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Charlottes Traumpferd | Gefahr auf dem Reiterhof

Charlottes Traumpferd | Gefahr auf dem Reiterhof

Titel: Charlottes Traumpferd | Gefahr auf dem Reiterhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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erwartungsgemäß, dass wir am nächsten Tag auf dem Platz springen würden. Ich versuchte, nicht an den Trakehnergraben, die Mauer,die Irischen Wälle und das Billard zu denken. Samstags beim Mittagessen brachte ich keinen Bissen hinunter.
    »Du siehst aus, als würdest du zu deiner eigenen Hinrichtung gehen«, stellte Papa fest. »Nicolas hat doch gesagt, dass Won Da Pie ein Springpferd ist.«
    Ja, so einfach sahen sie das! Als ob ein Springpferd seinen Reiter automatisch zu einem Springreiter machen würde. Ich erwiderte nichts darauf, sondern zuckte nur die Schultern.

    Um halb drei war ich im Stall. In der ersten Stunde ritten Annika, Susanne, Simon, Dani, Cordula und Beate mit den Schulpferden. Alex stand auf dem Platz und brüllte herum. Herr Kessler schrie fast nie, es sei denn, irgendjemand benahm sich katastrophal. Mir wäre es hundertmal lieber gewesen, er stünde jetzt auf dem Platz und nicht der zynische Alex!
    Um zwanzig vor vier sattelte ich Won Da Pie und führte ihn zum Platz. In dieser Gruppe war ich mit Abstand die Unerfahrenste. Ralf hatte schon A-Springen auf Turnieren geritten, ebenso Dörte mit Vicky. Jutta und Merle ritten schon seit vielen Jahren. Wie ich es erwartet hatte, fanden sich zahlreiche Zuschauer rings um den Platz ein. Herr Herzinger und Herr Stark vom Vorstand waren da. Herr Stark besaß auch ein Pferd hier im Stall, er war Turnierrichter und früher selbst ein erfolgreicher Springreiter gewesen.
    Als ich endlich im Sattel saß, hatte meine Aufregung schon etwas nachgelassen. Das Schlimmste war eben immerdie Warterei vorher. Da traf auch Herr Kessler ein, zwar mit Gipsbein und Krücken, aber immerhin.
    »Bügel drei Loch kürzer, Steinberg!«, rief Alex mir zu. »Das hier ist eine Spring stunde!«
    Ich parierte durch und verkürzte die Steigbügel wie verlangt.
    Leichttraben und galoppieren im leichten Sitz.
    »Arbeitet eure Pferde im Trab und im Galopp!«, hieß es. »Stellt sie an die Hilfen!«
    Ich war bisher eigentlich nur immer in der Abteilung geritten. Das selbstständige Reiten war neu für mich, aber es gefiel mir. Ich konzentrierte mich auf Won Da Pie und achtete darauf, niemandem in die Quere zu reiten.
    »Etwas mehr Galopp, Seifert!«, schrie Alex. »Dein Pferd schleicht wie eine Schnecke durch die Gegend! Bisschen mehr Tempo! Sietzy – stell dein Pferd durchs Genick! Nicht einfach an den Zügeln zerren, Schenkel und Gewicht einsetzen! Ja! Hintern in den Sattel! Gewicht hast du doch genug!«
    »Vielen Dank für das Kompliment«, zischte Dörte nur. Alex beobachtete auch mich eine Weile, hatte aber nichts auszusetzen.
    Nach einer Viertelstunde Aufwärmarbeit begannen wir mit dem Springen. Zuerst ging es aus dem Trab über zwei Bodenstangen und ein kleines Kreuz. Nachdem wir alle das Hindernis ein paarmal überwunden hatten, folgten vier kleine In-Outs. Ich bemühte mich, mit dem Oberkörper nicht hinter die Bewegung zu geraten und Won Da Pie nicht im Maul zu ziehen.
    »Gut!«, war Alex’ einziger Kommentar. Ich merkte, dass Won Da Pie Spaß am Springen hatte. Die letzten Galoppsprünge vor dem Hindernis beschleunigte er ganz von selbst, fand seinen Absprung alleine und machte mir dadurch eine Menge Mut. Ich durfte ihn nur nicht stören, dann würde es klappen.
    Wir sprangen einen Steilsprung, danach einen Oxer, dann eine Folge von mehreren Hindernissen. Quick verweigerte ein paarmal, Obermaat räumte die Stangen ab und Bille konnte Arthos nach den Hindernissen nicht mehr halten.
    Alex’ Laune wurde immer schlechter. »Wie soll denn das im Parcours gehen?«, schrie er. »Bleib doch einfach ruhig sitzen und schieb ihn nicht noch zum Sprung hin! Mein Gott, das sieht ja aus, als würdest du zum ersten Mal in deinem Leben auf einem Pferd sitzen!«
    Ich sah, dass Bille mit den Tränen kämpfte. Sie war klein und zierlich und Arthos ein Brocken von einem Pferd.
    »In vier Wochen willst du das Reitabzeichen machen!«, fuhr Alex fort. »Bis dahin solltest du noch ein paar Tonnen Spinat essen, damit du ein paar Muckis kriegst! Ist ja nicht mit anzusehen!«
    Bille parierte durch. »Dann lass ich’s eben!«, rief sie.
    »Dann musst du es lassen«, erwiderte Alex kühl und wandte sich mir zu. »Steinberg, los! Oder willst du es auch lieber lassen?«
    Ich schüttelte den Kopf und galoppierte an. Won Da Pie schlug übermütig aus. Steilsprung, Oxer, rechte Hand eine kleine Doppeloxer-Kombination, wieder ein Steilsprung.
    »Jetzt den Trakehnergraben!«, brüllte Alex. Ich lenkte

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