Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Charlottes Traumpferd

Charlottes Traumpferd

Titel: Charlottes Traumpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
Vom Netzwerk:
Seufzer aus. Mama hatte Hühnerfrikassee mit Reis gemacht, eines meiner Lieblingsgerichte, aber die Aussicht aufdie Zeit ohne meinen geliebten Gento und den Reitstall verdarb mir den Appetit. Vier Wochen erschienen mir so lang wie ein ganzes Leben. Wenn ich Pech hatte, machte sich in meiner Abwesenheit irgendwer an Herrn Lauterbach heran und ich war Gento als Pflegepferd los! Die Konkurrenz war groß und gnadenlos. Und wenn meine Freunde das Reitabzeichen bestanden, würden sie nach dem Sommer in einer anderen Reitstunde reiten als ich. Diesen Vorsprung würde ich nie wieder aufholen!
    Â»Auf Noirmoutier gibt es auch Pferde«, bemerkte Mama. »Du hast letzten Herbst die Prüfung zum Reiterpass bestanden und darfst dieses Jahr dort reiten. Das war doch in den letzten Jahren dein größter Wunsch.«
    Â»Das ist nicht dasselbe!« Es war zu lächerlich, aber ich kämpfte plötzlich mit den Tränen.
    Â»Aber Charlotte!« Papa schüttelte den Kopf. »Du bist doch immer so gerne nach Noirmoutier gefahren!«
    Â»Da gab es auch Gento noch nicht!«
    Mir entging nicht der Blick, den meine Geschwister wechselten. Ganz klar, sie hielten mich für geistesgestört. Doch das war mir egal.
    Â»Kann ich nicht hierbleiben, Papa?«, bettelte ich. »Ich könnte bei Dorothee wohnen, die fahren dieses Jahr nicht weg. Es wäre doch viel billiger für dich, wenn ich nicht mitfahre!«
    Â»Vor allen Dingen beim Essen«, stichelte Phil.
    Ich überhörte seine Bemerkung und blickte Papa flehend an. Der aß ungerührt weiter.
    Â»Ich passe auf unser Haus auf und wässere jeden Abendden Garten. Dann sind die Blumen und der Rasen nicht so vertrocknet, wenn ihr zurückkommt.«
    Ich wünschte mir so sehr, daheimbleiben zu dürfen, dass ich für einen Moment wirklich fest daran glaubte, ich könnte meine Eltern davon überzeugen, ohne mich nach Frankreich zu fahren.
    Â»Du ziehst ja sämtliche Register.« Papa grinste, doch mit seiner nächsten Bemerkung zerstörte er meine Hoffnungen: »Wenn du achtzehn bist, können wir gerne noch mal über das Thema sprechen. Der Reitstall läuft dir schon nicht weg. Und jetzt keine Diskussion mehr.«
    Um halb drei hatte Cathrin auf einmal keine Lust mehr, mich in den Reitstall zu begleiten. Deshalb ging ich alleine hinüber zu Dorothee, die mich schon in Reithosen und Stiefeln an der Haustür erwartete. Wir schlenderten in Richtung Stall. Selbst wenn wir uns nicht beeilten, brauchten wir höchstens drei Minuten. Darum beneideten uns alle, die mit Fahrrad, Mofa oder Bus zum Reitstall fahren mussten.
    Dorothee und ich schmusten mit Gento und redeten über den Reitabzeichenlehrgang, bis Herr Schmidt, einer der beiden Pferdepfleger, um Viertel vor drei die Sattelkammer aufschloss.
    Herr Kessler schrieb die Einteilung der Schulpferde für die Nachmittagsreitstunden meist bevor er den Stall zur Mittagspause verließ und in seine Wohnung über dem Casino ging. Schon vor einiger Zeit hatten Oliver und Karsten herausgefunden, dass man die Platte des alten Schreibtisches hochstemmen und das Blatt aus der obersten Schubladeherausfischen konnte. Während ich an der Tür Schmiere stand, damit uns niemand überraschte, hob Dorothee die Platte an und überflog die Liste.
    Â»Du hast Tanja«, flüsterte sie. »Und ich hab Douglas. Super!«
    Herr Kessler wunderte sich oft, weshalb wir bereits die richtigen Pferde sattelten, bevor er überhaupt den Schreibtisch aufgeschlossen und die Liste ans Schwarze Brett gehängt hatte, doch bisher war er nicht hinter den Trick mit der Schreibtischplatte gekommen.
    Um kurz vor drei tauchte auch Inga auf. Sie wohnte im Nachbarort und wurde meistens von ihrer Mutter mit dem Auto gebracht, weil sie sonst mit dem Fahrrad durch den Wald fahren musste. Inga hatte Goldi zugeteilt bekommen. Offenbar wollte der Reitlehrer uns am letzten Schultag eine Freude machen, denn jede von uns durfte ihr Lieblingspferd reiten.
    Die Reitstunde fand bei dem herrlichen Wetter draußen auf dem Reitplatz statt, und es war herrlich! Ich hatte immer Mühe, faule Pferde vorwärtszubekommen, aber auf Tanja machte ich ein gutes Bild, denn die Stute war fleißig und fein im Maul und längst nicht so stur und abgestumpft wie der braune Hanko oder Brutus, das faule Sofa auf vier Beinen. Vor Hanko und der dunkelbraunen Farina hatte ich Angst, denn beide konnten heimtückisch

Weitere Kostenlose Bücher