Charlotte
Tatverdächtiger«, erwiderte ich. »Wenn Sie nichts dagegen haben, schaue ich mir den Platz einmal an. Vielleicht komme ich gleich nochmal vorbei.«
Ich folgte der Hecke zwischen den Feldern. Das Gras war trocken, kurz geschoren, der Boden hart, mit kahleren, abgetretenen Stellen vor den Fußballtoren. In den Toren hingen Netze. Hinter mir liefen die drei Golfspieler in Richtung des ersten Abschlags.
Ich überquerte rasch das mittlere Feld und schaute auf meinen Plan. Auf diesem Feld waren zwei Löcher, die Nummern drei und sechs, sowie das vierte Tee. Dort waren die Franzosen wahrscheinlich stehen geblieben, während Runing einen Schlag ausführte und durch die rechte Öffnung in der Hecke zum vierten Loch auf dem hintersten Feld spazierte.
Ich folgte seinem Weg an der Grenze des Komplexes entlang. Das Gelände stieg an der Hecke ein wenig an. Man musste sicher fest und gut gezielt schlagen, um den Ball über die Erhöhung und durch die Öffnung in der Hecke auf das hinterste Feld zu bekommen. Runing ging voraus, laut Aussage van Loons, um den Franzosen die Gelegenheit zu einer vertraulichen Unterhaltung zu bieten. Schließlich ging es um Geschäfte.
Ich hatte einen Plan in den Polizeiakten gesehen und konnte die Stelle, an der Runing stehen geblieben war, ziemlich genau bestimmen. Drei oder vier Meter links vom vierten Loch, genau unterhalb des fünften Abschlags, dicht am Zaun. Dort war Runings Ball gelandet. Sie fanden ihn unter seinem Körper. Blut und Gehirnmasse hatten das Gras beschmutzt, doch die Polizei hatte den Platz schon längst wieder freigegeben und die Platzkommission hatte ihr Bestes getan, um jegliche Erinnerung an das Drama zu beseitigen.
Nach Angaben der Polizei hatte die Kugel eine diagonale Bahn über die rechte obere Ecke des Feldes beschrieben, und zwar vom Zaun auf der Nordseite aus. Die Absperrung aus Maschendraht war hier und zwischen den Sträuchern und jungen Bäumen sichtbar. Durch die Sträucher hindurch ging ich ein Stück am Zaun entlang. Auch auf der anderen Seite verlief ein Streifen von dichtem Gestrüpp, daneben war ein schmaler asphaltierter Fahrradweg. Es war eine ideale Stelle. Ein Heckenschütze hätte zwischen den Sträuchern hinter dem Zaun unter fast zwanzig Standorten wählen können, vom Asphaltweg und vom Platz aus nicht sichtbar und mit freiem Schussfeld. Selbst wenn er nach dem Schuss bemerkt worden wäre und die Leute rasch genug reagiert und sofort die Verfolgung aufgenommen hätten, hätte der zwei Meter hohe Zaun ihm einen sicheren Vorsprung garantiert.
Der Heckenschütze musste die Umgebung gründlich ausgekundschaftet oder schon vorher gekannt haben.
Der Zaun war solide, ich sah nirgends Schäden oder Öffnungen. Die Polizei hatte keinerlei Spuren auf dem Maschendraht, Patronenhülsen oder andere Indizien gefunden. Ich kletterte mit einiger Mühe über den Zaun, riss mir die Hand an einem Brombeerstrauch auf und erreichte den Asphaltweg. Auf der anderen Seite lagen ausgedehnte Maisfelder. Der Weg war zu schmal für ein Auto, das hier im Übrigen auch stark aufgefallen wäre.
Hinter dem Sportkomplex beschrieb der Weg eine Rechtskurve, führte hundert Meter weit zwischen Maisfeldern und Äckern hindurch und mündete in einer stillen Landstraße. Rechts lagen vereinzelte Bauernhöfe und links, sehr viel näher, die Ausläufer des Ortes Renkum. An der äußeren Allee standen nur auf einer Seite Häuser und gegenüber unter den Bäumen hier und da Autos, mit der Kühlerfront zu den Maisfeldern hin.
Der Mörder hätte hier unauffällig sein Auto abstellen und zur Rückseite des Komplexes spazieren können. Er hätte auch ein Klapprad im Kofferraum dabeigehabt haben können. Er musste mit Spaziergängern, Anwohnern, neugierigen Kindern rechnen, und er musste sein Gewehr verbergen, in einer Golftasche zum Beispiel. Nein, keine Golftasche. Die wäre hier aufgefallen, niemand würde hier parken, um golfen zu gehen. Ein Regenmantel hätte auch komisch ausgesehen, jetzt, mitten im Sommer.
Ich hörte Klickgeräusche. Ein alter Mann stand vor einem der ersten Häuser und trimmte eine niedrige Ligusterhecke noch kürzer.
»Morgen«, grüßte ich.
Der Mann legte seine Schere auf die Hecke, stemmte die Hände von hinten in die Hüften und drückte die Schultern durch, wie es alte Männer tun, um ihre Rückenschmerzen zu lindern. Er hatte eine Glatze, buschige Augenbrauen und Stoppeln um das Kinn, vielleicht wollte er sich einen Bart stehen lassen oder sein
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