Cheers, Baby!
Evian, der Inhaber der Bar, dämpfte die Beleuchtung um zehn vor elf, und die wenigen noch anwesenden Gäste rutschten von den Barhockern und schlenderten hinaus. Um fünf Minuten nach elf war die Kasse abgerechnet, die Flaschen waren verkorkt, und alle Gläser waren sauber. Evian schloss Cate und Kellen die Tür auf, und die beiden traten aus der kühlen Bar hinaus in die warme Nacht.
Auf dem Gehsteig wartete Pugg. »Pugg ist der Meinung, dass hier irgendetwas nicht mit rechten Dingen zugeht, also wartet Pugg, um mehr darüber herauszufinden« , erklärte er.
Kellen zog Cate an sich und küsste sie. Der lange Kuss war sanft, und Cate spürte nur für einen kurzen Moment Kellens Zungenspitze. Er war nicht so ungestüm, dass Kellen dafür ihr Knie in seinem Unterleib verdient hatte, aber doch so aufregend, dass ihr mit einem Mal heiß wurde.
»Okay, Pugg ist fürs Erste überzeugt«, bemerkte Pugg.
»Cate hat Kellen nicht getreten, weil er sie geküsst hat, aber Pugg glaubt immer noch, dass etwas faul ist im Staate Dänemark. Bist du sicher, dass Pugg dich nicht nach Hause begleiten soll?«, wandte er sich an Cate.
»Ich komme schon zurecht«, erwiderte Cate. »Danke trotzdem für das Angebot.«
»Pugg würde sich für dich in Gefahr begeben. Pugg würde dich über schlammige Pfützen tragen und über glühende Kohlen laufen. Pugg würde dich auf den Mond bringen.«
»Ich muss jetzt nach Hause.« Cate wich ein Stück zurück.
»Pugg würde die höchsten Berge erklimmen. Pugg würde in ein brennendes Gebäude laufen. Pugg würde seine Nachspeise mit dir teilen.«
Als Cate und Kellen bereits einen halben Block von Pugg entfernt waren, konnten sie ihn immer noch hören.
»Pugg würde Spinnen, Schlangen, Schnecken und anderes ekliges Getier töten. Pugg würde sich von dir den Hintern versohlen lassen.«
Kellen brach in Gelächter aus, und Cate legte die Hände über ihre Ohren und lief die Straße hinunter.
Vier Häuserblocks weiter blieb sie vor Martys Gebäude stehen. »Tut mir leid wegen Pugg.«
»Er ist schon in Ordnung«, meinte Kellen. »Er bemüht sich nur allzu übertrieben und sollte sich einfach ein wenig beruhigen.« Kellen warf einen Blick auf das Haus. »Hier wohnst du?«
»Ja, zur Untermiete.«
»Ich nehme an, dass du nicht vorhast, mich nach oben zu bitten.«
»Richtig, aber ich weiß es zu schätzen, dass du mich vor Pugg gerettet hast.«
»Willst du noch einen Kuss?«
Cate lächelte und steckte den Schlüssel in das Sicherheitsschloss. »Einer ist genug.«
»Nicht für mich«, entgegnete Kellen. Und es kam ihm in den Sinn, dass er dieser Situation möglicherweise nicht gewachsen wäre. Seine Gefühle für Cate Madigan waren viel zu stark.
Bisher war der Morgen ruhig verlaufen. Keine bedrohlichen Anrufe. Keine unangekündigten Besuche von Patrick Pugg. Marty war abgereist, ohne ihr ein genaues Datum seiner Rückkehr zu nennen. Es war kurz nach neun Uhr, und in der stillen Wohnung fiel es Cate schwer, nicht an Kellen McBride und seinen Kuss zu denken. Sie musste sich eingestehen, dass es ein fantastischer, atemberaubender Kuss gewesen war.
Als Cates Gegensprechanlage summte, murmelte sie rasch ein Gebet, dass es sich nicht um Pugg handeln möge.
»Ja?«, meldete sie sich.
»Hier ist eine Lieferung für Marty Longfellow.«
Cate drückte auf den Knopf, mit dem sie die Haustür öffnen konnte. »Kommen Sie herauf.«
Wenige Minuten später klingelte es an der Wohnungstür. Cate öffnete mit einer Kaffeetasse in der Hand und starrte den Mann und den Hund an, die vor ihr im Flur standen. Der Mann war von mittlerer Statur und trug ein T-Shirt mit der Aufschrift Rudy’s Security.
Der Hund war ein riesiges, sabberndes Vieh.
»Zustellung eines Hundes«, erklärte der Mann.
»Sie haben sich sicher in der Tür geirrt.«
»Auf diesem Formular steht, dass ich den Hund in 4A abliefern soll, und dies ist 4A, oder nicht?«
»Schon, aber ich habe keinen Hund bestellt.«
»Nun, Schätzchen, aber irgendjemand hat das getan.«
Er riss das oberste Blatt von dem Formular ab und reichte es Cate. »Anscheinend hat ein gewisser Marty Longfellow den Hund gekauft. Ich habe auch noch ein Paket für Sie. Darin befinden sich alle Papiere.«
»Das kommt nicht in Frage.«
»Ist wohl nicht Ihr Glückstag heute, was?«
»Der Hund muss zurück.«
»Tut mir leid, aber eine Rücknahme ist nicht möglich.
So steht es im unteren Teil des Formulars. Rudy’s ist nicht zuständig für Familienstreitigkeiten.
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