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Charlotte

Charlotte

Titel: Charlotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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Restaurant nach Kanalisation roch.«
    »Was hat Stef dazu gesagt?«
    »Er war wütend, aber was hätte er tun sollen? Er versuchte, seine Mutter aufzumuntern, einfach weitermachen, es wird schon wieder gut werden. Damals wohnte er in Velp, aber er kam an seinen freien Wochenenden, manchmal allerdings erst samstags abends, wenn er nachmittags Fußball spielen musste. Einmal haben wir sogar am heiligen Sonntag hinter der Klärgrube eine versteckte Sickergrube angelegt.«
    Er lachte melancholisch.
    »Wann haben Sie von dem Verkauf erfahren?«
    »Runing wusste, dass das Grundstück Gold wert war, deshalb verschwendete er kein Geld mit dem Hotel. Im Nachhinein erfuhren wir, dass die Verträge mit der Baugesellschaft schon lange unterzeichnet waren. Vor einem halben Jahr hat die Palcom die Pläne von der Stadt genehmigt bekommen, und plötzlich tauchten Kerle mit Messleinen und diesen roten Stangen in unserer Grünanlage auf. So haben wir davon erfahren.«
    »War das denn legal?«
    Er fand meine Frage naiv. »Elise war nur die Managerin. Die Abmachung lautete, dass der Vertrag ohne weiteres gekündigt werden konnte. Runing war der Meinung, es sei schon eine großzügige Geste von ihm, ihr fünf Monate Zeit zu geben. Gewinn haben wir nie gemacht, aber die Kosten liefen weiter. Elise hat sie größtenteils aus eigener Tasche bezahlt. Sie hatte Schulden bei der Bank, aber es ging ihr nicht um Geld, das Hotel war ihr Leben. Als sie hörte, dass es abgerissen werden sollte, wurde sie krank. Sie war an die siebzig, sie konnte das nicht mehr ertragen. Stef war außer sich, er wandte sich an Runing, um ihn in Regress zu nehmen, aber er hatte juristisch keine Handhabe.«
    »Er hat ihm in der Tiefgarage die Nase blutig geschlagen.«
    »Davon weiß ich nichts. Stef redete nicht mehr so oft mit mir, ich hatte das Gefühl, dass er mich mitverantwortlich machte. Vielleicht hat er Recht, ich hätte mich dem Geschäft widersetzen müssen, wir hätten so weiterstrampeln können, uns irgendwo anders Geld leihen, einen anderen Partner suchen. Als es ihr immer schlechter ging, kam Stef praktisch jeden Tag, um für seine Mutter zu sorgen. Mich schlossen sie aus. Das Einzige, was ich tun konnte, war, den Laden für die paar letzten Gäste am Laufen zu halten, zusammen mit Jean Marie und den Mädchen. Am letzten Tag haben wir uns im Keller betrunken, während Elise oben im Bett lag. Am nächsten Morgen habe ich sie tot aufgefunden. Der Arzt war so freundlich, Herzstillstand in den Totenschein zu schreiben, sodass sie nicht obduziert zu werden brauchte, doch Stef und ich wussten, dass sie einfach ein paar Schlaftabletten mehr genommen hatte. Viele brauchte sie nicht, sie war dem Tod schon näher als dem Leben. Die ganze Stadt kam zu ihrer Beerdigung. Seitdem habe ich Stef ein wenig aus den Augen verloren.«
    Goverts kippte mit etwas zittriger Hand den Rest Jenever hinunter und weckte seinen Hund mit einem Ruck an der Leine. »Ich denke, ich geh jetzt mal nach Hause.«
    »Noch eine Frage«, sagte ich. »Sie wissen doch, wo Runing erschossen wurde?«
    »Ich lese Zeitung.«
    »Konnte Stef wissen, dass der Mann eine Verabredung zum Golfen hatte?«
    »Keine blasse Ahnung«, antwortete er. »Ich wüsste nicht, woher.«
     
    Arnold Faber sei bereits nach Hause gegangen, erklärte seine Sekretärin. Sie gab mir seine Handynummer.
    »Und, kommst du voran?«, fragte er sofort.
    »Alles, was ich bisher habe, spricht gegen deinen Mandanten, aber ich habe ja gerade erst angefangen. Hast du ihn übrigens mal gefragt, ob er diesen Golfplatz kennt und ob er wusste, dass Runing an jenem Nachmittag dort sein würde?«
    »Er hat mir dasselbe gesagt, was in den Verhörprotokollen steht. Er hat keine Ahnung von Golfplätzen und hat Runing das letzte Mal in der Tiefgarage gesehen. Gott sei Dank war er so vernünftig, das sofort zuzugeben.«
    »Wieso Gott sei Dank?«
    »Weil die Polizei davon schon wusste, als sie ihn verhaftete, von einem Zeugen, der dabei gewesen war. Harry Bolink, Runings Chauffeur.«
    »Ich möchte morgen mal mit Stef reden.«
    »Dann musst du nachmittags zur Besuchszeit hingehen, denn ich sitze den ganzen Tag bei Gericht fest. Ich rufe im Gefängnis an, das sieht besser aus, ich werde um ein separates Sprechzimmer bitten.«
    Ich nahm die Abfahrt hinter der Brücke bei Vianen und parkte das Auto am Straßenrand, um van Loon anzurufen. Er war noch in der Firma.
    »Ich bin gerade in Vianen«, sagte ich. »Ich würde mich gern mal mit Harry Bolink

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