotel. Es war noch nicht die Rede von einem Kongresszentrum, aber dieser Mann blickte in die Zukunft. Ohne unser Wissen hatte er bereits eine andere Immobilie in Bahnhofsnähe gekauft, und die Pläne für den Umbau in ein Hotel mit sechzig Zimmern waren bereits von der Stadt genehmigt. Wir lasen es in der Zeitung. Damals habe ich Elise erklärt, was das Kleingedruckte mit der starken Konkurrenz bedeutete. Sie war außer sich und bestand darauf, Runing sofort in seiner Firma in Vianen aufzusuchen. Er ließ uns eine halbe Stunde warten und ich habe mit van Loon gesprochen, während Elise sich bei der Sekretärin ausweinte. Als Runing schließlich auftauchte, versicherte er Elise, es ginge ihm doch nur darum, das Fuga zu einem Vier-Sterne-Haus umbauen zu können. Anfangs kam etwas Geld für die Instandhaltung herein und wir erhielten sogar eine neue Küche. Doch als das andere Hotel einmal fertig war, wurde der Hahn zugedreht und Elise musste alles aus eigener Tasche bezahlen. Runing behauptete, es sei betriebswirtschaftlich nicht zu verantworten, weiterhin Kapital in das Hotel hineinzustecken, solange wir noch nicht einmal zu vierzig Prozent ausgebucht waren. Aber die Gäste blieben weg, weil die Kacheln in den Bädern wegen undichter Leitungen von der Wand fielen und es im

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