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Cheffe versenken (German Edition)

Cheffe versenken (German Edition)

Titel: Cheffe versenken (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Güth
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Chefetage des Bellersen Verlags vorzufahren, wirkte nicht gerade professionell. Ich legte eine spontane Bremsung ein und schloss mein rotes Hollandrad vor der Citywache ab. Den Rest des Weges ging ich zu Fuß und übte einen bürotauglichen Gang. Dank Rahels Frisierkünsten hatten meine Haare sich nicht einen Millimeter bewegt.
    Auch wenn ich eine Sportskanone war, dynamisches Radfahren stand in meinem persönlichen Bewegungsspaßranking auf dem drittletzten Platz, direkt vor Turnierschach und Hockergymnastik. Auf meinem Sattel fühlte ich mich wie ein Zirkusbär auf einem Klapprad. Die Füße auf den Pedalen, die Hände brav am Lenker und dann mit gesenktem Kopf und Tunnelblick in eine Richtung fahren? Nicht mit mir. Ich brauchte inspirierende Sportarten: Wenn ich mich ärgerte, joggte ich so lange durch die Landschaft, bis ich wieder gesellschaftstauglich war. Bei guter Laune zog ich das Fitnessstudio vor und powerte mich ein paar Stunden beim Kickboxen oder beim Hip-Hop-Tanzen aus. Als Jugendliche hatte ich Eishockey gespielt, aber weil die meisten Teammädels nach Überschreiten der 20-Jahre-Schallmauer zu schrulligen Tanten mutierten und ihre Schonerhalter und Stöcke zuerst gegen Strapse und später gegen Ehemänner eintauschten, löste sich unsere Mannschaft wegen Spielerinnenmangels auf. Mein größter sportlicher Traum war ein Bungeesprung. Der stand auf meiner persönlichen Wunschliste ganz weit oben.
    Als das mächtige Bellersen-Gemäuer in der Hohenzollernstraße vor mir auftauchte, schien die Erfüllung dieses Wunsches schlagartig in greifbare Nähe zu rücken: Ich fühlte mich wie im freien Fall – nur ohne Seil. Der finstere Verlagsbau hatte sich seit meiner Kindheit kaum verändert. Mit seinen schießschartenkleinen Fensterluken wirkte er wie eine uneinnehmbare Trutzburg. Die Besichtigung dieser Bastion gehörte zum festen Programmpunkt jeder Stadtführung.
    Aus Ediths Erzählungen hatte ich nur eine vage Vorstellung, wie es im Inneren zuging. Dieses Haus war in meiner Phantasie eher ein Ort dunkler Machenschaften als ein modernes Bürogebäude, in dem Termindruck und High-Tech-Medien das Tagesgeschäft beherrschten.
    Als ich die Stufen des Eingangs bezwang, spürte ich einen Kloß in meinem Hals heranwachsen.
    »Komm schon, Trixi«, sagte ich leise zu mir selbst und gab mir einen inneren Schubs. »Tu Edith den Gefallen. Wenn alles glattläuft, nimmst du dir einen Stapel staubiger Akten mit nach Hause, und zwischen ein paar Joggingeinheiten schreibst du ruck, zuck eine geschliffene Verlagschronik.«
    Das konnte doch nun wirklich nicht schwer sein. Selbst Betty würde staunen und den Wohnungsrauswurf wieder zurücknehmen.
    »Frau Gellert? Schön, dass Sie so kurzfristig kommen konnten. Herzlich willkommen in unserem Verlagshaus! Ich bin Luise Heyster, die Assistentin von Herrn Bellersen.«
    »Ich freue mich auch«, log ich und schüttelte Frau Heyster die Hand. Dabei schaute ich mich schon mal um.
    »Sehr schön haben Sie es hier.«
    Was sagte ich da?
    »Es dauert noch einen kleinen Moment. Herr Bellersen ist in einem Termin. Tee oder Kaffee?«
    Luise Heyster strahlte eine natürliche Autorität aus. Sie trug ein schlichtes Kostüm und eine winzige Brille. Mit ihrer makellos geschnittenen, hochglänzenden Bobfrisur schätzte ich ihr Alter auf Anfang fünfzig. Sicherlich würde sie niemals aus der Rolle fallen. So musste eine perfekte Sekretärin sein: freundlich, aber bestimmt.
    »Kaffee wäre nett. Oder nein, haben Sie auch Latte macchiato?«
    Frau Heyster starrte mich einen Augenblick über den Rand ihrer Brille an und platzierte mich auf einem Besuchersessel, der sicher noch aus der Gründerzeit des Verlages stammte. Ich legte die Umhängetasche auf den Schoß, versank im schwarzen Leder und rang augenblicklich nach Luft. Das schmale Sakko schnürte mich ein. Hoffentlich hielten die Knöpfe.
    »Hatten Sie eine angenehme Anreise?«, erkundigte sich Frau Heyster beiläufig, während sie abwechselnd ihre E-Mails checkte, die Kaffeemaschine bediente und Blätter aus dem Drucker nahm.
    »War kein Problem, ich hab’s nicht weit.«
    Mit diesen Worten endete unsere kleine Konversation. Die Tür zu Bernold Bellersens Büro flog auf. Eine kleine, dralle Blondine und ein gutaussehender Dunkelhaariger stürzten heraus, gefolgt von einer lauten Schimpftirade. Der hübsche Mann blickte mich kurz an und nickte mir freundlich zu. Die Frau verdrehte die Augen, ihre Lippen waren fest aufeinandergepresst.
    »Wenn

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