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Charlotte

Charlotte

Titel: Charlotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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ihre Golfbags neben ihrem Tisch an die Wand gelehnt hatten. Ich wartete an der Theke, bis sie wiederkam.
    »Willkommen«, sagte sie. »Sie sehen aus, als würden Sie denken: Und das soll ein Clubhaus sein? Möchten Sie Golf spielen?«
    »Nein, ich verstehe nichts von Golf.«
    »Hier können Sie es lernen. Aber wenn Sie Mitglied werden wollen, müssen Sie sich auf einer Warteliste eintragen.« Sie lächelte und wies mit einem Nicken zum Fenster. »Das da ist noch der alte Platz. Wir sind gerade dabei, ein schickes Clubhaus zu bauen, und wir bekommen einen neuen Platz mit achtzehn Löchern. Die neun Löcher, die wir jetzt haben, werden dann Übungsplatz.
    Wir sind ein kleiner Verein. Kein Pomp, kein Luxus. Freunde unter sich. Viele Mitglieder werden bald noch wehmütig an die alte Zeit zurückdenken. Ich bin übrigens Anneke.«
    Ich reichte ihr die Hand. »Max Winter. Ist das nicht ungewöhnlich, ein Golfplatz auf Fußballfeldern?«
    »Friedliche Koexistenz.« Mit spöttischem Blick und freimütigem Lächeln strafte sie den Ausdruck Lügen. »Aber ein Grund für den Neubau ist natürlich auch, dass der Platz mittwochnachmittags und am Wochenende wegen der Fußballer nicht ausgenutzt werden kann. Die haben ihr Vereinsheim hier nebenan.«
    »Sind Sie immer hier?«
    »Nein, wir betreiben das Clubhaus und das Geschäft zu mehreren Frauen und arbeiten abwechselnd.«
    Ich dämpfte die Stimme. »Waren Sie hier, als Otto Runing erschossen wurde?«
    Sie erbleichte und antwortete flüsternd: »Sind Sie deswegen hier?«
    »Ich führe Ermittlungen durch.«
    Sie fragte nicht weiter nach. Sie nahm eine Scorekarte mit dem Plan des Platzes von einem Stapel auf der Theke und warf einen Blick hinüber zu den Kaffeetrinkern auf der gegenüberliegenden Seite. »Kommen Sie, ich zeige Ihnen den Platz.«
    Ich folgte ihr durch die Butzenscheibentür nach draußen. Einige Tische und Metallstühle standen auf einer erhöhten gefliesten Terrasse. Sie zeigte auf eine kleine Fahne. »Das ist das neunte Loch, dort endet das Spielfeld«, sagte sie und gab mir die Karte. »Ja, ich war an diesem Nachmittag hier. Es war furchtbar. Normalerweise liest man über solche Sachen ja nur in der Zeitung … Die Polizei hat mich schon befragt. Ich dachte, der Fall wäre gelöst.«
    »Ich gehe nur noch ein paar ungeklärten Fragen nach. Kannten Sie Meneer Runing?«
    Sie schaute mich erstaunt an. »Ja, natürlich. Jeder kannte Otto Runing. Er war zwar ein bedeutender Geschäftsmann, aber hier war er einfach Otto. Sein Herz hing an De Kooi.«
    »De Kooi?«
    »Ja, so nennen wir uns. Otto war von Anfang an dabei, er hat im Vorstand gesessen und ist einer der Hauptsponsoren des neuen Platzes. Sein Tod bedeutet für uns alle einen großen Verlust, und nicht nur wegen seines finanziellen Engagements.«
    Ich nickte. »Wo genau ist es geschehen?«
    »Auf dem hintersten Feld, man kann es von hier aus nicht deutlich sehen.«
    Sie zeigte mir die Stelle auf dem Geländeplan und ich blickte über den Komplex der Fußballfelder, zwei geradeaus vor mir und drei zur rechten Seite, hintereinander, durch Hecken voneinander getrennt.
    »Ich würde auch gerne die Mitgliederliste einsehen, haben Sie eine zur Hand?«
    »Einen Augenblick.«
    Sie ließ die Terrassentür offen stehen und ich hörte die drei Golfspieler reden und lachen. Sie kam rasch wieder und gab mir die Liste. »Das hier sind nur die Namen, aber ich habe auch eine mit den vollständigen Adressen und so weiter …«
    »Warum ist es so ruhig?«, fragte ich.
    »Morgens ist meistens nicht viel los. Heute Nachmittag wird es bestimmt voller.«
    »Meneer Runing hatte noch andere Leute bei sich, der Platz ist also nicht allein Mitgliedern vorbehalten?«
    »Nein, es kommt öfter vor, dass jemand Gäste mitbringt. Wir haben Tageskarten für Besucher, sie zahlen eine einmalige Gebühr von sechs Euro.« Sie dachte nach. »An diesem Nachmittag waren auch noch andere Gäste da, einige japanische Geschäftspartner einer Orgelfabrik in Ede.«
    Ich ging die Liste durch. Die Namen waren alphabetisch geordnet, ich war rasch damit fertig. »Sagt Ihnen der Name Stef Molenaar etwas?«, fragte ich.
    Sie runzelte die Stirn. »Nicht direkt, nein. Aber wir haben sechshundert Mitglieder. Warum, steht er auf der Liste?«
    Ich reichte ihr die Liste zurück. »Nein, er ist offenbar kein Mitglied.«
    Sie las die Wahrheit von meinem Gesicht ab und erschrak ein wenig. »Ist das der Mann, den sie festgenommen haben?«
    »Er ist nur ein

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