Chicagoland Vampires 02 - Verbotene Bisse
Titelseite schmückte. Sie trug ihren üblichen blonden Pferdeschwanz, Designer-Jeans, Stöckelschuhe und eine überdimensionierte Sonnenbrille. Sie war in der Bewegung fotografiert worden, während sie jemanden abseits der Kamera anlächelte. Zufälligerweise wusste ich, dass die Person, die sie anlächelte, genau wie ich einer der neuen Vampire Cadogans war. Lindsey war mit Connor kurz nach der Aufnahmezeremonie, bei der er und ich in das Haus aufgenommen worden waren, zusammengekommen – zu Lucs großem Entsetzen.
»Das entspricht nicht ganz der von Cadogan akzeptierten Uniform«, wies Luc sie zurecht.
»Aber diese Jeans ist süß«, flüsterte ich.
»Ich weiß, nicht wahr?« Sie erwiderte mein Grinsen. »Und total günstig.«
»Deinen kleinen Hintern als Titelbild auf der Weekly zu sehen, ist nicht der direkte Weg zu meinem Herzen, Blondie«, sagte Luc.
»Dann habe ich es ja genau richtig gemacht.«
Luc gab ein Knurren von sich, denn er verlor langsam die Geduld. »Ist das wirklich das Beste, was du für dieses Haus tun kannst?«
Lindseys ständige Streitereien mit Luc hinterließen bei mir den Eindruck, dass sie in Wirklichkeit leidenschaftlich in ihn verliebt war. Allerdings vermutete man das kaum, wenn man sah, wie wütend sie ihn anfunkelte. Sie hob den Zeigefinger und begann zu zählen.
»Erstens, ich habe nicht darum gebeten, fotografiert zu werden. Zweitens, ich habe nicht darum gebeten, fotografiert zu werden. Drittens, ich habe nicht darum gebeten, fotografiert zu werden.« Sie hob die Augenbrauen in Richtung Luc. »Verstehst du, was ich sagen will? Jetzt mal ganz ehrlich. Diese Sache mit dem ›Kann man auf Fotos nicht sehen‹ ist eine verdammte Legende.«
Luc murmelte etwas von Befehlsverweigerung und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Leute, wir sind an einem Wendepunkt. Wir haben uns geoutet, der Kongress hat uns durch die Mangel gedreht, und jetzt haben wir alle Paparazzi dieser Welt am Hals. Außerdem haben wir herausgefunden, dass in wenigen Wochen Gabriel Keene, der Chef von Zentral-Nordamerika, unserer schönen Stadt einen Besuch abstatten wird.«
»Keene ist auf dem Weg hierher?«, fragte Peter. »Nach Chicago?« Peter lehnte sich vor, die Ellbogen auf dem Konferenztisch. Peter war groß gewachsen und schlank, hatte braune Haare und wirkte wie etwa dreißig. Mit seiner legeren Kleidung und seiner gelassenen Haltung vermittelte er den Eindruck eines Mannes, der in seinem Leben (als Mensch oder Vampir) über eine Menge Geld verfügt hat.
»Nach Chicago«, bestätigte Luc. »Die Menschen wissen vielleicht noch nicht, dass die Formwandler existieren, wir aber schon. Bedauerlicherweise für alle.«
Unter den Wachen gab es einiges Gekicher. Vampire und Formwandler waren nicht gerade die besten Freunde, und die Spannungen hatten in letzter Zeit zugenommen – ich hatte gehört, dass Gabriel die Stadt besuchen wollte, um sie als möglichen Tagungsort für seine Formwandler zu begutachten. Sein Besuch und die Möglichkeit, dass Formwandler massenhaft in Chicago auftauchen würden, waren in den Tagesaufgaben – dem täglichen Nachrichtenüberblick für die Wachen Cadogans – mehr als einmal aufgetaucht.
»Okay, Leute, wir sollten nicht einen auf naiv machen und glauben, dass unsere frisch erlangte Popularität ewig bestehen wird, klar? Die Menschen – und das ist nicht böse gemeint, Hüterin, die du hier der letzte Neuzugang bist – sind ein wankelmütiger Haufen. Wir wissen, was geschieht, wenn sie von uns genervt sind.«
Luc bezog sich auf die Säuberungen, das vampirische Gegenstück zur Hexenverfolgung. In Europa hatte es zwei gegeben, die erste 1611 in Deutschland und die zweite 1789 in Frankreich. Tausende Vampire, ein ziemlich großer Teil unserer europäischen Bevölkerung, wurden während dieser beiden Ereignisse ausgelöscht – gepfählt, verbrannt, ausgeweidet und zum Sterben liegen gelassen. Die Formwandler hatten von der Zweiten Säuberung gewusst, aber sich nicht eingemischt; daher rührte eine gewisse Feindseligkeit zwischen den beiden Spezies.
»Und jetzt kommt’s«, sagte Luc. »Wir haben mitbekommen, dass die Weekly eine mehrteilige Enthüllungsgeschichte über geheime Vampiraktivitäten veröffentlichen will.«
»Geheim?«, fragte Kelley. »Was tun wir denn, das so furchtbar geheim ist?«
»Genau das will ich herausfinden«, sagte Luc und deutete mit dem Finger nach oben. »Ich treffe mich gleich mit eurem und meinem Meister. Aber bevor ich die Gelegenheit
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