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Chiara Fontana - Das Möbiusband (German Edition)

Chiara Fontana - Das Möbiusband (German Edition)

Titel: Chiara Fontana - Das Möbiusband (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Bergmann
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auszuweichen.

61___
    Dank Donahues Tempo erreichten Sie die Raststätte eine Viertelstunde vor 1 Uhr nachts. Er hielt direkt vor der Cafeteria, die beinahe menschenleer war.
    „Gehen Sie voraus“, sagte er. „Ich habe da einiges abzuarbeiten, was im Lokal nur unnötig Aufmerksamkeit erregen würde.“
    Vanetti hatte das Gefühl, einer Rakete zu entsteigen. Er betrachtete seinen Wagen mit einer Mischung aus Widerwillen und heimlichem Stolz, wollte noch etwas sagen wie ‚Lassen Sie uns nicht sitzen‘, überlegte es sich anders und folgte den beiden Frauen. Dieser Amerikaner würde sie nicht sitzen lassen. Jedenfalls nicht, solange Chiara den A-Grav hütete wie ihren Augapfel. Sie machte auch jetzt keine Anstalten, die Umhängetasche wegzulegen. Vanetti bestellte Kaffee und Schinken-Käse-Toasts.
    Sie waren mit dem Essen fertig, ehe sich Donahue zu ihnen setzte. Er vergewisserte sich, dass der müde Kellner außer Hörweite war.
    „Es ist einiges los in Wien. Die Leichen wurden schon gefunden. Schneller als ich dachte. Nur die Leichen, der Syrer leider nicht. Seine Leute waren offenbar noch schneller. Die Ermittlungen sind gerade erst im Anlaufen. Die Polizei hat eine Nachrichtensperre verhängt.“
    Chiara staunte.
    „Das bekommen Sie alles heraus, obwohl es gerade erst passiert ist?“
    „Ich kann mit dem CX auf Rechner zugreifen, die alle Nachrichten rund um die Uhr automatisch analysieren und aufbereiten. In Echtzeit, wie die IT-Typen sagen. Vieles erfahre ich schneller als die Verantwortlichen vor Ort. Ich kann damit auch selbst recherchieren.“
    „Und woher bekommen Ihre Rechner die Nachrichten?“ fragte Vanetti spöttisch, weil er dem Amerikaner seine Angeberei übel nahm und dies umso mehr, als der eigentlich nichts Angeberisches an sich hatte. „So viele Spitzel können Sie doch gar nicht haben.“
    Donahue lächelte, was ihn, wie Elena fand, unwiderstehlich gut aussehen ließ.
    „Keine Spitzel. Aber was irgendwo auf der Welt elektronisch übertragen wird, landet ziemlich verlässlich bei uns. Der Rest ist nur eine Frage der Auswertung.“
    Zwei kräftige Männer in Jeans und Arbeitsjacken, vielleicht LKW-Fahrer, setzten sich an einen Nebentisch und bestellten Kaffee. Sie begannen eine halblaute Diskussion über das österreichische Fußball-Nationalteam und interessierten sich offenbar in keiner Weise für ihre Umgebung.
    Donahue wandte sich an Chiara.
    „Wir sind in einer Situation, in der jede Information über Leben und Tod entscheiden kann. Deshalb bitte ich Sie, dass Sie uns alles erzählen, was Sie über den A-Grav wissen. Wie er in Ihren Besitz gelangt ist und so weiter.“ Er grinste jungenhaft. „Es ist nicht nur wegen Leben und Tod. Tatsächlich sterbe ich vor Neugier, wenn ich nicht mehr darüber erfahre.“
    Vanetti vergaß seine Vorbehalte und sagte auf Italienisch: „Mir geht es genauso.“
    „Okay“, willigte sie ein. „Aber ich werde mich auf das Wesentliche beschränken.“ Dies ermöglichte es ihr, ohne schlechtes Gewissen das eine oder andere Detail zu übergehen. Unerwähnt ließ sie ihre Visionen, Antonios Veränderung, das alte, verschlüsselte Manuskript von Guido – was sollte sie davon erzählen, da sie doch selbst kaum etwas darüber wusste? Auch den Mann im hellen Mantel unterschlug sie. Obwohl oder gerade weil sie das unbestimmte Gefühl hatte, dass der Agent sich für ihn besonders interessieren würde. Doch sie wusste über diesen Mann eigentlich noch weniger als über Guidos Manuskript. Ihr Bericht war klar und knapp. Sie benötigte nicht mehr als eine Viertelstunde. Donahue hatte ihr ebenso aufmerksam zugehört wie die anderen, dabei aber auch die Umgebung und den Wagen ständig im Auge behalten, jeden registriert, der hereinkam oder hinausging und dazu regelmäßig das Display seines CX überprüft. Chiara kam es vor, als fiele es ihm ganz leicht, sich zu spalten und dennoch jede einzelne Rolle vollwertig auszufüllen.
    Als sie fertig war, sagte er: „Das ist eine sehr ungewöhnliche Geschichte. Den Beweis für ihre Wahrheit haben Sie uns ja schon geliefert. Ist Ihnen noch irgendetwas – oder irgendwer – aufgefallen?“
    Chiara überlegte. Auch ob sie ihm einen Grund für seine Frage geliefert hatte.
    „Es waren turbulente Tage, aber ... nein, nicht dass ich wüsste.“
    „Wie ist Antonios Warnung in Ihre Wohnung gelangt?“
    Nun ärgerte sie sich, dass sie den Mann im Mantel nicht erwähnt hatte. Aber jetzt war es zu spät dafür. Donahue würde es

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