Charlottes Traumpferd | Gefahr auf dem Reiterhof
hatte ich so viel Übung, dass mir das auch im Schritt gelang und ich nicht extra dafür durchparieren musste. Wenig später gab Alex das Kommando zum Antraben. Links und rechts dehnten sich die abgeernteten Felder. Die Bauern hatten sie schon längst umgepflügt und teilweise wieder eingesät, deshalb mussten wir uns auf den Feldwegen halten. Won Da Pie blieb diszipliniert hinter Isas Pferd Heide. Ich wäre alleine niemals auf die Idee gekommen, über die Straße zu reiten, und war nun erstaunt, wie schön das Gelände in Richtung Kronberg war. Wir trabten Feldwege entlang, erreichten den Waldrand und galoppierten im leichten Sitz eine schattige Schneise zwischen hohen Bäumen hoch. Alex parierte durch, als wir den Wald verließen, wandte sein Pferd nach rechts und galoppierte wieder an. Wir anderen folgten seinem Beispiel.
Plötzlich merkte ich, dass Won Da Pie schneller wurde. Scheinbar hatte er es satt, hinter allen anderen herzulaufen. Wir ließen den Wald hinter uns zurück, und auf einmal flatterte etwas durch die Luft, direkt auf uns zu. Aus dem Augenwinkel sah ich einen Mann mit einem Schäferhund und einem Jungen, die in unsere Richtung rannten. Das war zu viel für mein Pferd! Won Da Pie machte einen heftigen Satz zur Seite. Unversehens fand ich mich auf einem frisch gepflügten Acker wieder. Die anderen bemerkten zuerst nicht, dass ich fehlte, weil ich ganz hinten geritten war. Von Ferne hörte ich den Hund bellen und den Jungen schreien. Verbissen kämpfte ich mit meinem Pferd, das aber nur störrisch den Kopf schüttelte und weiterstürmen wollte. Der Boden war schwer. Won Da Pie rutschteein paarmal aus. Das ärgerte ihn wiederum so sehr, dass er anfing zu bocken. Die Erdklumpen flogen durch die Luft.
Plötzlich sprang etwas neben mir hoch. Mir blieb fast das Herz stehen, als ich den Schäferhund sah. Mit aufgerissenem Maul schnappte er nach Won Da Pies Beinen und bellte laut. Mir brach der Angstschweiß aus. Der bisher übermütige Galopp meines Pferdes verwandelte sich in eine panische Flucht. Ich merkte, dass ich die Kontrolle verlor. Won Da Pie schlug wieder und wieder nach dem Hund aus, der sich einfach nicht abschütteln ließ. Irgendwann musste er ihn getroffen haben, denn ich hörte ein Jaulen, gleich darauf wieder aggressives Gebell. Das alles dauerte nur Sekunden, aber es kam mir vor wie eine Ewigkeit. Won Da Pie bockte wie toll. Er warf sich nach links, ich verlor erst den einen, dann den anderen Steigbügel und schließlich flog ich in einem hohen Bogen durch die Luft.
Der Aufprall nahm mir für einen Moment den Atem. Der Schreck war mir so in die Glieder gefahren, dass ich kaum aufstehen konnte. Ich zitterte am ganzen Körper. Mein linkes Knie und meine Schulter taten höllisch weh. Benommen sah ich zu, wie Won Da Pie auf der Flucht vor dem Hund den ganzen Acker verwüstete. Der Hundebesitzer rannte über den Acker, rief und pfiff nach seinem Köter, der irgendwann mit weit heraushängender Zunge von meinem Pferd abließ. Alex bedachte den Mann mit wüsten Beschimpfungen, Isa hatte neben mir angehalten und sprang aus dem Sattel.
»Hast du dir wehgetan?«, fragte sie ehrlich erschrocken.
»Ich bin okay«, erwiderte ich mit zusammengebissenenZähnen und hinkte mühsam hinter meinem Pferd her. Der Mann fing endlich seinen blöden Hund ein. Won Da Pie fiel in Trab und erinnerte sich an seine Pferdekollegen. Er kam auf Heide zu und blieb schließlich neben Isas Pferd stehen. Seine Flanken pumpten, der weiße Schaum tropfte von seinem Hals. Ich ergriff seine Zügel und führte ihn auf den Feldweg.
»Das Pferd hat meinen Hund verletzt!«, rief der Mann aus sicherer Entfernung. Sein Sohn hielt das Ding in der Hand, das aus der Luft auf uns zugerauscht war und Won da Pie zum Durchgehen veranlasst hatte. Es war ein Drachen.
»Das Mädchen hätte sich das Genick brechen können, weil Sie Ihren Hund nicht unter Kontrolle haben!«, warf Alex dem Hundebesitzer zornig vor. »Wie ist Ihr Name? Das wird nämlich ein gerichtliches Nachspiel haben! Der Bauer, dem der Acker gehört, wird sich freuen, wenn er seine Rechnung an Sie schicken darf!«
Da zog es der Mann vor, den Mund zu halten. Ich kletterte mühsam wieder in den Sattel. Mein Knie tat ganz schön weh, aber ich ließ mir nichts anmerken.
»Mein lieber Mann.« Merle musterte mein Pferd mit neuem Respekt. »Der kann ja bocken!«
»Ist was passiert, Steinberg?«, fragte Alex knapp.
»Nein, nein.« Ich schüttelte den Kopf.
Nicole warf mir
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