Chiara Fontana - Das Möbiusband (German Edition)
Verdacht bestätigst. Sie wissen, dass es ein Leck gibt. George ist der Hauptverdächtige. Da kann kaum was schief gehen.“
„George ist aus dem Spiel.“
Freds Stimme klang nicht mehr so kalt wie vorhin. Er grinste. „Grenzt an ein Wunder, wie schnell deine Wunden verheilt sind. Nur die Haarfarbe ist daneben gegangen.“
George, alias Agent Mike Donahue, zuckte die Achseln. „Ich hatte die Wahl zwischen Rot und blond. Blond hält mir die Frauen besser vom Leib, dachte ich.“
Die jüngere Frau der Runde, ein Lieutenant Mitte dreißig, mit einer straffen Figur, die viel Sport verriet, sagte: „Im Gegenteil Mike, Sie sehen unwiderstehlich aus.“
Sie lächelte dabei, aber ihre Augen lächelten nicht mit. Ärger und Hoffnung hielten sich darin die Waage. Er ignorierte sie. Wegen des einen One-Night-Stands brauchte sie sich wirklich keine Erwartungen zu machen. Auch die anderen hatten sich erhoben. Der fette Mann, Captain Perkins von der Narcotic Squad Los Angeles, sagte zufrieden: „Donahue hat recht. Mit dieser Vorstellung haben Sie gute Karten. Und wenn wir uns fürs erste zurückhalten, werden sie sich bestätigt fühlen. Das wird Ihre Stellung festigen, Fred. Gut für die Karriere in der Familie.“ Er wurde ernst. „Sie müssen höllisch aufpassen. Es hängt an jeder Kleinigkeit. In den Bars erinnert man sich an euch?“
„Wir haben nicht zu dick aufgetragen, aber für die Keeper hat es gereicht. Einmal zu viel Eis im Drink, einmal zu wenig. Kein wirklicher Ärger, gerade so viel, dass man sich erinnert.“
„Der Zeitplan?“, fragte Perkins.
Agent Donahue antwortete.
„Morgen, zwei Uhr früh, wird die Leiche mit meinem Wagen im Canyon versenkt. Der Tote hat meine Größe. Ein Junkie, der seinen Körper für ein paar Dollar der Wissenschaft vermacht hat. Vielleicht eine späte Genugtuung, dass er jetzt auf unserer Seite mitspielt. Nach dem Brand wird eine Identifikation schwer möglich sein. Ich verschwinde schon heute Abend. Fred überbringt das Video und seine Story morgen um elf. Dann wisst ihr mehr. Ich bin sicher, es wird klappen. Jeder hört gerne, was er schon glaubt. Und sie klebten mir verdammt knapp auf den Fersen.“
Die gemischte Truppe aus Angehörigen der Narcotic Squad, des Präsidiums und Mike Donahue, zerstreute sich.
Captain Perkins hielt Mike zurück.
„Sie wollten Fred Miller nicht verunsichern, aber Sie sagten: da kann kaum was schief gehen. Haben Sie Zweifel, Mike?“
Mike dachte bei sich, dass Perkins ein feines Ohr für Zwischentöne bewies. Er senkte ebenfalls die Stimme.
„Es ist alles gut vorbereitet, aber trotzdem sehr gefährlich. Fred muss vollkommen sicher auftreten. Gleichzeitig darf er sich nicht allzu sicher fühlen. Ein Risiko bleibt. Sie sind höllisch misstrauisch.“
„Meinen Sie, das Risiko ist zu hoch?“
„Nun, Captain, mir ist im Grunde genommen jedes Risiko zu hoch.“
Captain Perkins grinste. Er wusste sehr wenig über diesen Agenten einer Spezialeinheit, den sie ihm vor drei Monaten aus Washington geschickt hatten. Zu dem wenigen gehörte, dass der Mann einen legendären Ruf genoss. In die Ramirez-Organisation wurde er mit der kriminellen Vita eines Ostküsten-Gangsters eingeschleust. Die Ramirez‘ standen im Verdacht, im Zug ihres Rauschgifthandels auch Kontakte mit Terrorgruppen in Afghanistan zu pflegen. Pflege stand für Finanzierung. Terrorfinanzierung war ein Spezialgebiet Donahues. Der Captain war nicht informiert worden, was Mike herausgefunden hatte. Das überraschte ihn nicht. Doch Perkins steuerte immerhin die Idee bei, einen eigenen Undercover-Agenten aufzuwerten, der bereits in der Bande mitmachte. In der Hierarchie der Gangster stand er weit unter Donahue. Wenn er seinen Bossen einen großen Gefallen tat, würde ihn das näher an den inneren Kreis heranbringen.
„Fred Miller ist ein guter Mann“, sagte Mike zum Abschied. „Er wird es schaffen.“
Ganz nebenhin fügte er hinzu, „Es haben viele Leute an dieser Besprechung teilgenommen.“
Dabei streifte sein Blick auch die sportliche Beamtin, die noch in der Nähe stand.
Captain Perkins‘ massiges, von Natur rosiges Gesicht, wurde um eine Schattierung dunkler.
„Ich lege für jeden einzelnen meine Hand ins Feuer.“
Donahue lächelte sanft.
„Dann ist es ja gut, Captain.“
Später fragte sich Perkins, ob er mit seiner Idee wirklich so gut lag. Ihm wurde plötzlich bewusst, dass er allein die volle Verantwortung für ihr Gelingen trug. Auf Donahue würde er
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