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Charlottes Traumpferd | Gefahr auf dem Reiterhof

Charlottes Traumpferd | Gefahr auf dem Reiterhof

Titel: Charlottes Traumpferd | Gefahr auf dem Reiterhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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Arme taten weh. WonDa Pie bohrte mit dem Kopf nach unten und bockte immer toller. Ganz unvermittelt warf er sich nach links. Das war zu viel für meine nicht mehr vorhandenen Kräfte. Ich machte einen Salto und krachte auf den Boden. Das war mir während meiner Reitstunden bei Nicolas in Frankreich so häufig passiert, dass es mich nicht mehr erschütterte. Ich hatte nicht einmal die Zügel losgelassen, war sofort auf den Beinen und saß schon wieder im Sattel, bevor Alex Luft holen konnte, um etwas zu sagen.
    »Ich hatte die Knie nicht zu«, teilte ich Alex mit, der mich verblüfft ansah. »Meine Schuld.«
    »Ja, das war es wohl«, erwiderte er in Zimmerlautstärke und nickte. Der nächste Abteilungsgalopp klappte reibungslos. Den Schulpferden ging allmählich die Luft aus. Ein solches Pensum waren sie nicht gewöhnt. Won Da Pie schwitzte zwar auch, war aber noch immer frisch.
    Zufrieden parierte ich am Ende der Stunde durch und klopfte meinem Pferd den Hals. Ich hatte keine Angst vor ihm. Ich wusste, dass ich mit ihm zurechtkommen würde. Aber ich hatte auch begriffen, dass das alles nicht von heute auf morgen klappen würde.
    »Am Samstag um drei ist Springstunde für alle Reitabzeichen-Aspiranten mit Schulpferden!«, rief Alex in die Halle. »Um vier für die Privatreiter. Verstanden?«
    Sein Blick fiel auf mich.
    »Dich will ich um vier mit deinem Springpferd sehen, Steinberg.«
    »Mich?« Ich starrte ihn an. Mein Mut sank in rasender Geschwindigkeit.
    »Du reitest in dieser Stunde – also willst du doch wohl auch das Reitabzeichen machen, oder irre ich mich?« Er grinste spöttisch, und ich nickte unsicher.
    »Na also. Samstag um vier. Mit deinem Springpferd draußen auf dem Springplatz . Oder hast du etwa Schiss?«
    Auf der Tribüne und in der Halle wurde es totenstill. Ich wünschte mir, Alex würde ein paar Dezibel leiser sprechen.
    »Nö«, erwiderte ich. »Wieso sollte ich?«
    »Richtige Antwort, Steinberg.« Alex nickte und marschierte davon.

Am nächsten Tag war klar, dass Alex uns noch eine Weile erhalten bleiben würde, denn Herr Kessler hatte das Schienbein gebrochen und würde auf unbestimmte Zeit keinen Reitunterricht geben können. Der Samstag mit der Springstunde rückte näher, und mich plagten jede Nacht Albträume. Am Freitag konnte ich schon kaum einen Bissen essen. Das Wetter war sommerlich schön, wie es sich für Ende August gehörte, und Alex würde sicherlich nicht alle Hindernisse in die Halle schleppen lassen, wenn man auch draußen reiten konnte.
    »Was ist denn los mit dir, Lotte?«, fragte meine Mutter, als ich mittags nur lustlos in meinem Essen herumstocherte. »Gibt es Probleme mit Won Da Pie?«
    »Nein«, druckste ich. »Überhaupt nicht.«
    »Was ist es denn dann? Hast du Ärger in der Schule?«
    »Nein.« Ich seufzte abgrundtief. »Morgen ist Springstunde.«
    »Aber du bist doch immer gerne gesprungen.«
    Meine Mutter hatte echt keine blasse Ahnung! Ich würde es nie und nimmer zugeben, aber als Doro, Oliver, Karsten und ich im vergangenen Winter das erste Mal die Jugendspringstunde reiten durften, hatte ich nächtelang vorhernicht richtig schlafen können. Und jetzt musste ich ausgerechnet bei Alex das erste Mal mit Won Da Pie springen, während alle um den Platz herumstehen und nur darauf warten würden, dass ich patzte. Die anderen freuten sich aufs Springen, ich dagegen hatte immer ein mulmiges Gefühl im Magen.
    »Darf ich noch mal an deinen Computer, bevor ich in den Stall gehe?«, fragte ich meine Mutter.
    »Ja, von mir aus. Wenn du die Küche aufgeräumt hast.«
    »Klar.«
    Meine Geschwister hatten das benutzte Geschirr bereits in die Küche getragen, ich räumte es fix in die Spülmaschine, spülte eine Pfanne und zwei Töpfe in Rekordgeschwindigkeit. Nicht nur die Springstunde morgen machte mir zu schaffen, auch die Tatsache, dass Thierry nichts von sich hören ließ, beschäftigte mich. Vielleicht machte er das mit allen Mädchen so – Umarmung und Visitenkarte zum Abschied und sich dann einfach nicht mehr melden. Warum hatte er überhaupt solche Karten? Ich kannte keinen Jungen, der welche besaß, nicht mal Simon Orthmann.
    Während ich den Computer hochfuhr, nahm ich mir vor, Thierry abzuhaken, wenn er mir heute nicht geantwortet hatte. Erwartungsvoll loggte ich mich in mein E-Mail-Konto ein und wurde enttäuscht. Nichts. Am Sonntag hatte ich ihm geschrieben, jetzt war Freitag. Das konnte ich wohl echt vergessen.
    Nachmittags im Stall verkündete Alex

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