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Chiara Fontana - Das Möbiusband (German Edition)

Chiara Fontana - Das Möbiusband (German Edition)

Titel: Chiara Fontana - Das Möbiusband (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Bergmann
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sich. Das Sprechen bereitete ihm offensichtlich Mühe und Schmerzen.
    „Verschieden. Meistens 10.“
    „Wie viel insgesamt?“
    „200 ... 250.“
    Rötlicher Schaum drang bei jedem Wort aus seinem Mund. Man musste genau hinhören, um etwas zu verstehen.
    „250.000. Vielleicht mehr? Vielleicht das Doppelte?“
    „Nein. Weiß nicht.“
    „Von wem ?“
    „Mason, Narcotic Squad.“
    „Seit wann machst du das?“
    „Zwei ...“
    Er verstummte.
    „Seit zwei Jahren?“
    „Ja.“
    „So lange bist du noch gar nicht hier.“
    „Schon vorher, New York.“
    „Dieses Schwein!“
    Die Frau im grauen Kostüm zischte es aus dem Hintergrund.
    „Wer weiß noch davon?“
    Der Mann versuchte den Kopf zu schütteln, kam aber über den Ansatz nicht hinaus.
    „Ich will Namen!“
    „Keiner.“
    Ein Rücken erschien im Bild. Man ahnte die zuschlagende Bewegung mehr als man sie sah. Der Rücken verschwand wieder. Frisches Blut quoll aus der zerschlagenen Nase.
    „Wer noch?“
    „’s gibt keinen.“
    Wieder kam der Rücken ins Bild. Wieder die Aufforderung, einen Namen zu nennen. Wieder die kaum hörbare Antwort. Ein ums andere Mal, wie eine Endlosschleife. Schließlich keine Antwort mehr, nur das Geräusch schwerer Schläge.
    An dieser Stelle brach das Video ab. Die Beleuchtung wurde hochgedreht. Alle Gesichter wandten sich einem Mann zu. Er saß ein wenig abseits und blickte die anderen kühl an. Er hielt seine Lider halb geschlossen. Das ließ ihn ein wenig schläfrig aussehen. Aber er war hellwach. Diesmal sprach die andere Frau zuerst.
    „Wo ist er jetzt? Warum hast du ihn nicht mitgebracht?“
    Er blickte auf seine wunden Knöchel. Seine Stimme klang genau wie die auf dem Video.
    „Ich wollte ihn mitbringen. Hat aber keinen Sinn mehr gemacht.“
    „Ist George tot?“
    Ein ziemlich fetter Mann stellte die Frage.
    „Hab‘ ihn noch ein bisschen bearbeitet“, sagte die kalte Stimme. „Plötzlich kippte er weg. Herzversagen oder so.“
    „Wo ist die Leiche?“
    „Verbrannt in seinem Auto. Ist in einen Canyon gestürzt. Entlegene Gegend. So viel ich weiß, haben sie ihn noch nicht entdeckt.“
    „Warum hast du ihn nicht gleich zu uns gebracht?“
    Eine kritische Frage. Aber sie brachte den Schläger nicht aus der Ruhe.
    „Ich war mir nicht sicher bei ihm. Hab’ ihn auf eine Tour eingeladen. Wir haben einiges getrunken. Er mehr. Ich hab’ ein bisschen rumgemeckert übers Geld. Dass es nie reicht. Und über die Verteilung. Unfair habe ich gesagt. Wir halten die Hintern und die Schädel hin, aber das meiste vom Kuchen haben andere, die in feinen Büros sitzen und in feinen Villen wohnen und immer weit weg sind, wenn es hart zugeht.“
    Er betrachtete sie mit seinem schläfrigen Blick.
    „Zuerst hat George mich beruhigen wollen. Ich hab’ mich aber nicht beruhigen lassen. Ich bin  immer saurer geworden. Ich hab’ gesagt, es ist eine Schweinerei, dass wir Kopf und Kragen riskieren, damit die Kinder von den Bossen auf feine Unis gehen und nicht einmal wissen, wo das Geld vom Papa herkommt.“
    Die Gesichter seiner Zuhörer glichen ausdruckslosen Masken.
    „Aber dann“, fuhr er fort, „hat er nicht mehr die Klappe halten können. Er verträgt eine Menge. Aber er war mir wenigstens eine halbe Flasche voraus. Er hat mir zugezwinkert und gemeint, ich solle das nicht so eng sehen. Ich hab’ gefragt, was das heißen soll. Er hat gesagt, wenn man nicht blöd ist, gibt’s fürs gleiche Risiko auch mehr. Das wollte ich genau wissen. Deshalb hab’ ich ihn noch zu mir eingeladen. Er ist gern mitgekommen. Säuft gern, wenn andere bezahlen.“
    „Und warum hast du das Video gemacht?“
    Er hob die Achseln.
    „Zur Sicherheit. Damit ich was in der Hand habe. Wir haben manchmal über Weiber geredet. Er hat erzählt, dass es die blauen Pillen wirklich bringen. Aber er darf sie nicht mehr nehmen. Ich hab’ gefragt warum. Da hat er nicht mehr viel gesagt, nur, dass sie schon einige ins Grab gebracht hätten, wenn die Pumpe nicht richtig mitspielt. So ist’s dann ja gekommen. Auch ohne blaue Pillen.“
    Alle schwiegen. Dann begann ein Mann zu grinsen. Er sah dem George des Films verblüffend ähnlich, wenn man sich all die Schwellungen, Flecken und Wunden wegdachte. Außerdem hatte jener George schwarze Locken gehabt, dieser einen blonden Kurzhaarschnitt. Er stand auf, ging zu dem Mann mit dem kühlen, schläfrigen Blick und schüttelte ihm die Hand.
    „Du bist wirklich gut, Fred. Sie werden dir glauben, weil du ihren

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