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Charlottes Traumpferd | Gefahr auf dem Reiterhof

Charlottes Traumpferd | Gefahr auf dem Reiterhof

Titel: Charlottes Traumpferd | Gefahr auf dem Reiterhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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nehmen.«

    Inzwischen waren die drei Damen, die auch an der Neun-Uhr-Stunde teilnehmen würden, eingetroffen. Hanko ließ sich anstandslos auftrensen und satteln. Ich konnte kaum verstehen, dass ich noch vor ein paar Wochen eine solch panische Angst vor diesem Pferd gehabt hatte! Inga führte Corsario vorbei, der in einer der Boxen am Ende der Stallgasse stand. Sie trug keine Reitkappe.
    »Wir gehen auf den Platz!«, rief Herr Kessler aus der Sattelkammer. »Inga, setz bitte deine Kappe auf!«
    »Aber …«, begann sie.
    »Kein aber«, entgegnete der Reitlehrer und trat auf die Stallgasse. »Du bist noch minderjährig. Und da musst du in meinen Reitstunden aus versicherungstechnischen Gründen eine Reitkappe tragen. Was du tust, wenn du erwachsen bist, ist deine Sache.«
    Derart vor allen Leuten gemaßregelt, verzog Inga mürrisch das Gesicht und drehte ihr Pferd auf der schmalen Stallgasse um. Der Schimmel geriet mit einem Hinterhuf in einen Putzkasten, der an der Wand stand. Es polterte, Corsario erschrak und machte einen Satz zur Seite. Er prallte mit seinem Hinterteil gegen Brutus, den eine der Damen gerade rückwärts aus dem Ständer geführt hatte. Beide Pferde legten die Ohren an und keilten aus. Ich hörte den dumpfen Schlag und Herrn Kessler schreien.
    »Kannst du nicht aufpassen?«, tadelte der Reitlehrer Inga mit scharfer Stimme. »Wieso musst du dein Pferd ausgerechnet an der engsten Stelle der Stallgasse umdrehen?«
    »Ich … ich wollte … die Reitkappe«, stotterte Inga, dunkelrot im Gesicht.
    »Also so was!« Herr Kessler bückte sich kopfschüttelnd, um nach Brutus’ Bein zu sehen.
    »Ist etwas passiert?«, erkundigte sich die Reiterin besorgt.
    »Sieht nicht so aus. Gott sei Dank«, erwiderte der Reitlehrer mit unterdrücktem Ärger.
    Inga kehrte mit ihrer Kappe und dem Pferd am Zügel wieder zurück.
    »Du wartest jetzt, bis die Schulpferde draußen sind!«, herrschte Herr Kessler sie an.

    Wenig später standen wir auf dem Platz. Ich gurtete nach und stellte die Steigbügel in meiner Länge ein. In dem Moment tauchte Doro auf.
    »Der Kessler hat dir Hanko gegeben.« Sie verzog das Gesicht. »Du Ärmste!«
    »Nein, schon gut«, antwortete ich. »Ich wollte ihn reiten.«
    Doro sah mich erstaunt an, dann blickte sie zu Inga hinüber, die sich mit krebsrotem Gesicht bemühte, den Fuß in den Steigbügel zu bekommen. Ihre neuen Lederstiefel hatten den Nachteil, dass sie überhaupt nicht geschmeidig waren. Noch dazu war Corsario ein großes Pferd.
    »Wird’s heute noch was, Fräulein Schneider?«, fragte Herr Kessler sie spöttisch.

    Schon in den ersten paar Runden Schritt spürte ich, wie viel sicherer ich im Sattel saß. Die vielen Reitstunden bei Nicolas ohne Steigbügel auf den unterschiedlichsten Pferden und die Longenstunden auf dem blanken Pferderücken hatten mein Gleichgewichtsgefühl erheblich verbessert. Ich hatte die Steigbügel vier Löcher länger geschnallt als früher, war locker und entspannt und fragte mich, was ich an Hanko eigentlich so furchtbar gefunden hatte. Herr Kessler begutachtete noch einmal Brutus’ Bein und begann dann mit dem Unterricht.
    »Abteilung bilden!«, rief er. »Anfang Charlotte!«
    »Anfang hier!«, erwiderte ich, wie es sich gehörte, und hob die Hand.
    »Dahinter Inga, dann Brutus, Goldi und Liesbeth!«
    Wir ritten im Schritt ganze Bahn. Dann trabten wir an. Leichttraben. Hanko ging fleißig vorwärts. Sein Maul war im Vergleich zu Won Da Pies wie Eisen, aber ich hatte auf Gosse d’Irlande gelernt, wie man auch ein abgestumpftes Pferd an den Zügel reiten kann.
    »Inga!«, rief Herr Kessler. »Du trabst auf dem falschen Fuß leicht!«
    Ich gab Hanko halbe Paraden am äußeren Zügel und merkte, dass ich die Schenkel gut am Pferd hatte, denn er reagierte sofort und begann am Gebiss zu kauen und nachzugeben. Durch die ganze Bahn wechseln. Anhalten, nachgurten. Danach aussitzen. Wie leicht das ging! Nicolas hatte mich zwanzig Minuten am Stück ohne Steigbügel aussitzen oder sogar leicht traben lassen. Dies hier war dagegen echt ein Kinderspiel! Hanko bog den Hals und trabte fleißig und taktvoll. Er war keine Spur mehr faul oder widerspenstig.
    »Sehr gut so, Charlotte!«, rief Herr Kessler. »Aber etwas ruhiger im Tempo! Die anderen kommen sonst nicht mit!«
    Ich warf einen Blick über die Schulter und sah Ingas zorniges Gesicht. Warum war sie bloß so böse? Ich saß doch schließlich nur auf einem Schulpferd. Und das mit alten

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